Marc-André ter Stegen – Teil 2: Plötzlich im Camp Nou

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“Ich habe einen anderen Bezug zum Torwartspiel.” Im zweiten Teil unseres Berichts über Marc-André ter Stegen erfahrt ihr unter anderem etwas über seine ersten Profiminuten und ein kurioses Verbot für seine Familie. Weiterhin erzählt der deutsche Nationalkeeper über seinen Wechsel zum FC Barcelona und welche Person ihn bei dieser Entscheidung besonders beeinflusst hat. Am Ende berichtet unser Stammtorhüter auch noch von einem seiner emotionalsten Erlebnisse im Trikot der Blaugrana.

Als der Fußball plötzlich ernst wurde

“Ich denke, dass ich eine andere Art zu spielen habe, weil ich in meiner Kindheit als Stürmer aktiv war. Ich habe dadurch irgendwie einen anderen Bezug zum Raum und zum Torwartspiel.“, berichtet ter Stegen. Diese Unterschiede waren wohl auch maßgeblich dafür, dass ter Stegen in die Jugendakademie aufgenommen wurde, während viele andere Teamkollegen im Alter von 14 oder 15 Jahren den Verein verlassen mussten.
„Es ist ein harter Moment. Im Grunde sind in diesem Alter noch alle einfach Kinder, die Spaß am Fußball haben. Und dann kommt jemand und sagt dir, dass es leider nicht reichen wird.“, weiß auch ter Stegen die Wichtigkeit dieser Situation einzuschätzen. Doch er selbst hatte offensichtlich ein Talent, das es ihm ermöglichte, weiter an den Traum einer Profifußballerkarriere zu glauben.

Unabhängigkeit und erster Einsatz in der Bundesliga

Als ter Stegen einmal nach einer schlechten Partie von seinem Trainer vor der Mannschaft kritisiert wurde, war er geschockt. Noch nie hatte ihn ein Coach derart heruntergemacht und als er nach Hause fuhr, weinte er ob der harschen Kritik. Doch an den folgenden Tagen begann er zu verstehen, wie wichtig es war, dieses schlechte Spiel zu akzeptieren und gleichzeitig hart an sich zu arbeiten, um solche Ereignisse in Zukunft nicht mehr geschehen zu lassen. „War der Trainer hart mit mir? Mit Sicherheit! Aber ehrlich gesagt brauchte ich das wahrscheinlich. Ich brauchte jemanden, der mir zeigte, was mich als Profifußballer alles erwartete.“
Schließlich wurde er zum ersten Mal in die Kampfmannschaft berufen und er traf eine auf den ersten Blick unverständliche Entscheidung: Er bat seine Familie, nicht zu den Spielen zu kommen. Zu groß war seine Angst, dass ihn der Gedanke, er könne seinen Großvater enttäuschen, vom Spiel ablenken würde. Denn sollte er schlecht spielen, wollte er es seiner Familie ersparen, inmitten einer Schar von Fans zu sitzen, die ihn möglicherweise ausbuhten. Dieses „Verbot“ betraf jedoch nur ter Stegens ersten Partien; in der folgenden Saison war sein Großvater und zumeist auch seine Mutter im Stadion anwesend, um Marc-André zu unterstützen und er selbst hätte sich eine Partie ohne sie nicht mehr vorstellen können.

Wechsel zum FC Barcelona

2014 klopfte dann der FC Barcelona an und meldete Interesse an einer Verpflichtung. Mönchengladbach bedeutete ter Stegen nach wie vor sehr viel, er war dort groß geworden und hatte das Fußballspielen von klein auf bei diesem Verein gelernt. Aber dennoch entschloss er sich, das Angebot anzunehmen. „Ich entschied mich aus zwei Gründen für einen Wechsel. Der erste war Barças Spielphilosophie, die mir sehr entgegenkam, und der zweite war Andoni Zubizarreta.“ Ter Stegen machte nie ein Geheimnis daraus, am Spiel aktiv teilnehmen zu wollen, und die Blaugrana dominierten ihre Gegner durch das schnelle Kurzpassspiel, bei dem alle Feldspieler jederzeit über die benötigten Fähigkeiten verfügen mussten. Und um dieses Konzept zu bewerkstelligen, durfte ein Torhüter mit ausgezeichneten Passqualitäten natürlich auch nicht fehlen, eine Tatsache, der sich ter Stegen sehr gut bewusst war.
Dass Zubizarreta ihn auch stark beeinflussen sollte, hatte er damals nicht geahnt. „Ich hatte nicht erwartet, dass er eine so große Rolle spielen würde. Aber als wir zu reden begannen, zeigte er volles Verständnis und Mitgefühl und seine Art überzeugte mich.“

Anfang bei Barça und die Heimkehr

Obwohl der Verein nie einen Hehl daraus machte, an ihn zu glauben, waren die ersten Monate für ihn nicht leicht. „Ich sprach kaum Spanisch und war sehr froh, dass Ivan Rakitić zur selben Zeit verpflichtet wurde. Er sprach Deutsch und Spanisch und er half mir, wenn ich etwas nicht verstand oder Fragen hatte. Auch Rafinha war mir eine Hilfe, wir sprachen beide Englisch und hatten die Spinde nebeneinander. Uns verbindet immer noch eine gute Freundschaft.“
Die Champions-League-Auslosung 2016 hielt für ter Stegen eine besondere Überraschung bereit: Es ging gegen Borussia Mönchengladbach. „Am Anfang war ich nicht glücklich darüber. Aber dann dachte ich mir, dass es eine großartige Gelegenheit sein könnte, alle wiederzusehen. Ich konnte nur nicht einschätzen, wie die Fans reagieren würden.“
Der Weg zum Stadion, die Stadt und die Leute kamen ihm vertraut vor, aber er bemerkte auch ein paar Unterschiede: Nie zuvor war er in den Räumen der Auswärtsmannschaft gewesen und als er den Rasen zum Aufwärmen betrat, wäre er fast auf die falsche Seite gegangen.
„Als ich auf die Ränge blickte, standen die Fans auf und applaudierten mir. Ich bekam eine Gänsehaut und konnte die Tränen nicht zurückhalten. Borussia ist mein zweites Zuhause und das wird es auch für immer bleiben.“

Culés, was sagt ihr zu den Aussagen unseres Stammkeepers? Seid ihr auch der Meinung, dass ter Stegen mit seinen Fähigkeiten einfach schlussendlich in Barcelona landen musste?

Michael Weilch
Michael Weilch
Treuer Culé seit Beginn der Ära Messis und der festen Überzeugung, dass Barça "més que un club" ist. Hofft, dass sich die Blaugrana auf ihre historischen Wurzeln besinnt und gerade in heutigen Zeiten ein Leuchtbild für Demokratie und Chancengleichheit darstellt - der Grund, warum der FC Barcelona eben nicht "nur" ein Fußballverein ist. Motto: "Tots units fem força!"
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