Im abschließenden dritten Teil unseres ausführlichen Berichts über Lieke Martens spricht die Niederländerin über ihre Wahl zur Weltfußballerin des Jahres 2017 und wie es dazu kam, dass sie plötzlich neben Lionel Messi im Flugzeug saß. Wo sie Ähnlichkeiten zwischen sich selbst und dem Zauberfloh sieht, wird dabei ebenfalls erwähnt. Zum Schluss beurteilt Martens von ihrem Standpunkt als profesionelle Fußballerin die Entwicklung des Frauenfußballs und erzählt, was die Männer besser machen und warum die Situation für junge Mädchen heute viel einfacher als noch vor einigen Jahren ist.
Plötzlich Weltfußballerin
Nach dem EM-Sieg, auf den wir im zweiten Teil genauer eingingen, wurde Lieke Martens zur besten Spielerin des Turniers gewählt und sie wurde zu Europas Spielerin des Jahres 2017 gekürt. Zu dieser Zeit hatte sie bereits einen Vertrag beim FC Barcelona unterzeichnet, bei dem Verein, bei dem ihr Vorbild Ronaldinho einst spielte. Bald würde sie ebenfalls das Trikot der Blaugrana überstreifen und diesen Klub, der auch für sie „més que un club“ war, vertreten. Doch noch bevor es soweit kam, wurde sie auf die Liste zur FIFA Weltfußballerin des Jahres 2017 gesetzt. „Als ich erfuhr, dass ich auf der Liste war, drehte ich bereits durch. Doch unser Teammanager machte alles noch verrückter. Wir besprachen die Pläne für den Flug nach London und beiläufig erwähnte er: ,Ah, Lieke, ich denke, du und Messi, ihr werdet zusammen fliegen.‘ Ich wollte cool bleiben, dachte mir aber: ,Ist das dein Ernst?‘“
Im Endeffekt flog sie dann zusammen mit Messi und sie unterhielten sich ein bisschen und obwohl ihr Spanisch damals nicht besonders gut war, fand sie ihn sehr nett. Nachdem Martens dann wirklich zur Weltfußballerin gewählt wurde, kam auch Messi und gratulierte ihr, was den Tag für sie noch ein wenig irrealer erscheinen ließ.
Vergleiche von Lieke Martens und Messi
„Ich weiß, dass viele Leute Messi und mich miteinander vergleichen und das ist ein großes Kompliment. Aber er ist auch für mich ein Held. Es ist unglaublich, wie schnell er im Eins-gegen-Eins ist. Oder sogar im Eins-gegen-Fünf. Ich versuche, von ihm zu lernen. Wenn Barça spielt, studiere ich sein Verhalten. Auch wenn er nicht im Ballbesitz ist, schafft er es, sich Platz zu verschaffen, um dann bei Ballannahme sofort durchzustarten. In diesem Sinne sind wir uns ähnlich: Wenn wir zu dribbeln beginnen, sind wir schwer zu stoppen. Aber er ist viel besser. Einfach verrückt gut.
Es war eine große Ehre, zur besten Spielerin der Welt gekürt zu werden. Aber wenn du Spielern wie Messi und Ronaldo zuschaust, gibt es da trotzdem einen Unterschied. Sie wollen immer der Beste sein. Ich fühle mich ein bisschen so, als ob ich den Leuten noch mehr zeigen müsste.“
Der Frauenfußball rückt in den Fokus
Martens‘ Leben veränderte sich nach dem EM-Gewinn. Wenn sie heute auf die Straße geht, erkennen die Leute sie und wollen Fotos mit ihr machen. Selbst in Barcelona halten sie Niederländer manchmal an. Vor allem deren positive Einstellung zum niederländischen Frauenfußball freut sie dabei besonders. Zum Abschluss möchte sie noch an alle Fußballbegeisterte appellieren:
„Ich erinnere mich daran, gegen Menschen gekämpft haben zu müssen, die sagten, dass Fußball nichts für Mädchen sei. Natürlich wird der Frauenfußball nie so gut wie der Männerfußball werden. Wir werden nie dieselbe Geschwindigkeit oder dieselbe Physis haben. Unser Spiel wird nie so schnell sein. Aber wir können dieselbe Technik haben. Und wenn der Männerfußball spannend sein und die Leute inspirieren kann, dann kann das der Frauenfußball ebenso.
Die Europameisterschaft hat die Situation in den Niederlanden komplett geändert. Vor zwei Jahren wurden manche unserer Spiele nicht einmal im Fernsehen übertragen. Jetzt bleiben die Menschen zu Hause, um unsere Partien sehen zu können. Jetzt weiß auch jedes kleine Mädchen, dass die Niederlande ein Frauen-Fußballnationalteam haben.
Wir fühlen alle, dass wir Heldinnen für sie sind. Dass sie zu uns hochschauen. Dass wir sie inspirieren können. Dass sie realisieren, dass ein Mädchen aus den Niederlanden die EM gewinnen und für Barcelona spielen kann.
Ich sagte früher immer: ,Ich will wie Ronaldinho sein.‘
Heute sagen die Mädchen:
,Ich will wie Vivianne Miedema sein.‘
,Oder wie Daniëlle van de Donk.‘
,Oder wie Lieke Martens.‘
Das ist echt cool!“
Liebe Culés, wir hoffen, dass euch dieser dreiteilige Bericht gefallen hat und dass er euch einige Aspekte des Frauenfußballs näherbringen konnte, die nicht so alltäglich sind. Ein großer Dank geht an dieser Stelle natürlich auch an Lieke Martens, die uns diese Einblicke gewährt hat!