Was war das für ein Fußballnachmittag bzw -abend? Mit 5:1 kann der FC Barcelona den ewigen Rivalen aus Madrid nach Hause schicken. Nach so einem Spiel müssen auch Valverde-Kritiker eine Lanze für ihn brechen. Der Trainer des FC Barcelona hatte einen entscheidenden Anteil am Sieg der Katalanen. Das soll die Leistung der einzelnen Spieler aber in keinem Fall schmälern. Ein paar Gedanken zu diesem denkwürdigen Clásico sind nun genau das Richtige, um das Spiel noch einmal zu verarbeiten.
Zunächst ist Valverde zu loben. Die Wechsel kamen alle zur richtigen Zeit und in der richtigen Situation. Semedo für Rafinha zu bringen war der richtige Schritt. Der Brasilianer war nämlich nach dem Ballverlust und auch generell in der zweiten Halbzeit relativ verunsichert, ohne, dass er auch nur im Ansatz eine schlechte Partie gespielt hätte. Defensiv war das dann aber doch eine ganz andere Hausnummer, als Semedo auf dem Platz stand, und das war auch so ein bisschen der Wendepunkt, weg von der kurzen dominanten Phase Madrids.
Dembélé für einen platten Coutinho zu bringen, hat sich ebenfalls als richtig herausgestellt. Auch positiv zu erwähnen ist, dass Dembélé heute wirklich fehlerlos gespielt hat und den Ernst der Lage erkannt hat. Über den Vidal-Wechsel am Ende kann man streiten und es tut den Fans zurecht immer etwas weh dabei zuzusehen wie Arthur, der nebenbei bemerkt großartig gespielt hat, vom Platz genommen wird, aber er war offensichtlich müde, wie auch in vergangenen Spielen. Bei dem Engagement ist das aber auch kein Wunder.
Suárez hat heute einmal mehr seinen unfassbaren Wert für das Team bewiesen. Klar hat er auch heute wieder ein paar Offensivaktionen verschleppt, doch es kann gesagt werden, dass man bei ihm immer ein wenig außer Acht lässt, in welch schwierigen Situationen er oft Bälle verarbeiten muss. Natürlich sieht er dann manchmal tollpatschig aus, gerade, wenn man Messi als Referenzwert für die Ballverarbeitung nimmt. Die zwei Abschlüsse, die heute nicht zum Tor geführt haben, waren aber einmal mehr der helle Wahnsinn.
Sergi Roberto, ist tendenziell dann im Mittelfeld stark, wenn drei weitere Mittelfeldspieler neben ihm sind und er auf die Seite gehen kann und bei Bedarf von dort nach innen arbeiten kann. Wenn er auch dauerhaft gestalterische Elemente übernehmen musste, sah er in der Vergangenheit oft etwas überfordert und unbeholfen aus. Er ist einfach auf der Außenbahn so vielseitig einsetzbar bzw. dann am besten, wenn er keine “dominante” Rolle übernehmen muss. Das heute war wieder großartig.
Alba muss man auf der anderen Seite mindestens genauso loben, was der heute gearbeitet hat, war beeindruckend und vor allem, welche Gefahr er dabei ausstrahlte. Auch Piqué und Lenglet müssen für ihre guten Leistungen gelobt werden, die haben insgesamt einen soliden Job gemacht.
Trotz seines Tores, so schmerzhaft es zu sagen ist, war heute fast Coutinho, derjenige, der im Verhältnis zu den Erwartungen, die man an ihn hatte am meisten enttäuscht hat. Dembélé hat nach seiner Einwechslung genau die Wege gemacht, die man sich von Coutinho gewünscht hätte.
Bei Rafinha war grundsätzlich sehr bemüht und auch in das Kombinationsspiel eingebunden. Als Backup ist er sehr solide, aber ob es für mehr reicht, steht in den Sternen und vor allem, ob er damit zufrieden ist. Über ter Stegen kann man heute nicht viel sagen, der Spielaufbau war grundsätzlich wieder sehr fein.
Busquets, Rakitić und Arthur sollen an dieser Stelle noch einmal gesondert erwähnt werden. Ersterer war ganz klar der Chef auf dem Platz und hat das Mittelfeld sogar für seine Verhältnisse überragend dirigiert. Rakitić war zwar in ein paar Aktionen zu überhastet, war aber für die Stabilität enorm wichtig und bei Arthur muss man sagen, auch wenn vielleicht der ein oder andere Fehler dabei war, ist es schon beeindruckend, mit dieser Ruhe in seinen ersten Clásico zu gehen. Mit frischen 22, in der ersten Saison in Europa, in der ersten Saison bei einem Top-Team und noch dazu bei Barça, das hat schon imponiert.
Insgesamt eine wirklich großartige Mannschaftsleistung. Es geht auch ohne Messi, aber man muss sich schon fragen, was da heute mit ihm gegangen wäre. Hätte es sogar noch eindeutiger werden können?
Anmerkung: Mein Forenbeitrag wurde von mir überarbeitet und zu diesem Kommentar erweitert.