Er ist einer der herausragendsten Kapitäne in der Geschichte des FC Barcelona. Er ist bis heute nicht nur wegen seiner Frisur ein bekannter Name im Weltfußball. Ganze 15 Jahre verbrachte er bei Barça, 10 davon als El Capitán. Sowohl menschlich als auch sportlich eine unglaubliche Persönlichkeit. Im Vergleich zum berühmten Tiki-Taka war er eher der zweikampfbetonte Spieler in den Reihen der Blaugrana. Die Rede ist von Carles Puyol, dem ehemaligen Abwehrchef und Führungsspieler bei den Katalanen. Heute wird der Lockenkopf 40 Jahre alt. Im Folgenden ein kurzer Rückblick über seine erfolgreiche Karriere.
2014, das Jahr, in dem ein ganz Großer von der aktiven Fußballbühne abtritt. Einem gewissen Xavi brachte diese Tatsache Tränen in die Augen. Wer wird es ihm auch verübeln? Immerhin beendete ein Mann seine Laufbahn, dem in Sachen Einsatz, Wille und Kampfgeist niemand nahe rücken könnte. Sein Verhalten auf und neben dem Platz, die Art, wie er seine Mitspieler motivierte, die Liebe zum Verein und die berüchtigten unermüdlichen Aktionen..all das hat Puyol während seiner aktiven Zeit immer wieder demonstriert. Auf ihn war so gut wie immer Verlass, die übelsten Verletzungen konnten diesen Mann ebenfalls nicht zu einem frühzeitigen Rücktritt zwingen. Sein langjähriger Kollege in der Innenverteidigung Gerard Piqué sah in ihm eine Vaterfigur. Die Vitrine von Carles Puyol lässt sich auch sehen: 20 Titel mit “seinem” FC Barcelona, zu denen sich noch die Erfolge mit der spanischen Nationalmannschaft dazu gesellen.
“Kannst du dir keinen Friseur leisten?”
Louis Van Gaal trainierte den FC Barcelona, als Carles Puyol gerade erst in den Startlöchern seiner Laufbahn stand. Was dem damaligen Coach am jungen Mann sofort auffiel, natürlich..die Haarpracht. Dachte der Niederländer etwa, dass dieser Stil Einfluss auf die spielerischen Leistungen haben könnte? Schwer zu sagen. Puyol war es jedenfalls egal. Er dachte nicht daran, seinen Look zu ändern und wollte damit auch eines sein: erkennbar für seine Mannschaftskollegen. Er war eben der Andere. Neben Starspielern wie Rivaldo, Xavi, Pep Guardiola oder Luis Figo stieg Carles Puyol in das erste Team auf, wo er sich in der Position des Innenverteidigers einen Namen machen wollte.
Emotionaler Jubel im Estadio Bernabéu
Nachdem Puyol 2004 zum Kapitän ernannt wurde, folgten weitere erfolgreiche Spielzeiten beim FC Barcelona. 2006 holte er seinen ersten Champions League-Titel, in der Zwischenzeit wurden auch zwei Meistertitel gewonnen. Mit der Nationalmannschaft holte er zwei Jahre später auch die Europameisterschaft, als er zudem in die Mannschaft des Turniers gewählt wurde. Mit seiner routinierten Spielweise und seinen Führungsqualitäten hat er sich das wahrlich verdient.
Der 2.5.2009, ein Datum, das in den Köpfen aller Culés nicht mehr wegzudenken ist. Ein Tag, der einer Sternstunde in der Geschichte des FC Barcelona gleichkommt. Es war der Tag, an dem Barça in Madrid gegen Real ein 6:2-Schützenfest feierte und so den Weg für den Meistertitel endgültig frei machte. Dabei durfte unser Abwehrchef natürlich nicht fehlen, nicht nur das – er trug mit einem wuchtigen Kopfball ebenfalls zum historischen Sieg bei. Doch das Tor war nicht das Besondere, nein. Während der Ball im Netz hinter Iker Casillas zappelte, riss sich Puyol die Kapitänsschleife in Form der katalanischen Flagge herunter und küsste sie vor den Augen der verblüfften Real-Fans. Diese Szene ging in die Geschichte ein und zeigte außerdem, mit wie viel Willen dieser Treffer erzielt wurde.
Große Geste in Wembley
In weiterer Folge hörte die Titeljagd von Carles nicht auf. Nach dem Triple 2009 und der gewonnenen Weltmeisterschaft 2010 befand sich der Kapitän bereits in einem fortgeschrittenen Alter. Jedoch war er noch lange nicht aus der Mannschaft des FC Barcelona wegzudenken. Ganz im Gegenteil: es folgte eine weitere starke Saison. Auf dem Weg zur Meisterschaft 2011 wurde Real Madrid erneut gedemütigt, diesmal wurde es ein 5:0 im Camp Nou. Eine Auseinandersetzung mit einem damals jungen Sergio Ramos konnte angesichts der starken Vorstellung der Blau-Roten souverän weggesteckt werden. Dabei zeigte Carles Puyol vor allem ein Attribut: jenen der Autorität.
Wenige Wochen später holte Puyol seinen dritten Titel in der Königsklasse. Wie schon zwei Jahre zuvor, wurde Manchester United besiegt und so wurde der glorreichen Karriere von El Tiburón das nächste Puzzlestück hinzugefügt. Der Ort des Geschehens war kein geringerer als das legendäre Wembley-Stadion in London. Die Pokalübergabe wurde dabei zu einer emotionalen Szene: der erst kürzlich von einem Lebertumor genesene Éric Abidal konnte dem Finale ebenfalls seinen Stempel aufdrücken und war auch der erste, der den Henkelpott in den Londoner Himmel stemmen durfte. Dass Puyol ihm auch die Kapitänsschleife übergab, zeugte von wahrer Größe. Ein großer Kapitän mit einem großen Herzen.
Vom Management zum Spielerberater
Man muss nicht erwähnen, dass Carles Puyol in den Folgejahren weitere Titel einheimsen konnte und mittlerweile am Zenit seiner Laufbahn angekommen ist. Er holte 2012 sogar seinen zweiten EM-Titel und gehörte der Generation an, die einen großen Nationenbewerb 2x in Folge gewinnen konnte. Trotz seiner 34 Jahre war er ein wichtiger Bestandteil im Kader der Furia Roja.
Im Jahr 2014 ist es dann eingetreten: El Capitán erkannte die Zeichen der Zeit und tritt trotz laufenden Vertrages aus gesundheitlichen Problemen zurück. Eine Position im Management wurde zu einer Selbstverständlichkeit. Aufgrund von Problemen war Carles nicht lange in dieser Funktion tätig, konnte aber wertvolle Erfahrungen für spätere Rollen mitnehmen. Allein sein Name ist in den Räumlichkeiten des Camp Nou ein sehr geläufiger, was ihm verdientermaßen einen Platz außerhalb des aktiven Sports beim FC Barcelona sichern wird. Derzeit fungiert Puyol als Berater von Marc Bartra, der nach seiner kurzen Zeit in Dortmund wieder in La Liga bei Betis Fuß fassen möchte. Einen besseren könnte Bartra nicht für diese Funktion bekommen, denn klar ist: Puyol kann prägen, motivieren und den Persönlichkeiten junger Spieler mit seiner Menschlichkeit nur gut tun. Feliz Cumpleaños Carles!