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Für viele ist es eine große Überraschung: Trotz überzeugender Leistungen in der letzten (halben) Saison wurde Cristian Tello nicht in die erste Mannschaft berufen. Tello, bekannt durch seine Schnelligkeit und Torgefahr, wurde von vielen Fans schon früh im Kader der ersten Mannschaft für die nächste Saison gesehen. Doch es kam ganz anders: Er bleibt vermutlich noch für eine Saison Spieler der zweiten Mannschaft, die in der zweiten spanischen Liga spielt.
War die Entscheidung, Tello nicht in die erste Mannschaft zu lotsen, richtig oder falsch? Manch einer dürfte geneigt sein zu denken, dass diese Entscheidung nicht nachvollziehbar ist, da er sehr überzeugt und selbst in der Champions League gegen Bayer Leverkusen kurz nach seiner Einwechslung zwei Tore erzielt und auch sonst für viel Gefahr auf den Außenbahnen gesorgt hat.
Womöglich war es dennoch die richtige Entscheidung, ihn noch für eine Saison in der zweiten Mannschaft zu belassen. Der Grund hierfür ist vor allem in seiner Spielart zu erblicken: Sie ist gegenwärtig noch zu durchsichtig. Er ist zwar sehr schnell und übt viel Druck auf die Außenverteidiger aus, doch mit der Zeit geht man das Risiko ein, dass sich beim ihm Frustration aufstaut und er sein Talent nicht mehr entfalten kann, wenn sich die Gegenspieler auf seinen Spielstil einstellen, wie z.B. Arbeola von Real Madrid. Mit einfachsten Mitteln wusste er sich gegen den Youngstar zu behelfen, weil er erkannt hat, dass der Katalane nur die Grundlinie im Blick hat. Aus alledem folgt, dass Cristian Tello durch die Nichtberücksichtigung für die erste Mannschaft nicht unbedingt benachteiligt wurde. Ganz im Gegenteil: Das ist die Chance sich zu verbessern und sein Spiel flexibler zu gestalten; gegen Mannschaften aus der zweiten Liga geht das am besten.
Nehmen wir uns mal Cuenca zum Vergleich: Dieser wurde mitten in der letzten Saison von der zweiten Mannschaft in die erste befördert. Es drängt sich die Frage auf, warum er, nicht aber Tello diese Ehre zuteil wurde, da beide in der Spielanlage viele Ähnlichkeiten aufweisen. Zudem hat Cuenca weniger Tore in der Liga geschossen als Tello. Und trotzdem ist diese Ungleichbehandlung gerechtfertigt, weil Cuencas Spiel nicht so ausrechenbar ist wie jenes Spiel von Tello. Während Tello oft die Linie entlang läuft und die Verteidiger sich gut auf ihn einstellen können, spielt Cuenca nicht so durchsichtig. Er ist genau so stark wie Tello auf der Außenbahn, zieht aber im Gegensatz zu Tello auch gerne mal nach innen. In der Folge können sich die Verteidiger nicht richtig auf ihn einstellen und wissen nicht, ob er diesmal die Linie runter sprintet oder nach innen zieht und dann den tödlichen Pass spielt oder gar einen Torschuss wagt. Das ist der Grund, warum er derzeit stärker einzuschätzen ist.
Die Barça-Fans und vor allem Tello sollten seine Nichtnominierung nicht negativ sehen. Tito Vilanova gibt ihm damit die Chance, sich weiterzuentwickeln und sein Spiel flexibler zu gestalten. Und das gelingt am besten gegen die kleineren Mannschaften der zweiten Liga. Mit Sicherheit wird Vilanova Tello auch für das ein oder andere Spiel der ersten Mannschaft berücksichtigen.