Ivan Rakitić war sicherlich einer der Lichtblicke in der bisherigen Saison-Vorbereitung. Der Kroate vereint die Attribute Technik sowie physische Präsenz wie kein anderer und wird von vielen Culés bereits als bester Transfer der letzten Jahre angesehen. Nun gab der 26-Jährige der spanischen Tageszeitung ‘Sport’ ein exklusives Interview, in dem er auf seine Ansichten und Erwartungen für die kommende Saison sowie über seinen neuen Trainer Luis Enrique und dessen Anforderungen zu sprechen kam. Des Weiteren tätigte Rakitić Aussagen zur ewigen Rivalität zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid, zum qualitativen Unterschied zwischen seinem neuen Arbeitgeber und dem FC Sevilla sowie über seine Mitspieler Xavi Hernández und Lionel Messi.
Über die Anpassung an das katalanische Spiel: „Selbstverständlich bemerkst du die Unterschiede zum Spiel von Sevilla. Aber es ist schwer zu erklären, wo genau sie liegen. Generell ist es an dem ganzen Drumherum hier festzumachen und hat nichts mit Sevilla an sich zu tun, weil das Fußballspielen im Vergleich prinzipiell nicht anders ist. Unai Emrys Ideen sind analog zu denen von Luis Enrique. Allerdings gibt es auf dem Platz einen großen Qualitätsunterschied. Hinsichtlich der Qualität meiner Mitspieler war das ein großer Schritt nach vorne. Die letzten eineinhalb Spielzeiten war das Grundprinzip bei Sevilla allerdings ähnlich: Ballbesitz und Druck auf den Gegner ausüben. Und das hat mir hier sehr geholfen.“
Der Vergleich zwischen Felix Magath (Ex-Coach bei Schalke 04) und Luis Enrique: „Es gibt nur einen Magath auf dieser Welt. Was ich von ihm gelernt habe, war sehr beeindruckend. Ich bin sehr dankbar für die Zeit, die ich bei Schalke 04 und ihm verbringen durfte. Aber seine Art des Arbeitens war eine völlig andere und es war sehr schwer, sich das gefallen zu lassen. Er verlangt sehr viel Physisches in seinen Trainingseinheiten und du weißt nie, ob du am nächsten Tag am Morgen oder am Nachmittag trainieren wirst. Er lässt die Dinge immer ungeklärt liegen. Ich habe sehr viel gelernt. Bei Luis Enrique verlaufen die Sachen aber schon ganz anders. Alles wird einem klar vermittelt, es gibt absolut keine Zweifel und er feilt an jedem Detail. Hier verläuft alles viel professioneller ab. Während seinen Instruktionen bleiben keine Fragen offen, alles wird bis ins kleinste Detail für einen Spieler verständlich gemacht. Er besitzt klare Vorstellungen und das ist sehr wichtig für uns.“
Die Ansprüche, die Enrique an ihn stellt: „ Jeder Spieler muss seinen Stil sowie seine Ideen unterstützen, und ich bin da keine Ausnahme. Wenn es zum Beispiel um das Pressing geht, dann verlangt er von mir physisch bereit zu sein und ist sich sicher, dass ich der Mannschaft in diesem Aspekt auch sehr helfen kann. Ich mag es auch, den Ball zu haben, mit meinen Mitspielern zu kombinieren und, wenn ich den nötigen Raum dafür sehe, einen Schuss aus 20-25 Metern abzufeuern.“
Die Unterschiede seiner Spielweise bei Sevilla und nun bei Barça: „ Ich will hier immer noch meinen Fußball zeigen. Jetzt zu sagen, dass ich wie ein Messi oder Iniesta spielen werde, kann ich nicht behaupten. Die Leute wissen bereits aus meiner Zeit von Sevilla, wie mein Spiel aussieht, und ich würde mir wünschen, dass sie mein Spiel unterstützen. Ich denke, es wird leicht sein, mich an Barça anzupassen, mit so vielen hervorragenden Spielern. Aktuell verlaufen die Sachen bisher ziemlich gut und ich bin sehr glücklich darüber. Aber ich will mich trotzdem in jeder Trainingssitzung und in jedem Match weiter verbessern.“
Seine Ziele in dieser Saison hinsichtlich der Torausbeute: „Ich will mir jetzt in diesem Punkt keine konkreten Ziele setzten. Was ich will, ist eine stetige Verbesserung in meinem Spiel. Wenn sich dann auch meine Zahlen verbessern, dann ist das umso besser. Aber erst einmal gilt es gut aufzutreten und zu spielen.“
Auf welchen Wettbewerb er sich am meisten freue: „Ich freue mich auf jeden einzelnen. Es gibt jetzt keinen, der wichtiger wäre als der andere. Tag für Tag musst du dich in ‘La Liga’ messen, aber hier ist nun jeder Titel sehr wichtig. Denn am Ende der Saison kannst du dann sagen: ‘Ich habe diesen Titel oder jenen’. Es gilt, um jeden einzelnen von ihnen zu kämpfen.“
Über die starke Performance von Erzrivale Real Madrid beim UEFA Supercup: „Ich respektiere absolut jeden Gegner, bei Real Madrid verhält es sich nicht anders. Allerdings bevorzuge ich es lieber über Barcelona zu sprechen. Wir arbeiten hart an uns, wie wahrscheinlich jedes andere Team in der Liga. Außerdem sind auch wir imstande, unseren Gegner in Angst zu versetzen und gut zu spielen. Jeden Tag arbeiten wir daran, dies zu erreichen.“
Über die Rivalität zwischen dem FC Barcelona und Real Madrid: „Es ist ganz normal, dass sich zwischen den besten Teams solche Rivalitäten entwickeln. Aber wir müssen nur auf uns schauen. Hier haben wir nämlich die Besten auf dieser Welt.“
Seine Rolle als Erbe von Xavi Hernández: „Es ist sehr kompliziert, über die Sachen zu berichten, die Xavi auf dem Spielfeld macht. Dass er noch bei Barça bleiben wird, ist die beste Nachricht für mich. So habe ich die Möglichkeit, weiter mit ihm und von ihm zu lernen, und das sowohl auf als auch abseits des Platzes. Ich war bereits bei Sevilla, trotz meines jungen Alters, Träger der Kapitänsbinde, und vielleicht werde ich eines Tages auch hier die Binde tragen können. Wenn das der Fall ist, dann kann ich sagen, von Xavi gelernt zu haben. In Zeiten wie diesen ist es sehr gut, jemanden wie ihn auf dieser Position zu haben. Von Tag zu Tag gilt es von jedem zu lernen und sich alle kleinen Details deiner Teamkameraden gut einzuprägen.“
Welcher Spieler ihn am meisten beeindruckt habe: „Eigentlich niemand wirklich, weil das alles hier die besten auf der Welt sind. Alle Spieler bei Barça sind nicht nur gut, sondern sie sind großartig. Die Vorstellung, mit den besten Spielern auf dieser Welt zu trainieren, ist unglaublich, und unter all ihnen befindet sich auch der beste auf diesem Planeten. Und es gibt nur einen, den man so bezeichnen kann: ich bin sehr beeindruckt von dem, was ein Lionel Messi hier zeigt. Und ich genieße absolut jeden Moment und jede einzelne Trainingssitzung mit ihm.“