Kommentar zum Trainerkarussell: Valverde gefährdet?

StartKommentareKommentar zum Trainerkarussell: Valverde gefährdet?
- Anzeige -
- Anzeige -

Die Stimmen, die einen Abgang Ernesto Valverdes bei Barça fordern, sind nach den letzten überzeugenden Auftritten mit Sicherheit leiser geworden. Dennoch gibt es viele, die behaupten, dass sein Spielstil nicht zu den Katalanen passe. Aber nicht nur in Barcelona gibt es Trainerdiskussionen. Wir nehmen die momentane Situation als Anlass, auf die anderen Schwergewichte im europäischen Fußball und deren Coaches einzugehen.

Valverde & Barça: Ambivalente Beziehung

Rein ergebnistechnisch kann man sich eigentlich nicht über „Txingurri“ beschweren: In seiner ersten Saison holte er gleich die Liga und den nationalen Pokal. Nach einem gelungenen Start wurde nun in dieser Spielzeit auch bereits die erste Schwächeperiode vergleichsweise glimpflich überstanden. In der Primera División und in der Champions League ist man in der Tabelle an oberster Stelle zu finden.
Warum gibt es dennoch so viel Kritik? In diesem Artikel sollen nun nicht die Anschuldigungen im Vordergrund stehen, Valverde lasse zu passiv und defensiv spielen, es gäbe keine Spektakel mehr und der vielgerühmte Barça-Stil werde mit Füßen getreten. Nein, viel eher ist es interessant zu sehen, dass der FC Barcelona nur einer von vielen Vereinen ist, bei dem der Trainer den Sündenbock darstellt. Dieses Phänomen, das selten so stark ausgeprägt war, soll an den folgenden Beispielen aufgezeigt werden.

Clásico verloren? Weg mit dir!

Zugegeben, Julen Lopetegui hatte von Beginn an einen schweren Start. Sein dubioser Wechsel zu den Königlichen, der mit dem Rausschmiss aus der Nationalmannschaft einherging, mutete seltsam an. Als dann Ronaldo verkauft wurde und man am Transfermarkt passiv agierte, unterstütze den Trainer wohl auch keiner. Nach drei Champions League Titeln in Folge erwartete sich die Fangemeinschaft etwas schier Unmögliches: die Fortsetzung des ewigen Erfolges. Klar, im Moment steckt Real in der Krise, doch ist daran wirklich Lopetegui schuld? Was hätte Zidane denn anders machen können? Ramos und Varane spielen unterirdisch, dem Mittelfeld fehlen die kreativen Ideen und Bale und Benzema treffen in letzter Zeit nicht mehr. Motivationssache? Nonsens! Jeder Spieler möchte gewinnen, das ist bei Real Madrid nicht anders. Einzig die Art, wie eine Krise betrachtet wird, könnte bei Real anders sein. Doch – nur bei Real?

Gegen Gladbach 0:3? Unerhört!

Ja, auch die Bayern müssen hier genannt werden. Zuerst wurde Niko Kovac noch gelobt, dann folgte jedoch schnell die Ernüchterung. Kaum hatte er gegen überragend aufspielende Fohlen verloren, zweifelten die meisten auch schon an seiner Eignung. Liegt es an ihm, dass der Umbruch bei den Bayern nicht völlig reibungslos verläuft? Es mussten schließlich neue Kräfte etabliert, Robben und Ribéry ersetzt und Goretzka, Gnabry und Sanches und weitere in die Mannschaft integriert werden. Selbstverständlich ist man beim Branchenprimus aus Bayern absolut unzufrieden mit der Situation, aber inwiefern Kovac an den Misserfolgen die Schuld trägt, darf man sich dennoch fragen.

Immer noch kein Premier League Titel

José Mourinho polarisiert. Das ist kein Geheimnis und dessen sollten sich seine Arbeitgeber bewusst sein. Bei Manchester United stellte man ihm viel Geld zur Verfügung, um endlich wieder den ganz großen Wurf zu landen, was allerdings misslang. Nun scheint die Zeit gekommen zu sein, um die Reißleine zu ziehen. Ein neuer Trainer könnte das Team umstrukturieren und frischen Wind bringen. Könnte. Muss aber nicht. Ebenso gut wäre es denkbar, dass eine verunsicherte Mannschaft mit dem neuen Trainer überfordert ist und der Weg zurück auf die Siegerstraße dadurch nur noch schwieriger wird. Alles in allem wird Mourinho wohl bald entlassen werden, wenn in dieser Saison keine enorme Leistungssteigerung zu beobachten ist.

Henry jetzt der Heilsbringer?

Nicht nur in Spanien, England und Deutschland, sondern auch in Frankreich kennt man das Trainerkarussell gut. In Monaco soll Thierry Henry die strauchelnden Monegassen zu altem Glanz führen. Einziger Haken: Der Erfolg stellt sich unter ihm auch nicht sofort ein. Zwei Unentschieden bei den ersten beiden Spielen als Cheftrainer sind nicht unbedingt überzeugend, vor allem, wenn die Gegner Brügge und Dijon heißen. Was genau hat Jardim eigentlich falsch gemacht? Spekulationen gibt es zu Genüge, nur muss festgehalten werden, dass er unter keinen Umständen Falcaos Verletzung wollte oder dass es seine Idee war, jeden Sommer die besten Spieler abzugeben.

Trainerkarussell als Lösung? Antwort ungewiss…

Was haben diese Beispiele alle gemeinsam? Es handelt sich um Vereine, die kurz davor sind, nach gerade einmal zweieinhalb Monaten in der neuen Spielzeit den Trainer zu entlassen oder das bereits getan haben. Natürlich hat der Coach die Verantwortung über die Mannschaft und seine taktischen Entscheidungen sowie sein Umgang mit den Spielern sind elementar. Dem zum Trotz wird es keinem Team helfen, mitten in der Saison plötzlich einen neuen Trainer vorgesetzt zu bekommen. Warum haben die Vereinsspitzen und die Fans nie die so bitter notwendige Geduld, wenn es gerade einmal nicht so gut läuft? Vielleicht wäre es ein gutes Zeichen, Trainerwechsel grundsätzlich nur zwischen den Spielzeiten zu erlauben. Dann hätte man als Fan aber nicht halb so viel Spaß am Kritisieren…

Was meint ihr zu dieser Problematik? Immer die Trainer anzukreiden, kann doch nicht die Lösung sein?

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -

AKTUELLE USER-KOMMENTARE