Denis Suárez: FC Barcelonas entfesselte Unvollendung

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Der FC Barcelona ist im Besitz zahlreicher Mittelfeldoptionen. So schlummerte in Barças zweiter Garde mit Denis Suarez lange Zeit eines der begabtesten Offensivtalente Spaniens. Im Samstagsspiel gegen den FC Getafe spielte Suárez wie entfesselt auf und erzielte nach seiner Einwechslung den Ausgleichstreffer. Warum der 23-Jährige aber oft nur zu holprigen Kurzeinsätzen im Dress der Blaugrana kommt, bleibt rätselhaft. Klar, selbst der etwas begabtere Bojan Krkić schaffte es zu seiner Zeit nicht in Barças Traumelf und doch könnte aus Suárez noch der ganz große Wurf werden. Solange seine Fähigkeiten aber stets im Konjunktiv diskutiert werden, bleibt er der Unvollendete.

Immer wieder blitzt es auf, dieses unbeirrte, beflügelte Spiel von Denis Suárez, wenn er sich an den Kontrahenten vorbeimogelt und anschließend einen wichtigen Scorerpunkt einfährt. Dann taucht er wieder für Minuten ab und fällt nur noch durch Ballverluste, weit entfernt von der gegnerischen Strafraumgrenze, auf. Der 1,75 m große Spanier ist häufig auf der Suche nach freien Räumen und manchmal leider auf der Suche nach sich selbst. Als sich das Transferfenster des FC Barcelona am 31. August dieses Jahres schloss, stand so oder so fest, dass Suárez bleibt. Trotz der aufgekommenen Wechselgerüchte kann Cheftrainer Ernesto Valverde fortan auf einen besonnenen Spieler zurückgreifen, der die Vereinsphilosophie in sich trägt und mit dem Schubser in die richtige Richtung sogar über die ‚Causa Coutinho‘ hinwegtrösten könnte.

Mit Übersicht und Spielwitz vorbei an der Konkurrenz

Genau genommen sind es jene Akteure mit Offensivdrang – Arda Turan und Rafinha Alcantara – die zur Hauptkonkurrenz des jungen Spaniers zählen. Doch beide Spieler fehlen aktuell verletzt. Während der Thiago-Bruder auf unbestimmte Zeit mit einer Meniskusverletzung ausfällt, wird laut transfermarkt.de die Rückkehr des türkischen Linksaußen auf Montag, den 18.09.2017 datiert. Wirklich viel Zeit zum Luftholen gibt es da für einen wie Suárez also nicht, auch wenn dieser seinen Teamkollegen durch die schnellen Dribblings und auffallend gute Übersicht einen oder sogar zwei Schuhgrößen voraus ist. Turan ist der Erfahrene, der aber eher dazu tendiert die Spielgeschwindigkeit hinauszuzögern, während Rafinha zwar immer mit soliden Antritten und Abschlüssen auf sich aufmerksam machte, ihm aber der letzte Esprit, diese genialen Momente nicht gottgegeben sind. 

Suárez überrascht auf der linken Seite und in der Zentrale hingegen mit einer Agilität, die man in Barça-Kreisen bis dato nur vom fahnenflüchtigen Neymar kannte und sich von der alternden Vereinskoryphäe Andrés Iniesta sehnlichst zurückwünschte. Es ist genau diese undefinierte Feldposition zwischen Neymar Jr. und Iniesta, in der Suárez seine Stärken im Eins-gegen-Eins, den Schlüsselpässen und Diagonalläufen ausbauen könnte. Mitunter ist auch eine verdächtige Ähnlichkeit zu Barcelonas heißbegehrten Transferziel Philippe Coutinho nicht von der Hand zu weisen, der die Fans auf den britischen Inseln ebenfalls durch spielmachende Qualitäten verzückt. Auch Körperhaltung und Grundspeed von Suárez erinnern entfernt an den Brasilianer, der unter Jürgen Klopp für die erfolgreichen Standards zuständig ist. Freistöße und Ecken kann Suárez auch, das hat er zu Genüge bei seinem vorherigen Arbeitgeber in Villarreal bewiesen – nur ist die Konkurrenz in Barcelona eben eine andere als in England oder Valencia.

Denn auch der übrige Teil des FCB-Kaders macht sich Woche für Woche Hoffnungen auf mehr Einsatzzeiten an der Seite von Messi und Co. In einer Spielfeldmitte, in der also neben dem alteingesessen Personal Iniesta, Rakitić und Busquets kaum Platz für André Gomes, Paulinho oder Javier Mascherano herrscht, wie und wo kann es da Raum für einen zurückhaltenden Jungen geben, der zwar mit genialen Körperwendungen und Beinschüssen brilliert, dann aber wieder die Kugel leichtfertig an die gegnerischen Abwehrhünen verschenkt?

Bleibt Denis der Unvollendete?

Denis Suárez muss die häufig auftauchenden Konzentrationsschwächen abbauen. Diese haben sich nicht nur in den letzten Saisons unter Luis Enrique, sondern auch im Zuge der Vorbereitung der laufenden Spielzeit in das Passspiel, die Zweikampfführung und die Entscheidungsfindung eingeschlichen. Oft fehlt Suárez die letzte Durchschlagskraft oder das Quäntchen Glück, dass es für erfolgreiche Aktionen um den Mittelkreis und im letzten Drittel nun einmal braucht. Nichtsdestotrotz zählt er zu den Spielern, die unter den angeforderten Allrounder-Qualitäten in den letzten Jahren gelitten haben. Mal auf dem linken Flügel, mal auf rechts, mal in der Zentrale, mal defensiv, mal offensiv: für jemanden, der ständig auf unterschiedlichen Positionen eingesetzt wird, sind 26 Scorerpunkte in 84 Pflichtspielen okay – nicht mehr und nicht weniger. Für die gute Leistung am Wochenende kann Valverde den ehemaligen Manchester City Spieler im Hier und Jetzt wiederum nur mit mehr Einsatzzeit belohnen.

Aus Vergangenheit und Gegenwart lernen

Mit Barças jungem Nachwuchs ist das ja immer so eine Sache für sich. In der Historie der vergeudeten Talente taucht der ‚Fall Bojan‘ nur als eines von vielen negativen Beispielen auf. Damals gab es bereits immer Spieler, die vielleicht weniger Flair und Technik als der prädestinierte Messi-Nachfolger mit sich brachten, dafür aber in Sachen taktisches Verständnis, Positionsspiel und letztlich nachweisbare Scorerpunkte deutlich übertrumpften. Davon abgesehen, dass auch besagte Herren Iniesta, Busquets oder auch Xavi nach ihren Startelfdebüts nicht sofort glänzten, gab es auch immer wieder Spätzünder in Barcelonas Kadern, die konstant an ihrer Leistung schraubten, sich durch Höhen und Tiefen kämpften und letztlich durch Vereinstreue und Engagement überzeugen konnten. So hielt man bekanntermaßen auch an Sergi Roberto fest, bis dieser unter Luis Enrique förmlich explodierte. Und auch Roberto hätte ein ähnliches Schicksal wie etwa Marc Bartra winken können – nämlich das von einem Talent, das immer mal mitspielt, aber keine individuellen Akzente setzen kann, um das Kollektiv auf ein höheres Niveau zu heben.

Nachdem nun auch Neuzugang Ousmane Dembélé mindestens für 3 Monate ausfallen wird, könnte es für Denis Suárez keinen gelegeneren Zeitpunkt geben, um – wie am Samstag – auch von den eigenen Abschlussqualitäten Gebrauch zu machen, und sowohl André Gomes als auch Gerard Deulofeu unter Druck zu setzen. Mit den Ausfällen von Rafinha und Turan dürfte sich für Suárez außerdem die Chance auftun, sowohl von Messi, als auch von Iniestas Erfahrung und Klasse zu profitieren. Die beiden Barça-Urgesteine sind vor Sergio Busquets die spielstärksten und intelligentesten Team-Bausteine, die Tempo und Takt einer Partie nach Belieben diktieren können. Mit ihrer Unterstützung könnten die Wundertüte Suárez endlich zum Komplettpaket vollendet werden.

Wie bewertet ihr den bisherigen Werdegang von Denis Suárez bei Barça? Könnte er die langersehnte Lösung für die Kreativabteilung auf der Halbposition zwischen Flügel und Zentrale sein und sogar Andrés Iniesta in ein paar Jahren in dessen wohlverdienten Ruhestand schicken? Oder muss Barça in den kommenden Transferperioden weiterhin auf die Verpflichtung internationaler Stars aus Nizza, Liverpool oder Turin pochen?

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