Lionel Messi gab sich neulich für Yahoo Sport zu einem exklusiven Interview mit Guillem Balague, dem Autor von Lionel Messis erster autorisierter Biografie, her. Dabei ging es um sein Privatleben, die Bedeutung seiner Söhne, seine Rolle beim FC Barcelona und bei Argentinien und sogar seine innersten Gedanken – und Gefühlswelt. In aller Ausführlichkeit hat Barçawelt die Aussagen von La Pulga zusammengetragen.
Wie war der Tag der Geburt deines zweiten Kindes, Mateo? Was war das stärkste Gefühl, das du hattest?
Es war ein Tag, an dem wir viele verschiedene Emotionen erlebt haben, aber vor allem ein Tag großer Freude für uns.
Was ist ein typischer Tag im Leben von Lionel Messi?
Genau das Gleiche wie bei jedem anderen Sportler, der die Trainingseinheiten absolvieren muss und dann das macht, was jede andere Person auch macht – mit seiner Familie oder mit Freunden abhängen.
Hat sich deine Auffassung von Fußball geändert, seit du erst Thiago und jetzt Mateo hast?
Im Sinne des Fußballs hat sich nichts geändert, aber vielleicht in der Hinsicht, den Verantwortungen, die jeder Vater hat, entgegenzutreten, zusammen mit den Verantwortungen, ein Kind großzuziehen.
Ich habe einst geschrieben, dass für Wettkämpfer wie dich jede Niederlage wie ein kleiner Tod ist. Du hast oft geweint, wenn du verloren hast. Wie gehst du mit Niederlagen jetzt um, wo du ein Vater bist?
Genau auf die gleiche Weise; das eine hat nichts mit dem anderen zu tun. Ich hasse es immer noch, ein Spiel zu verlieren, aber wenn ich zuhause ankomme, weiß ich, dass ich den Trost habe, meine Söhne zu sehen.
Die Welt des Fußballs scheint manchmal wie von einem anderen Planeten zu sein. Künstliche Debatten werden angestiftet, Lügen werden erzählt, als wären sie die Wahrheit und Dingen, die wenig bedeuten, wird große Wichtigkeit zugesprochen. Fühlst du dich manchmal wie jemand von einer anderen Welt, ein Junge in einer Welt voller Verrücktheit?
Ja, unglücklicherweise leben wir in einer Gesellschaft, die mit 1000 km/h Geschwindigkeit lebt und in einem Sport so beliebt wie Fußball wächst das und wächst und wird zum Flucht-Ventil für die Probleme vieler Leute.
Denkst du viel über deine – sich ändernde – Rolle nach, in der du weiter hinten spielst und deine Mannschaft neben dem Toreschießen mehr organisierst? Oder war das eine natürliche Entwicklung?
Nein, absolut nicht, und wir werden dabei bleiben, immer das zu tun, was für jedes Spiel nötig ist. Es gibt Momente, in denen es nötig ist, zurückzugehen und bei der Ballverteilung zu helfen und andere Male, wenn du dafür gebraucht wirst, nach vorn zu gehen und die Tormöglichkeiten zu suchen.
Hat es dir geholfen, Cristiano Ronaldo in derselben Ära zu haben wie du selbst?
Das sind Dinge, die die Leute sagen. Ich konkurriere nicht mit Cristiano und gehe davon aus, dass er auch nicht mit mir konkurriert. Was ich will, ist das Beste für meine Teams und dafür arbeite ich.
Akzeptierst du es, dass deine Beziehung mit Argentinien immer so etwas wie eine Hassliebe sein könnte?
Die Wahrheit ist nein, denn ich weiß sehr gut, dass während die Mehrheit von uns Argentiniern sehr leidenschaftlich ist, wir die Stars, die uns repräsentieren, gut behandeln. Es gibt ein paar, die uns beleidigen und die, die für ihr Land spielen, nicht wertschätzen. Aber auch dann werfe ich ihnen nichts vor, denn jeder ist berechtigt, eine eigene Meinung zu haben.
Wenn du es entscheiden könntest, welchen Spieler von irgendwo in der Welt würdest du gern für Argentinien spielen lassen?
Es gibt viele von ihnen und nur einen zu nominieren wäre respektlos gegenüber dem Rest. Die ganze Welt weiß genau, wer die Stars in diesem Sport aus anderen Ländern sind und diese Spieler würden in meinem Team sein.
Du hast deine Ernährung und deinen Trainingsplan geändert. Kannst du uns erzählen, woraus er nun besteht und warum du beides geändert hast?
Das ist wieder etwas, worüber viele falsche Dinge gesagt wurden. Meine Ernährung verbietet mir, bestimmte Dinge zu essen, die mir Schaden zufügen, aber das heißt nicht, dass ich meine komplette Ernährung oder mein physisches Training geändert habe. Es gab ein paar Änderungen, die gut funktioniert haben und ich genieße eine ausgewogene Ernährung und nichts Außerordentliches.
Kannst du dich selbst irgendwann in einer anderen Liga spielen sehen?
Ich will nicht zu weit vorausschauen. Ich lebe für den Moment und in diesem Moment bin ich bei Barcelona in der spanischen Liga, wo ich mein Geld verdiene und wo es mit sehr gut geht.
Schaust du viel Fußball? Schaust du Fußball gern im Fernsehen?
Ja, ich genieße es, Fußball im Fernsehen zu schauen. Sehr sogar.
Du hast mir einst erzählt, dass du versuchen würdest, zumindest den Beginn des Buches „Messi“ zu lesen, aber warum solltest du es, wenn du die Geschichte ja schon kennst? Magst du es nicht, zurückzuschauen? Oder über dich selbst zu lesen?
Nicht wirklich, nein. Wie ich schon gesagt habe, bevorzuge ich es, für den Moment zu leben und nicht zu weit in die Vergangenheit oder Zukunft zu schauen.
Wovon träumst du, wenn du wach bist?
Ich träume nicht, wenn ich wach bin. Ich will in Harmonie mit meiner Familie leben und das ist ein Leben, ohne träumen zu müssen. Natürlich habe ich gewisse Hoffnungen und Ambitionen, aber die sind sehr persönlich.
Wen versuchst du mit dem, was du auf dem Platz machst, zu beeindrucken? Die Fans, deinen Vater, deine Söhne, deine Frau? Von wem willst du erzählt bekommen, dass du gut warst?
Ich muss niemanden beeindrucken, denn das ist nicht das, wofür ich spiele. Ich spiele, weil ich es mag und weil es mein Beruf ist, auch wenn ich ehrlich sagen muss, dass ich es mögen würde, wenn meine Söhne verstehen, was ich mache.
Was fühlst du, wenn du dich verletzt? Was geht da durch deinen Kopf?
Ein seltsames Gefühl, anders als andere Male. Ich wusste, dass es kein kleiner Schlag war, sondern etwas Ernsteres.
Wie fühlst du dich heute?
Optimistisch, gewillt, mit der Genesung voranzukommen. Verletzt zu sein, ist das schlimmste Gefühl für einen Sportler, aber von Beginn an habe ich akzeptiert, dass ich eine Verletzung habe und das Einzige, was ich machen konnte, war, mich so gut wie möglich von ihr zu erholen. Die wichtigste Sache für mich ist, zu 100 % fit zu sein.
Wie gehst du mit deiner Umgebung und deinen Freunden um, wenn du verletzt bist? Bist du dann umgänglich?
Wie ich bereits sagte, ist die Wahrheit, dass ich von Beginn an wusste, dass ich verletzt bin und obwohl man von Beginn an offensichtlich besorgt ist, versteht man nach der Diagnose und allen Folgen der Verletzung, dass man ruhig bleiben muss. Ich glaube nicht, dass es für mich schwierig war, das zu akzeptieren und auszustrahlen.
Wann glaubst du, wirst du wieder einen Fußball berühren?
Wenn ich mich so fühle und die Ärzte sagen, dass ich es darf. Ich verbessere mich jeden Tag, ohne mir selbst irgendwelche Ziele zu setzen. Ich habe immer gesagt, dass ich mir selbst kein Datum setze, weil das nicht an mir hängt. So sehr ich bereits schon morgen wieder spielen würde, die Ärzte würden mich nicht lassen. Wenn sie sagen, dass ich mich komplett erholt habe, wird die Zeit sein, wenn ich meine Rückkehr auf dem Platz geben kann.