Der FC Barcelona gab bekannt, dass Kevin-Prince Boateng bis zum Sommer auf Leihbasis geholt wird. Viele Anhänger des Klubs aus der blickten ungläubig auf die Meldung, befand sich Boateng doch bisher eher auf dem absteigenden Ast seiner Karriere und schien diese in Italien bei Sassuolo Calcio ausklingen lassen zu wollen. Wir wollen einmal darauf blicken, wie der Ghanaer im System eingesetzt werden könnte und inwiefern er eine Verstärkung darstellen könnte.
Boateng im Mittelfeld
Im Großen und Ganzen gibt es zwei Möglichkeiten, wie man Kevin-Prince Boateng einsetzen kann. Die erste Variante kommt Boatengs bisherigem Karriereverlauf am nächsten. Der Ghanaer ist nämlich gelernter Mittelfeldspieler und dementsprechend liegt es nahe, ihn auch dort unterzubringen. Boateng kann dahingehend verschiedene Aufgaben übernehmen. Am nächsten käme er bei einem Engagement im mittleren Teil der Mannschaft wohl dem Spielstil eines Arturo Vidal. Er hat offensichtliche Schwächen im schnellen Kombinationsspiel, versteht es aber hervorragend, in Situationen vor dem gegnerischen Strafraum nach vorne zu rücken und ins Sturmzentrum vorzustoßen. Alternativ platziert er sich einige Meter vor dem Strafraum um dort für eine Überlagerung der Zentrale zu sorgen und sich bei Ballverlusten am Gegenpressing zu beteiligen. In Drucksituationen des Gegners wiederum, vor allem in Spielsituationen mit einer knappen Führung, könnte Boateng seine hervorragende Physis und Zweikampfstärke einsetzen, um Bälle im Mittelfeld zu erobern. Besonders seine langen Bälle könnten hier eine tolle Waffe sein, um Konter über die schnellen Außenspieler zu initiieren. Zur Absicherung könnte Boateng allerdings auch bei eigenem Ballbesitz eingesetzt werden. Mit Coutinho, Dembélé und Messi verfügt Barça über drei Außenspieler, welche sich tendenziell eher in der Mitte um den Strafraum herum aufhalten, und sich dort am Kombinationsspiel beteiligen. Die Außen könnten in diesen Situationen von den Außenverteidigern besetzt werden, wie es aktuell bereits oft geschieht. Man muss allerdings sagen, dass Barcelona im Mittelfeld hervorragend besetzt ist, mit Vidal bereits einen Spielertypen hat, der ähnliche Fähigkeiten hat und mit Aleñá über einen weiteren Mittelfeldspieler verfügt, der sich langsam zu einer ernsthaften Alternative in der Zentrale entwickelt. Kommen wir also zu einer Position, auf welcher der Schuh eher drückt.
Boateng im Sturm
Geholt wurde Kevin-Prince Boateng nämlich hauptsächlich, um eine Alternative im Sturmzentrum darzustellen. Dort befindet sich Luis Suárez nach dem Transfer von Munir momentan allein auf weiter Flur, auch wenn man sagen muss, dass Lionel Messi sich dort durchaus auch Zuhause fühlt. Jedoch ist La Pulga stärker, wenn sich ein weiterer Spieler nahe des Sturmzentrums befindet. Wie würde ein von Boateng besetztes Sturmzentrum also aussehen? Grundsätzlich muss man sagen, dass der Prince die Position im Sturm zwar auf diversen Stationen begleitet hat, seine Kernkompetenz jedoch nie das Schießen von Toren war. Viel eher verstärkte Boateng von dort aus das Mittelfeld und schaffte es, gegnerische Verteidiger zu binden und in verschiedene Richtungen zu ziehen, um Platz für die ins Sturmzentrum stoßenden Mittelfeld- oder Außenspieler zu schaffen. Darüber hinaus ist Boateng durch seine Physis im Sturm ein hervorragender Wandspieler. Er bietet dort eine gute Anspielstation und kann von dort aus den Ball entweder zurück ins Mittelfeld oder auf einen hinterlaufenden Außenstürmer weiterspielen. Das ist eine Fähigkeit, die im gegenwärtigen Kader des FC Barcelona außergewöhnlich ist und eine völlig neue Möglichkeit der Strafraumbearbeitung mit sich bringt. Der Ghanaer ist somit prädestiniert dafür, den etablierten Torjägern Messi und Suárez ab und an Pausen zu verschaffen. Durch seine, im Vergleich zu den beiden, geringe Torquote sollte jedoch stehts einer der beiden noch mit ihm auf dem Platz stehen. Mit Messi könnte Boateng somit Teil eines Dreierstums werden, während er mit Suárez eine Doppelspitze, z.B. in einem 4-4-2, bilden könnte. So oder so hat der FC Barcelona mit Boatengs Leihe die Alternativen im Kader noch mal ein deutliches Stück erhöht, ohne dabei ein zu Großes Risiko tragen zu müssen. Wir sind gespannt auf die ersten Einsätze des Prinzen.