Zwar befindet sich Barça-Kapitän Andrés Iniesta immer noch in Diensten der spanischen Fußballnationalmannschaft, dennoch hält das den 31-Jährigen nicht davon ab, ein äußerst langes Interview mit der spanischen Sportzeitung ‘Sport’ zu führen. Im ersten Teil wollen wir euch Iniestas Schilderungen zu seinem Dasein als Kapitän sowie dem Umgang mit seinen Mitspielern präsentieren. Weitere Themen: Iniestas Anfänge in einer für die Blaugrana schwierigen Zeit, die Titelverteidigung in der Champions League sowie der bisherige Saisonauftakt.
Wenn Sie auf Ihre Zeit beim FC Barcelona zurückschauen, was kommt Ihnen als Erstes in den Sinn?
„Eine Menge, vor allem natürlich die positiven Aspekte. In so einer langen Zeit bei dem Verein habe ich viele Erfahrungen machen können. Die Zeit vergeht und du machst weiter, um dorthin zu gelangen, wo du sein willst. Du hast immer noch die Motivation, damit die Dinge weiter gut laufen. Die gemeinsamen Ziele [beim Klub; Anm.] bleiben und ich bin sehr froh, eine weitere Saison mit diesem Enthusiasmus in Angriff zu nehmen.”
Was bedeutet Ihnen die Kapitänsbinde?
„Es ist eine nette Verantwortung und etwas sehr Spezielles, für seinen Klub die Binde zu tragen. Du repräsentierst eine Menge an Sachen dem Klub, dir selbst und auch deinen Teamkameraden gegenüber. Ich bin glücklich, den Respekt der Fans sowie meiner Teamkollegen genießen zu dürfen.”
Was versuchen Sie Ihren Teamkameraden zu übermitteln?
„Es ist keine Frage, was ich übermittle. Ich spüre den Respekt meiner Kollegen und du musst jeden so akzeptieren, wie er ist. Ich habe diesbezüglich keine Beschwerden, weil jeder sensationell ist. Das habe ich schon immer betont. Ich hatte das Glück die Umkleidekabine mit großartigen Menschen zu teilen und das hilft dabei, dass alles reibungslos verläuft.”
Und der beste Teil müsste ja das Hochhalten der Trophäen sein …
„Es ist ein schöner Teil des Kapitän-Daseins. Ich konnte bereits den UEFA Supercup hochhalten und ich hoffe, dass noch viele weitere Trophäen dazukommen werden.”
Lautet das Ziel in dieser Saison wieder alles zu gewinnen?
„Exakt! Wir streben immer nach dem Gewinn aller Titel und diese Saison stellt keine Ausnahme dar. Aber die Grenze zwischen Verlieren und Gewinnen kann manchmal sehr eng sein. Wenn man betrachtet, wie die letzte Saison verlaufen ist, dann denke ich, dass dieses Jahr auch großartig verlaufen kann.”
Ist der Erfolg der letzten Saison jetzt ein Handicap, quasi ein zusätzliches Stück Druck?
„Das ist nichts, was jetzt unsere Chancen mildern würde, aber es wird schwierig sein [das Triple zu wiederholen; Anm.]. Es ist allerdings eine Herausforderung und es existieren immer noch Dinge, die wir erreichen wollen. Es ist klar, dass wenn du der Champion bist, alle anderen noch heißer darauf sind, dich zu schlagen und alles ist viel schwieriger, ja, aber die Herausforderung besteht darin, sich zu verbessern und die Herausforderung zu überwinden. Es wird eine weitere anspruchsvolle Spielzeit, aber wir werden für alles kämpfen.”
Etwas Gutes ist sicherlich, dass der gleiche Trainerstab in die zweite Saison geht. Sie müssten nun deren Ideen verinnerlicht haben?
„Ich denke, dass sich das Team immer stärker und besser entwickeln muss. Wenn es eine Veränderung gibt, dann erfolgt erst einmal ein Prozess und die Mechanismen müssen ineinandergreifen. Ohne Zweifel konnten wir in der letzten Saison diese Entwicklung sehen. Wir müssen diese guten Auftritte auf jeden Fall aufrechterhalten und noch mehr arbeiten. Die Logik besteht darin sich weiter zu verbessern und jede Saison immer mehr zu lernen.”
Gibt Ihnen der Verlust des spanischen Supercups und des zähen Saisonauftakts irgendwelche Bedenken?
„Wir hätten den Supercup gerne gewonnen. Wir haben uns nicht gut angestellt und in einem Finale bezahlt man für so ein Auftreten, aber die ersten zwei Auftritte in der Liga waren sehr gut. Vielleicht waren sie nicht derartig spektakulär, was das Angreifen und Kreieren von Chancen anbelangt, aber das Spielniveau war gut. Wir fühlen uns nun stärker und sind froh. Nun folgt noch ein Spiel im Caldéron und dann schon die Champions League. Wie schon letzte Saison werden wir aber von Spiel zu Spiel denken.”
Spieler wie Sie, die schon alles gewonnen haben, müssten besonders erpicht darauf sein, die Champions League zu verteidigen?
„Natürlich, es ist eine nette Herausforderung, aber es wird kompliziert. Das befindet sich allerdings schon in unseren Köpfen. Immerhin wurde dies von keinem Klub bislang geschafft. Wir scheiterten schon 2010 sowie 2012, aber wir wagen nun einen weiteren Anlauf. Wir haben das Team und die Spieler, um für alles zu kämpfen.”
Sie scheinen hier sehr optimistisch zu sein …
„Ich denke, dass man immer optimistisch sein und an sich selbst sowie seine Teamkameraden glauben muss. Und von diesem Punkt aus muss man schauen, was passiert. Für mich sind das Team und die Kollegen das Beste und wir müssen um jeden Titel kämpfen.”
Es wäre Ihr fünfter Champions-League-Titel. Hätten Sie sich das jemals erträumen können, wenn Spieler wie Sie und Valdés in die Kampfmannschaft stießen?
„Alles war bislang ein einziger Traum. Von einem persönlichen Standpunkt aus betrachtet war es unglaublich. Es wäre unmöglich gewesen, sich das alles, was bislang geschehen ist, vorzustellen. Aber ich will mit dem Gewinn von Titeln weitermachen. Ein fünfter Titel für mich persönlich und ein sechster Titel für den Klub wäre ein zusätzliches Stück von Barças Historie. Aber jetzt ist es das, was es ist.”
Nach dem Sieg in Berlin sagten Sie, dass es schwierig sei alles zu bewerten. Können Sie es nun mit einer anderen Sichtweise?
„Weder wir [die Spieler; Anm.], noch ein anderer kann das alles bewerten. Alles geht immer derartig schnell, sodass wir die Dinge nicht genießen und darüber denken können. Wenn man sich das letzte Jahrzehnt anschaut, dann war das brutal. Wir sind sehr stolz darauf, was wir in dieser Zeit bei Barça geleistet haben und wie viele Titel wir erringen konnten. Und dieser Enthusiasmus wächst auch weiterhin.”
Fühlen Sie sich als Teil der Umwandlung Barças vor einigen Jahren?
„Als ich in die erste Mannschaft hochgehievt wurde, durchlitt der Klub eine schwierige Zeit und wir haben alles gegeben, um diese Situation zu verändern. Ich fühle mich stolz und privilegiert ein Teil dieses Klubs gewesen zu sein, den ich so sehr liebe.”