Das Winter-Transferfenster nähert sich mit großen Schritten und das ist für die Medien natürlich wieder Grund genug, wild zu spekulieren. Wer wird kommen und wer wird gehen? Die Namen erstrecken sich quer durch ganz Fußball-Europa. Özil und Coutinho tauchen aber am häufigsten auf. Özil gilt wohl als Plan B, der immer mehr zum Plan A wird, da Coutinho dann doch sehr teuer ist. Leon Goretzka soll nach aktuellen Berichten dann doch wohl eher in England landen. Unabhängig davon muss man sich Gedanken machen, ob die Fehlplanung in der Personalpolitik noch weiter fortgesetzt wird.
Mesut Özil – Topverdiener am Zenit?
Dass Mesut Özil ein wirklich guter Fußballer ist, ist unbestritten, dass Barça im Mittelfeld Verstärkung benötigt ebenfalls. Doch zwei Fragen werfen sich bei diesem Namen sofort auf: “Der ist schon 30, wie lange soll denn der Vertrag werden und wie viel soll er verdienen?” und vor allem “Ist er der Spielertyp, den wir brauchen?” Die Beantwortung beider Fragen fällt, wenn man sich Barças jüngere Transferpolitik ansieht, wohl leider negativ aus. Arda Turan ist mit sechs Millionen Nettogehalt einer der Topverdiener im Verein und hat unter Ernesto Valverde in dieser Saison noch keine Minute in einem Pflichtspiel bestritten. Dass der Transfer ein teures Missverständnis war, darüber sind sich mittlerweile wohl beide Seiten einig. Doch aufgrund der langen Vertragslaufzeit ist es für Barcelona schwer, einen Abnehmer zu finden. Durch das hohe Gehalt, das nur wenige Vereine bereit sind zu zahlen, ist es auch für Turan nicht wirklich lukrativ, sich im Herbst seiner Karriere bei einem neuen Verein für weniger Geld weit mehr anstrengen zu müssen. Das ist also nur zu verständlich.
Diese Erfahrungen lassen einen auch beim Transfer von Mesut Özil skeptisch werden. Der Deutsche ist mindestens bereits auf seinem Zenit, wirkt in seinen Leistungen doch nicht immer konstant, was allerdings auch am komplizierten spielerischen Umfeld bei Arsenal liegen kann, und es ist alles andere als realistisch, dass sich der Deutsche noch einmal steigern wird. Das tun die wenigsten Fußballer in diesem Alter, wenn sie nicht gerade Lionel Messi heißen. Auch die Gehaltsvorstellungen von Özil dürften, so berichten zumindest einige Medien, durchaus beträchtlich sein.
Philippe Coutinho – teuer und verletzungsanfällig
Auch bei Coutinho ist unbestritten, sogar noch mehr als bei Mesut Özil, dass er ein großartiger Fußballer ist. Dennoch müssen einem beim Brasilianer zwei Dinge Sorgen bereiten: der Preis und die Verletzungsanfälligkeit. Liverpool ist an sich kein Verkaufsverein, Coutinho hat einen Langzeitvertrag und ist noch ziemlich jung sowie ein Schlüsselspieler. Hinzu kommt, dass die ganze Welt weiß, dass Barça seit dem Neymar-Abgang ziemlich flüssig ist, die Verhandlungsbasis auch nicht unbedingt stärkt. Klammert man den Preis aus, so muss man auch hinterfragen, ob man auf Dauer konstant auf Coutinho zählen kann. Der Brasilianer ist äußerst verletzungsanfällig und gerade im Mittelfeld bräuchte Barça ein eingespieltes Team, das die meisten Spiele in der Saison bestreiten kann.
Beide nicht die passenden Spielertypen
Das größte Argument kommt aber erst: Beide gehandelten Kandidaten wirken nicht wie die Spieler, die das Mittelfeld von Barcelona auf Dauer benötigt. Klar, Iniesta wird älter und für ihn muss Ersatz her. Vielmehr krankt es aktuell aber in der Spielkontrolle. Mit Paulinho, Rakitić und Gomes hat man drei Spieler, die diese absolut nicht forcieren bzw. sie auch nicht in das Spiel einbringen können. Es gibt ja einen Grund, warum sich Iniesta und Busquets bei Spanien noch mehr in den Vordergrund spielen können bzw. eigentlich viel mehr zwei Gründe: Isco und David Silva. Beide sind Spielertypen, die mit dem Ball agieren können. Coutinho und Özil können das auch, haben aber dabei viel mehr den Zug zum Tor im Fokus als die Spielkontrolle. In einem System, in dem Messi die Offensive dirigiert, ist kein Platz für Coutinho und Özil, wenn man nicht die Ausgewogenheit auf dem Feld völlig über den Haufen werfen will. Auch das Umschulen würde Zeit kosten und eigentlich am Ziel vorbei führen. Wieso beispielsweise ein Eriksen noch nicht im Gespräch ist, ist mir schlichtweg unbegreiflich.
Jetzt seid ihr gefragt: Wie seht ihr die Situation rund um Barças Personalpolitik?