Luis Suárez ist ohne Frage ein herausragender Stürmer und wir alle können froh sein, einen solchen Spieler in den letzten Jahren in den eigenen Reihen gehabt zu haben und ihn immer noch als essenziellen Bestandteil unserer Mannschaft begrüßen zu dürfen. El Pistolero war maßgeblich an den jüngsten Erfolgen der Vergangenheit beteiligt, wobei besonders das Triple aus dem Jahr 2015 Erwähnung finden sollte. Mit mittlerweile 31 Jahren ist der uruguayische Stürmer allerdings nicht mehr der Jüngste und es wird Zeit, darüber nachzudenken, wie das Sturmzentrum des FC Barcelona zukünftig besetzt werden soll. Dabei lassen sich drei Möglichkeiten ausmachen, die hier erläutert werden sollen.
Möglichkeit Nr. 1: Der ewige Suárez
Die erste Möglichkeit besteht darin, in den nächsten Jahren weiterhin auf Luis Suárez zu vertrauen. Verbunden mit diesem Modell ist eine große Hoffnung: Der Uruguayer findet im Herbst seiner Karriere noch einmal zu einer ihm nicht mehr zugetrauten Leistungsexplosion. Bereits in dieser Saison kommt El Pistolero noch einmal richtig in Tritt und trifft plötzlich am Fließband. Ein Spiel ohne einen Treffer des Barça-Stürmers wird zur absoluten Ausnahme. Suárez zeigt es allen und holt in den letzten Spieltagen sogar noch seinen Mannschaftskameraden Lionel Messi in der Torschützenliste von LaLiga ein, womit er sich zum Torschützenkönig der spanischen Eliteklasse krönt. Im Champions-League-Finale wiederum wird Barcelonas Stürmer zum entscheidenden Mann, indem einen Doppelpack zum knappen 3:2 Sieg über Pep Guardiolas Manchester City erzielt und dem FC Barcelona damit das dritte Triple der Vereinsgeschichte beschehrt. Schnell verfliegen die Gerüchte um andere Sturmalternativen und Luis Suárez kann dieses Niveau noch über viele Jahre kompensieren. Ähnlich wie Zlatan Ibrahimović oder (vermutlich) Cristiano Ronaldo spielt der Uru bis ins hohe Alter auf absolutem Topniveau, was er nicht zuletzt neuen Ernährungsplänen und einer im Laufe der Jahre erarbeiteten herausragenden Fitness zu verdanken hat. Egal welche Spieler als Nachfolger gehandelt werden, Suárez überdauert sie alle und führt den FC Barcelona gemeinsam mit Lionel Messi in die erfolgreichste Ära des Klubs. Auch aufgrund dieser mutigen Entscheidung geht Josep Maria Bartomeu als größter Vereinspräsident aller Zeiten in die Geschichte des FC Barcelona ein. Aber genug gesponnen. Es sei gesagt, dass diese Möglichkeit diejenige ist, welcher hier die geringste Wahrscheinlichkeit zugesprochen werden soll. Von daher schauen wir uns mal die Alternativen zu diesem Modell an.
Möglichkeit Nr. 2: Die Rückkehr der falschen Neun
Die erste Alternative zu diesem Plan besteht darin, Lionel Messi wieder auf ebenjene Position zu ziehen, die ihn zum vermutlich besten Spieler der Geschichte machte – Die Falsche Neun. Für die Leistungen die der Argentinier auf dieser Position, vor allem unter Pep Guardiola gebracht hat, gibt es keine Superlativen mehr, die nicht bereits in jeglicher Variation augesprochen oder geschrieben wurden. Messi sorgte auf dieser Position für die Erledigung einer Vielzahl von Aufgaben, die vor allem die Offensive betreffen. Er war am Spielaufbau beteiligt, spielte gefährliche Schnittstellenpässe, riss Lücken mit seinen Dribblings im Mittelfeld und verbuchte eine unglaubliche Anzahl von Toren und Assists. Diese Freiheiten waren wurden vor allem dadurch möglich gemacht, dass der FC Barcelona zu Peps Zeiten über eine viel größere Qualität im Mittelfeldzentrum, sowie die richtigen Spielertypen auf den Außenpositionen verfügte. Im Mittelfeld gab es mit Xavi, Iniesta oder Fàbregas Spieler, die über eine Vielzahl an Fähigkeiten verfügten, die sie ins Offensivspiel der Mannschaft einbringen konnten. Xavi war durch seine Pässe, Iniesta durch seine Dribblings und Fàbregas durch seinen Offensivdrang und seine Abschlüsse gefährlich. Hinzu kamen Außenspieler wie Pedro, Alexis oder David Villa, die einen starken Hang dazu hatten, in die Mitte zu ziehen. Die Last für Gefahr im offensiven Zentrum zu sorgen wurde somit auf eine Vielzahl von Schultern verteilt. Im aktuellen System des FC Barcelona spielt La Pulga eine ähnliche Rolle wie damals, auch wenn er nominell meist als rechter Außenstürmer aufgeboten wird. Luis Suárez in Mittelstürmerposition ist ein nicht unterschätzender Faktor dabei, wenn es darum geht, Messi zum glänzen zu bringen. Seine intelligenten Laufwege sowie seine Übersicht im Strafraum ebnen oft den Weg für die Glanzmomente eines Lionel Messi. Wenn Messi nun aber wieder in die Rolle der alleinigen falschen Neun aufgeboten werden würde, bräuchte es in jedem Fall vermehrte Investitionen ins Mittelfeldzentrum (die ohnehin schon notwendig erscheinen), sowie die Entwicklung von klassischen Außenstürmern wie Malcom oder Dembélé dahingehend, dass sie insgesamt klüger in ihrer Entscheidungsfindung werden und irgendwann genau wissen, wann sie ins Zentrum vorstoßen können um dort für Gefahr zu sorgen. Mit der Versetzung von La Pulga ins Zentrum wäre also ein erheblicher Investitions-und Zeitaufwand verbunden, der mit Blick auf Messis Alter vielleicht auch nicht unbedingt als optimal angesehen werden kann.
Möglichkeit Nr. 3: Die Verpflichtung eines neuen Stürmers
Die wahrscheinlichste Möglichkeit scheint daher, dass der FC Barcelona über kurz oder lang einen neuen Stürmer in den eigenen Reihen begrüßen wird. Ein paar Jahre wird El Pistolero wohl noch in seinen Beinen haben, aber man täte gut daran, sich jetzt bereits um die Verpflichtung einer Alternative zu kümmern. Das wäre nicht nur in Bezug zur aktuellen Situation notwendig, da die Wahl im Sturmzentrum ob des Personals keinen anderen Stürmer hergibt, aber auch für die Zukunft ist eine solche Verpflichtung mit Blick auf das Alter der beiden Protagonisten an Barcelonas vorderster Front absolute Pflicht. Aber wen könnte man verpflichten? Viele Möglichkeiten fallen einem da mit Blick auf den internationalen Transfermarkt kaum ein. Roberto Firmino vom FC Liverpool wurde in den vergangenen Tagen von verschiedenen Medien genannt und würde wohl wie La Pulga in die Kategorie “Falsche Neun” fallen. Mit ihm hätte man daher wohl ähnliche Probleme wie mit Messi auf dieser Position, hätte Messi jedoch zusätzlich als Unterstützung für das Offensivspiel. Eine Vorstellung, die durchaus zu gefallen vermag. Ein weiterer Spieler, der den Job eventuell erledigen könnte, wäre Manchester Citys Gabriel Jesus. Momentan kommt dieser unter Guardiola nur sehr selten zum Zug und könnte sich daher eine Luftveränderung wünschen. Auf der anderen Seite ist der Brasilianer für die Zeit nach Sergio Agüero wohl fest im Sturmzentrum des englischen Meisters eingeplant, was einen Transfer durchaus erschweren könnte. Zumindest fällt es schwer sich vorzustellen, dass City den jungen Stürmer an einen direkten Konkurrenten um den Champions-League-Titel abgeben könnte. Neben den beiden Brasilianern wird auch Harry Kane oft genannt, wobei dieser wohl bereits mit jedem Topklub auf der ganzen Welt in Verbindung gebracht wurde. Kane wäre definitiv ein Topstürmer im besten Fußballeralter, den der FC Barcelona gebrauchen könnte. Es ist allerdings auch nicht auszuschließen, dass dieser den Spurs aus Tottenham bis ans Karriereende erhalten bleibt. Darüber hinaus sind Nicolas Pépé und Krzysztof Piatek momentan gehandelte Optionen. So oder so: Was alle diese potentiellen Transfers (und auch alle anderen nicht genannten Namen) gemeinsam haben, ist ein extrem hoher Preis, den Barça investieren müsste. Das ist ganz einfach dem Mangel an starken, jungen Stürmern in der aktuellen Zeit geschuldet. Ohne Frage ist der Mittelsturm jedoch eine Position, in die der FC Barcelona in den nächten Jahren investieren muss, da Messi und Suárez irgendwann abbauen werden. Eine klare und seriöse Prognose ist jedoch nach aktuellem Stand nicht zu treffen.