Kurz vor den Duellen gegen Liverpool spricht Luis Suárez über seine Zeit bei den Reds und wie es für ihn sein wird, zum ersten Mal seit vielen Jahren wieder in Anfield zu spielen. Er gibt sich dabei optimistisch, seinen Ex-Verein schlagen zu können. Außerdem erklärt er, warum ein Premier League-Titel für Liverpool heute keine Überraschung mehr wäre.
United-Tor gut für Liverpool-Fans
Luis Suárez ist rechtzeitig zu Beginn der heißen Saisonphase wieder in Topform und im Interview mit der Daily Mail äußerte er sich nun zu den bevorstehenden Duellen gegen Liverpool. Der Uruguayer erzielte gegen Deportivo Alavés den vorentscheidenden Treffer zum 2-0 und führte den FC Barcelona einen großen Schritt näher zum Ligatitel, der wahrscheinlich am Samstag gegen Levante fixiert werden kann. Neben der Liga ist man aber auch noch in der Champions League vertreten, deren Gewinn Lionel Messi am Anfang der Saison gefordert hatte. Suárez selbst wusste dabei nicht einmal, dass sein Kapitän die Champions League offiziell zum Ziel ernennen würde. „Nein, das wusste ich nicht. Aber wir haben nachher dann ein bisschen gescherzt und gemeint, dass er jetzt, wo er den Titel versprochen hat, ihn auch besser holen sollte.“ Natürlich soll Messi nicht allein dafür verantwortlich sein. Um Barça näher an den Titel zu bringen, sollte Suárez aber auch wieder international treffen. Sein Tor gegen Manchester United war ihm schließlich aberkannt worden. „Klar wurde der Ball abgefälscht, aber er wäre sowieso ins lange Eck gegangen. Wenn du mich fragst, war es mein Tor.“ Dass er damit möglicherweise viele Liverpool-Fans glücklich gemacht hat, ist ihm dabei bewusst. „Ein Ex-Liverpool-Spieler, der im Old Trafford trifft und United dann aus dem Bewerb schmeißt… Natürlich werden sie sich darüber freuen, aber vielleicht sind sie nicht so glücklich, jetzt gegen uns spielen zu müssen.“
„Nächster Schritt in Liverpool”
Seit Suárez‘ Abgang von Liverpool im Jahr 2014 hat der Mittelstürmer nicht mehr in Anfield gespielt. Erinnerungen hat er aber durchwegs positive. „Ich habe das Glück, großartige Erinnerungen von all den Klubs mitgenommen zu haben, für die ich gespielt habe. Durch meine Einsätze für meinen Heimatklub Nacional konnte ich nach Europa wechseln. Als Spieler bin ich dann bei Ajax sehr gereift, was mir geholfen hat, den nächsten Schritt zu wagen. Und das war die Elite: der FC Liverpool. In Liverpool war ich dann in der Lage, mich in der Weltklasse zu etablieren. Liverpool machte mir klar, dass ich mich immer weiter verbessern konnte, und ich bin dankbar für all das. Auch für die Zeit mit meinen Kindern dort.“ Obwohl seine Kinder normalerweise nicht zu Champions League-Spielen gehen, wollen sie sich diese Partie anschauen. „Ich habe gerade mit meiner Frau über die Reise nach Anfield gesprochen, als meine Kleinen sagten: ,Da wollen wir mit!‘ Also werden wir alle hinfliegen. Vielleicht Lauti nicht, der gerade erst sechs Monate alt ist.“
Kinder freuen sich auch
Die Beziehung seiner Kinder zu Liverpool sei ohnehin speziell. Schließlich seien sie dort aufgewachsen, wie Suárez betont. „Benjamin war sehr jung, als ich in Liverpool war, aber er weiß noch, dass das erste Stadion, zu dem ich ihn mitgenommen habe, Anfield war. Und seine Schwester Delfina [ein Anagramm von Anfield; Anm. d. Rdkt.] hat auch einen Teil ihrer Kindheit dort verbracht. Als sie sich zum ersten Mal für Fußball interessierte, war sie in Liverpool. Sie erinnert sich an die vielen Leute, die ,You’ll never walk alone‘ sangen. Stell dir also vor, was das für sie bedeutet.“ Aber auch für ihn persönlich wird das Wiedersehen mit alten Bekannten besonders werden. Dafür hat er schlicht zu lange das Trikot der Reds getragen. „Es wird ein komisches Gefühl werden, aber auch schön. Ich habe Jamie Carragher schon im Old Trafford gesehen und er war sehr aufgeregt. Jordan Henderson ist auch noch dort. Einige seiner Freunde kamen einmal zu einem Clásico. Es wird auch toll sein, ein paar Leute aus dem Betreuerstab wiederzusehen, zum Beispiel Ray Haughton, der immer alles geregelt hat. Und ich habe Nachrichten von der netten Kantinendame bekommen, die damals immer nach meinen Kindern geschaut hat. Sie würde sich freuen, sie sehen zu können. Es wird also ein besonderes Erlebnis in Anfield.“
Ajax im Finale?
Schlussendlich bleibt das Spiel aber auch ein Spiel. Und als solches muss es auch angesehen werden, wenn die Blaugrana das Finale erreichen wollen. Auf Suárez‘ Einsatz werden sie dabei vertrauen können. „Du siehst mich hier, wie ich ruhig bin, aber wenn ich spiele, ist das anders. Ich bin Liverpool sehr dankbar, aber ich bin hier, um für Barcelona zu spielen und ich kenne unsere Gegner gut. Sobald wir spielen, wird es keine Freundschaften mehr geben, keine Kollegen, keine dieser lieben Erinnerungen. So bin ich als Spieler, und das weiß auch jeder.“ Für den Fall, dass Barça am Ende der beiden Schlachten als Sieger hervorgeht, wünscht sich El Pistolero Ajax, das er „unglaublich“ findet, als Finalgegner. Außerdem würde er sich ein Barça-Triple und einen Premier League-Sieger namens Liverpool wünschen.
„Liverpool hat sich verändert”
Liverpool ist allerdings auch nicht mehr genau die Mannschaft, die Suárez einst verlassen hatte. Bei den Reds haben sich einige Dinge geändert, und das weiß er auch. „Ich verstehe, was die Jungs gerade durchmachen, und es kann nicht einfach sein. Aber ich denke, damals war es anders, weil es eine Jetzt-oder-nie-Situation war. Wir hätten fast die Liga gewonnen, allerdings mit einem Kader, der nicht annähernd so gut wie heute ist. Liverpool hat damals auch nicht so viel Geld ausgegeben. Jetzt würde jeder Spieler gerne dorthin wechseln. Wenn wir die Liga wirklich gewonnen hätten, wäre das eine größere Leistung gewesen, als wenn die heutige Mannschaft das täte.“ Ohne Zweifel sind Salah, Firmino und Mané mittlerweile berüchtigt. Sie aufzuhalten, wird eine der großen Aufgaben für die Katalanen. „Die vorderen drei sind sehr schnell, technisch begabt und haben viel Talent; sie sind Spieler, die den Unterschied ausmachen und Liverpool ist deshalb auch von ihnen abhängig. Sie sind die Art von Spielern, mit denen du gerne spielen würdest, mit dem Level, das du von einem Verein wir Liverpool erwartest, der neu aufgestellt wurde, um die Premier League und die Champions League zu gewinnen. Und sie wissen, wie man Spiele intelligent angeht. Das konnten wir damals nicht immer so gut. Heutzutage würdest du sagen: ,Spielt ruhig, Leute, ihr führt 3-0 und City muss erst unter der Woche und am Wochenende gewinnen.‘ Wir haben früher das Verlangen gespürt, immer nach vorne zu stürmen und Tore zu schießen. Wir dachten, wir könnten per Tordifferenz Meister werden. Das war ein Fehler, den man nur macht, wenn man ,zu jung‘ ist.“