Noch ist er beim FC Barcelona, zumindest offiziell. Doch bereits im kommenden Monat wechselt Marc Bartra, der momentan mit der spanischen Nationalmannschaft in Frankreich verweilt, zu Borussia Dortmund. Mit Sport sprach Bartra nun über seinen alten und neuen Arbeitgeber sowie auch darüber, wie es zum Wechsel kam. Auf seinen neuen Verein freue er sich, meinte Bartra. Culé bleibe er weiterhin, wolle aber alles für Dortmund geben. Auch seine Hoffnungen mit der spanischen Nationalmannschaft, die mit einem Sieg in die EM gestartet ist und auch gegen die Türkei nachlegte, waren Thema des Interviews. Von einem seiner spanischen Kollegen halte er besonders viel.
Seit seinem elften Lebensjahr bei Barça war Bartra beliebt bei den Fans des FC Barcelona. Doch nach nur sehr wenigen Einsätzen in der vergangenen Saison entschied er sich für den Wechsel zu einem anderen europäischen Topklub, zu Borussia Dortmund. Der Weggang von Hummels zum FC Bayern München eröffnet dem spanischen Innenverteidiger bei Dortmund gute Chancen, auch wenn er um seinen Stammplatz weiterhin kämpfen müssen wird. Im Folgenden das Interview, in dem Bartra erklärt, wieso er sich für den BVB entschied:
Wie kam der Wechsel zu Borussia Dortmund zustande?
„Es geschah alles sehr schnell. Sobald wir [Puyol und ich] das Angebot erhalten haben, schätzten wir es als ein sehr gutes ein, und ich war sehr aufgeregt. Es ist eine wichtige Herausforderung für mich. Der Wechsel ist ein großer Schritt, bahnte sich aber nach der letzten Saison bereits an.“
Würdest du sagen, der Wechsel war die einzig mögliche Option?
„Ich denke, diese Gelegenheit kam zu einer sehr passenden Zeit, in der ich alles Mögliche durchlebte. Ich habe gute Jahre bei Barça gehabt und auch schwierige Jahre. Im Allgemeinen bin ich reifer geworden – vor allem in der vergangenen Saison, die sehr kompliziert war. Die Dinge nahmen so ihren Lauf, sodass sich mir schließlich diese Option bot.“
Es ist unlogisch, dass Barça dir zuerst eine Erneuerung des Vertrags anbietet, nur um dich im Alter von 25 Jahren zu verleihen …
„Während meiner Zeit bei Barça habe ich immer gesagt, dass ich es nicht mag, ausgeliehen zu werden. Es ist, als sei man im Niemandsland. Wenn ich irgendwohin gehe, dann mit meinem ganzen Herzen, mit der ganzen Kraft der Welt. Der Verein wusste darüber Bescheid, dass ich Leihen nicht mag – vor allem nach dem, wie die letzte Saison verlief. Das Entscheidende war das Vertrauen, welches Dortmund in mich gesetzt hat. Deswegen war ich besonders aufgeregt.“
War es nicht nötig, mit Luis Enrique zu sprechen?
„Wir haben nicht miteinander gesprochen, weil die Fakten eindeutig waren. Aber ich werde nie etwas Schlechtes über Barça oder Luis Enrique sagen. Was ich heute bin, bin ich nur aufgrund dessen, was ich zuvor durchmachen musste. Ich war bei Barça während der besten Ära seiner Geschichte. Ich habe viele Titel mit Luis Enrique und anderen Trainern gewonnen. Ich bin wegen der guten und wegen der schlechten Dinge, die passiert sind, erwachsen geworden.“
Ist es beruhigend, zu gehen, nachdem der Trainer dich als Beispiel für Professionalismus bezeichnet hat?
„Ein Trainer kann mehr oder weniger auf dich bauen, aber das Wichtigste ist, als Persönlichkeit und als Profi alles zu geben. Ich gehe erhobenen Hauptes und mit der Gewissheit, dass ich mein Bestes für das Team, meine Mitspieler und den Trainer gegeben habe. Der Trainer trifft die Entscheidung, sie haben ihre Prioritäten und das habe ich bis zum Schluss respektiert. Daher habe ich die Entscheidung getroffen, die ich treffen musste, um zu wachsen.“
Du hast gesagt, nun werde es in Deutschland einen Culé mehr geben …
„Ich bin seit meiner Geburt Culé. Alles, was ich durchlebt habe, hat mich noch stärker zu einem Culé gemacht, außer die Dinge, die ich nicht mochte. Trotz allem lasse ich meine Mitspieler und viele Freunde bei Barça zurück, zusammen mit den Fans, die mir ein Gefühl der Wertschätzung gaben. Ich habe ihre Unterstützung gemerkt und das zählt am meisten.“
Wie oft hast du bereits gehört: Wie konnte man Bartra ziehen lassen?
„Ja, das habe ich auf der Straße, von Freunden und weiteren Culés gehört. Ich denke, sie sagen dies wegen meiner langen Zeit beim Verein und wegen meiner Stärke. Aber Dinge wie diese passieren, das Leben geht weiter und zu guter Letzt freue ich mich auch auf die Herausforderung in Dortmund.“
Mats Hummels zu ersetzen hört sich sehr schwer an …
„Ich bin einer von denen, die soweit wie möglich schauen. Ich mag große Herausforderungen. Wenn man sein Bestes geben will, profitiert auch die Mannschaft und die eigene Karriere am meisten.“
Wirst du die Bundesliga von den Bayern entlasten und spannender machen können?
„In der letzten Saison, als nur noch drei Spiele zu spielen waren, hatte Dortmund immer noch die Chance auf den Ligatitel und sie waren auch im Pokalfinale. Wir wollen alles gewinnen. In der Champions League spielt Dortmund immer eine Rolle. Der Verein ist sehr konkurrenzfähig, und das gefällt mir. Was den Spielstil, den Umgang mit dem Ball und das Pressing angeht, so erinnert Dortmund stark an Barça und die spanische Nationalmannschaft.“
Wenn wir von Spanien sprechen, wie schätzt du del Bosques starkes Vertrauen in Dich ein?
„Das Vertrauen, das er jetzt in mich setzt und über die letzten Jahre gesetzt hat, war eine der Motivationen für mich, weiterzumachen und nicht aufzugeben. Mein Ziel war es, bei der Europameisterschaft dabei zu sein, unter den Besten, und ich bin stolz, dies erreicht zu haben. Die Spanier haben eine tolle Generation an Spielern.“
Das stimmt. Wäre Nolito daher ein guter Kauf für Barça?
„Er ist in einer sehr guten Form, schon seit einer ganzen Weile. Bei der Barça B zeigte er bereits, dass er ein toller Spieler ist. Er ist einer der Besten auf dem Markt.“
Wenn du Robert Fernández [Sportdirektor von Barça] wärst, würdest du ihn verpflichten?
„’Nolo’ [Anm.: Spitzname von Nolito] kennt den Verein gut, aber Barça entscheidet letztlich. Ich bin niemand, um sagen zu können, wen sie verpflichten sollten.“
Träumst du davon, in Deutschland als Europameister anzukommen?
„Das wäre unglaublich und würde mich noch mehr motivieren, als Spieler weiter zu wachsen. Ohne Zweifel wäre es die beste Art und Weise, zu einem neuen Verein und in eine neue Stadt zu gehen.“