Es war die 91. Spielminute im Spiel gegen Athletic Bilbao, als Mikel Rico die Riesenchance zum 2:2 hatte. Nach einer flachen Hereingabe kam er völlig frei zum Schuss. Der Ball landete jedoch nicht im Tor, da sich Javier Mascherano heroisch in diesen Schuss hineinschmiss und somit den Sieg für die Katalanen besiegelte. Diese Aktion ist sinnbildlich für Mascheranos Karriere bei Barça. Er gibt immer alles und hat dem Team so schon zigmal unglaublich geholfen, gelobt wird er aber viel zu selten dafür.
Als Javier Mascherano im Sommer 2010 zu den Katalanen kam, sollte er eigentlich den zu Manchester City abgewanderten Yaya Touré im Mittelfeld ersetzen und der neue Back-Up für Sergio Busquets werden. So kam es dann auch im ersten Halbjahr, binnen kürzester Zeit änderte sich jedoch alles. Carles Puyol verletzte sich und konnte im Champions-League-Rückspiel bei Shakhtar Donetzk (Hinspiel 5-1) nicht auflaufen. Jeder ging davon aus, dass er von Busquets vertreten wird, während Mascherano im Mittelfeld abräumt, doch es war genau umgekehrt. Pep Guardiola setzte den kleinen Argentinier in die Innenverteidigung, wo dieser prompt überzeugte und mit dafür sorgte, dass Barça ohne Gegentor blieb (1-0).
Von nun an Innenverteidiger
Viele dachten, dass dies nur zeitweise Mascheranos Position werden sollte, doch der Argentinier ist bis heute fast nur noch als Innenverteidiger für Barcelona aufgelaufen. So spielte er auch in der Saison 2010/11 im Halbfinale gegen Real Madrid als Innenverteidiger, obwohl Puyol wieder genesen war. Jedoch musste der Kapitän den erkrankten Éric Abidal auf links ersetzen. Dass Guardiola aber lieber Puyol nach außen rückte und dafür Maxwell und Adriano auf der Bank ließ anstatt Mascherano aus dem Team zu nehmen, verriet schon einiges. Der Südamerikaner überzeugte auch in beiden Halbfinalspielen und durfte dann auch im Finale gegen Manchester United ran, da Carles Puyol leicht angeschlagen war. Neben einem groß aufspielenden Gerard Piqué war Mascherano bärenstark und einer der Garanten dafür, dass Barcelona United kaum zur Entfaltung kommen ließ und letztlich hochverdient gewann.
Große Leistungen, wenig Anerkennung
Wirklich gewürdigt wurden diese enormen Leistungen nur äußerst selten, auch in den nächsten Jahren nicht. Seit er bei den Katalanen angekommen ist, spielt der Argentinier fast nur auf einer ihm vorher gänzlich unbekannten Position und beschwert sich kein bisschen darüber. Ganz im Gegenteil, er gibt trotzdem alles, hängt sich voll rein und macht einfach seinen Job. Wenn Puyol und Piqué gleichzeitig fit waren, musste er auf der Bank Platz nehmen, und das tat er ohne zu motzen. Er sei ja schließlich nur dazu da, um dem Team zu helfen, so seine Worte. In den erfolgreichen Jahren wurde Mascherano als ein Teil dieses Erfolges kaum wahrgenommen. Man wusste zwar, dass er da ist, aber man würdigte ihn nicht als den Leistungsträger, der er war. In schlechten Zeiten hingegen wird vor allem er kritisiert, gerade seine Fehler seien entscheidend und er sei der große Unsicherheitsfaktor im Team.
Mascherano ist nicht fehlerfrei, bei Weitem nicht. Er interpretiert die Position des Innenverteidigers sehr riskant, schließlich hat er ja auch etwas anderes gelernt. Er rückt sehr oft heraus, um den Gegner schon früh zu stören. Dies hinterlässt wiederum Lücken, welche aber aktuell viel mehr zum Vorschein kommen, weil die Defensivarbeit der ganzen Mannschaft nicht stimmt. Es ist nicht Mascheranos Schuld, dass er zu wenig Unterstützung erhält, dies ist eher ein strukturelles Problem. Der Argentinier spielt so wie immer; wie kann seine Spielweise also plötzlich schlecht geworden sein, wenn sie vor nicht allzu langer Zeit noch mitentscheidend bei einem Champions-League-Titel war?
„Man muss Javier Mascherano ein Denkmal setzen“
Javier Mascherano ist ein Musterprofi. Er stellt sich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft und zerreist sich für das Team, auf einer Position, die er erst vor drei Jahren kennenlernte. Nicht selten, gerade wenn Piqué verletzt fehlte, war er es, der Barças Defensive zusammenhielt. Ein Mittelfeldspieler muss die Abwehr des FC Barcelona organisieren, etwas, das nie seine Aufgabe hätte werden sollen. Aber er tut es, ohne sich zu beschweren und war so schon sehr oft Fels in der Brandung bei den Katalanen. Dennoch wird der Südamerikaner oft kritisiert, sowohl von außen als auch von den eigenen Fans. Dabei verdient er eigentlich nichts anderes als sehr viel Anerkennung.
Pep Guardiola selbst sagt über den Argentinier, den er zum Innenverteidiger machte: „Ich würde ihn niemals verkaufen und für keinen anderen Spieler eintauschen.“
Auch Gerard Piqué findet nur lobende Worte: „Mit ihm zu spielen ist genial, er hat sich sehr gut als Innenverteidiger eingespielt und wir verstehen uns dort sehr gut. Man muss Mascherano ein Denkmal setzen, weil er uns seit zwei Jahren dort unterstützt, wo wir aufgrund von Verletzungen Probleme hatten.“
Zumindest seine Mitspieler und Trainer scheinen Mascherano so zu schätzen, wie er es verdient. Wir Culés sollten dankbar sein für alles, was er täglich für den FC Barcelona gegeben hat und weiterhin gibt. Danke für alles Javier Mascherano!
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