Genau genommen verbirgt sich hinter dem Namen F2 ein kleines Kollektiv bestehend aus zwei Fußball-Akrobaten: Billy Wingrove und Jeremy Lynch. Beide kommen aus Großbritannien, beide haben sich bis vor sechs Jahren mit ihren Soloprojekten auch über die Insel hinaus einen Namen gemacht und beide bespaßen seit 2010 gemeinsam über ihrer Youtube-Plattform ein Millionen-Publikum. Tricks, Standardsituation und das Bewerben von Sportartikeln zählen zum Repertoire des Duos. In der jüngsten Vergangenheit hatten die beiden aber auch immer wieder die Ehre, Europas Starkicker in deren heimischen Klubkulissen aufzusuchen, zu interviewen und sich auf einen Kick einladen zu lassen. Es ist nicht lange her, dass sich die Jungs von F2 auch die katalanischen Spieler zur Brust genommen haben. Im Rahmen diverser Disziplinen wurden die Fähigkeiten von Ter Stegen und seinen Vorderleuten auf Herz und Nieren geprüft.
Zum Hintergrund von F2
Bei Freestylern ist es oft schwer, deren fußballerisches Können einzuschätzen, da sie technisch zwar überdurchschnittlich begabt und ideenreich sind, es oft aber am Spielverständnis und einem konstanten Fitnesslevel mangelt, um in das Profigeschäft des Vereinsfußballs einsteigen zu können. Vielleicht kennt der eine oder andere noch den Spruch der Kollegen auf dem Bolzplatz aus der Kindheit: „Hab keine Angst vor dem, der kann nur Tricksen“. Da scheint etwas Wahres dran zu sein.
Billy Wingrove kommt allerdings tatsächlich aus einer Fußballerfamilie. Sein Vater spielte für Tottenham, während sein Cousin für Arsenal London in die Startlöcher trat. Das Nike Freestyle-Event, welches 2002 in London tagte, gilt als Geburtsstunde seiner professionellen Freestyler-Karriere. 2005 hat Wingrove dann unter anderem einen Vertrag als offizieller Freestyler von Tottenham Hotspur unterschrieben. Darüber hinaus hat er sich zum „Skill Coach“ für die David Beckham Akademie vorgearbeitet und kleinen Kindern rund um den Erdball (England, Süd Afrika etc.) das Tricksen beigebracht. Seine Trainingsvideos wurden auch als Lehrmaterial für die „Milan Junior Camp soccer schools“ verwendet. Im Rahmen von Charity- und Medienevents fand sein Können jeher Anklang im PR-, TV- und Pressebereich. Dazu gesellen sich mittlerweile Werbeverträge mit Coca-Cola, O2, Hyundai, Sky Sports und Disney.
Nicht weniger imposant liest sich die Vita des anderen F2lers Jeremy Lynch: Im zarten Alter von 15 Jahren träumte der in London geborene Jeremy davon, für die Arsenal Akademie auflaufen zu dürfen. Doch es sollte anders kommen. Von einer Nike-Werbung mit der niederländischen Legende Edgar Davids ließ er sich zum Freestyle hinreißen und inspirieren. Der Dokumentarfilm „In the hands of the gods“ (2007) hält sein Können fest und folgt ihm und vier weiteren englischen Freestylern, wie sie durch ihre Skill-Shows Geld sammeln, um eine Reise nach Buenos Aires finanzieren zu können. Ihr Traum war es, ihrem großen Idol Diego Maradonna zu begegnen. Als Finalist von Britains Got Talent 2008 stieg Lynchs Bekanntheitsgrad erneut an, nachdem er den Arsenal-Traum aufgegeben hatte. Es sollten zahlreiche Videos zusammen mit Christiano Ronaldo, Nani und Robinho folgen.
Von dem Augenblick an, als Wingrove und Lynch gemeinsam auf der 2010er FIFA Ballon d’Or Zeremonie aufgetreten sind, kollaborieren die beiden Trick-Talente unter dem Namen der F2Freestylers. Fortan waren sie vor allem auf ihrem Youtube und Facebook-Kanal aktiv, hatten bereits eine Kooperation mit dem Videospiel Pro Evolution Soccer und haben sich jetzt mithilfe des Haushaltsgeräteherstellers Beko bis zum großen FC Barcelona hochgetrickst.
The Barcelona Way
Um 16:00 englischer Zeit war es dann am zurückliegenden Donnerstag soweit: Lionel Messi, Luis Suárez, Arda Turan, Gerard Piqué und Marc-André ter Stegen betraten gemeinsam mit F2 die Trainingsplätze in Barcelona.
Mit dem Mobiltelefon am Ohr schlendert Messi in ein Gespräch vertieft über den Platz. Derweil hält Suárez als Torhüter einen Strafstoß nach dem anderen. Marc André vergnügt sich indes gemeinsam mit Turan und den Freestylern in einem Foot-Tennis-Match. Gemütlich tippt der deutsche Keeper den Ball mal mit der Innenseite, dem Kopf oder der Schulter über das Netz, ehe er seine Abschlussstärke vom Elfmeterpunkt beweist. Verkehrte Welt könnte man meinen. Tatsächlich ist der überspitzte Unterhaltungsfaktor hier klar zu erkennen, obwohl in dem Rollentausch auch Barças Spielsystem erkennbar wird.
Wenigstens Piqué, der Charakter, von dem man ein Kasperletheater am ehesten erwartet hätte, blieb seiner Berufung treu. Der Abwehr-Hühne jongliert zwar zunächst mit dem Ball, begründet dann aber seine Liebe für die Defensivarbeit und richtet zugleich einen Appell an heranwachsende Verteidiger. Außerdem erklärt der 29-Jährige, mit welcher Technik er als letzter Verteidiger in einer Kontersituation gegen einen heranstürmenden Gegner im Eins-Gegen-Eins-Kampf verteidigt. Auch Luis Suárez stellt dann noch seine klinische Torjägernase unter Beweis und enthüllt zudem persönlich das Geheimnis um den Elfmeter-Pass zwischen ihm und Messi, bevor er Lynch und Wingrove in das Teamplay von Barça einweiht.
Was macht Barça also so gut? Vielleicht, dass jeder Spieler das Potenzial dazu hat, nahezu jede Position zu bekleiden. Vielleicht, dass es um die Effizienz vor dem Tor und die Schönheit des Spiels gleichermaßen geht, es aber egal ist, welcher Mannschaftsteil den Treffer erzielt. Vielleicht, dass harte Arbeit jeden Tag Spaß machen kann. Gewiss sind all diese Faktoren Bestandteil einer Formel, die die Art des katalanischen Spiels prägen.
„Liebe den Ball, verlange den Ball und fühl dich komfortabel, wenn du ihn hast, ganz egal auf welcher Position du spielst.“
Überwiegend positive Resonanz
Bereits nach einem Tag erreichte das Video 1,3 Millionen Aufrufe und knapp 86.000 Bewertungsdaumen, von denen 85.000 nach oben zeigen. Mittlerweile zählt das Video über 2 Millionen Klicks. Einen spöttischen Kommentar konnte sich so mancher User dann aber doch nicht verkneifen, als er Luis Suárez auf ungewohnter Position zwischen den Torstangen sah. So meint „Chris Rodriquez“ unter dem Video: „We all knew Luis Suárez was good at goal keeping, remember Uruguay vs Ghana?“ Damit spielt der Youtube-Nutzer auf das WM Spiel 2010 zwischen dem südamerikanischen Staat und der westafrikanischen Nation an. Damals hatte der Uru ein klares Tor der Ghanaer mit Hilfe der Hand vereitelt. Den anschließenden Elfer verschoss Stürmer Asamoah Gyan damals und Uruguay konnte in das Halbfinale einziehen.
“Wir hatten so viel Spaß dabei, mit dem FC Barcelona zu trainieren und fühlen uns gesegnet, diese Möglichkeit bekommen zu haben. Gemeinsam haben wir hart daran gearbeitet, um dieses Video in einer bestmöglichsten Qualität zu produzieren. Wir hoffen, es gefällt euch ebenso gut wie uns das Filmen gefallen hat.“
Für Culés ist es immer schön, die Spieler des FC Barcelona auch abseits der Pflichtspiele zu Gesicht zu bekommen. Zwar ging es in der Videoauskopplung mit den Katalanen weniger um Freestyle, jedoch wurden die Mannen von Luis Enrique bei keiner der technikversierten Einheiten in Verlegenheit gebracht und gaben neben den Profi-Technikern eine mehr als gute Figur ab. Gerne hätte die Spielzeit des Videos auch länger sein können. Doch es heißt Abwarten – vielleicht kommt ja noch Nachschub. Zu mindestens verstehen es F2, ihre begeisterte Fangemeinde zunächst häppchenweise zu füttern, ehe sie den nächsten großen Onlinehit inklusive Gewinnspiel publizieren.
Hier geht es zum heiß erwarteten Video
Vor einigen Wochen standen die Freestyler bereits mit Neymar Jr. auf dem Trainingsplatz. Schaut her: