Selten war eine Aufstellung vor einem ‘El Clásico’ so unschlüssig, wie es vor diesem ist. Egal, ob in der Abwehr, im Mittelfeld oder im Sturm: Auf jeder Position gibt es genügend Anwärter auf einen Platz in der Startelf. Heiß diskutiert wird die Frage, ob Luis Enrique auf Ivan Rakitić oder Xavi Hernández setzen sollte. Barçawelt analysiert die Vor- und Nachteile beider Spieler.
Alle Culés blicken bereits sehnsüchtig auf das bevorstehende ‘El Clásico’: Die Diskussionen, wer denn nun in der Startelf stehen soll, sind bereits im vollen Gange. Nicht nur die Frage, ob Luis Suárez auflaufen wird, beschäftigt die Anhänger der Katalanen. Auch das Mittelfeld-Trio ist nicht in Stein gemeißelt. Sergio Busquets verpasste zwar das Spiel gegen Ajax Amsterdam verletzungsbedingt, sollte für das Gigantentreffen aber wieder fit sein. Andrés Iniesta wurde im letzten Liga-Spiel gegen Eibar nur eingewechselt und gegen Ajax zur Schonung ausgewechselt. Ein Startelfeinsatz des 30-Jährigen scheint also mehr oder weniger gesichert. Darüber hinaus wäre es möglich, dass Luis Enrique mit Javier Mascherano und Sergio Busquets auf eine Doppelsechs setzt. Da dies in dieser Saison aber noch nie der Fall war, erscheint es ebenso unwahrscheinlich wie eine Positionierung von Iniesta auf dem Flügel. Somit bleibt ein Platz im Mittelfeld frei: Sergi Roberto kann man hier nahezu ausschließen, ebenso Rafinha, der erst kürzlich wieder fit geworden ist. Somit bleiben zwei Akteure für diese zentrale Rolle im Mittelfeld über: Xavi Hernández und Ivan Rakitić.
Ivan Rakitić: Reif für ‘El Clásico’?
Zu Beginn der Saison schien es relativ klar, dass Rakitić als Stammspieler bei Barça eingeordnet werden kann. Der Kroate fügt dem Mittelfeld der Blaugrana eine neue Komponente hinzu, nämlich jene eines Box-to-Box-Spielers. Innerhalb von wenigen Sekunden kann man beobachten, wie Rakitić zuerst beim einen und dann beim anderen Strafraum zu finden ist. Er ackert unheimlich viel für die Mannschaft und geht auch Wege, die wehtun. Vor allem wichtig ist die Aufgabe, das Mittelfeld von Barça vor gegnerischen Konterangriffen zu schützen. In dieser Hinsicht kann man dem WM-Teilnehmer nichts vorwerfen: Das Mittelfeld wurde mit seiner Verpflichtung physisch gestärkt, was in Anbetracht der vergangenen zwei Spielzeiten auch äußerst wichtig war.
Bislang stehen zwei Saisontore für den Ex-Schalker zu Buche: Eines erzielte er per Fernschuss, eines per Kopf. Dies alleine zeigt, wo der 26-Jährige Barça weiterhelfen kann und es auch tut. Spielerisch und technisch hat er auch einiges auf dem Kasten, trotz alledem steht in dieser Hinsicht Xavi doch um einiges nach. Seine Fehler in den ersten Spielen wurden durch oben genannte Faktoren kaschiert und Rakitić schien sich als Glücksgriff herauszukristallisieren. Doch im Spiel gegen Paris Saint-Germain offenbarten sich die Schwächen des Kroaten nur allzu gut: Er startete sehr nervös in die Partie und fabrizierte zahlreiche Abspielfehler. Unter gegnerischem Druck zeigte er sich sehr anfällig. Außerdem schaffte er es nicht, nach vorne hin Druck auszuüben. Was darüber hinaus noch hinzukam, war die Tatsache, auch im Defensivspiel überfordert gewesen zu sein: Nicht selten war es der Fall, dass er von den schnellen Spielern des französischen Meisters überrannt wurde. Im Spiel gegen Ajax war Rakitić sehr unauffällig und zeigte keine Anstalten, das Heft in die Hand zu nehmen. Die Frage, die sich nun stellt, ist also folgende: Ist Ivan Rakitić reif für die entscheidenden Spiele? Oder war das Spiel gegen Paris nur ein Ausrutscher?
Xavi Hernández: Beginnt sein zweiter Frühling?
Für viele war der Abgang von Xavi Hernández in diesem Sommer eine logische Entscheidung. Doch entgegen vielen Vermutungen entschloss sich das Urgestein, noch mindestens ein Jahr an seine Barça-Laufbahn anzuhängen. Der Katalane blieb dem Verein loyal und betonte nimmermüde, dass er immer alles geben werde, um sich einen Platz im Team zu verschaffen. Seine Motivation sei sehr groß und er wisse, welch schwieriges Unterfangen es sei, bei Barcelona in der Startelf zu stehen. Zu Beginn der Saison schien es so, als ob der 34-Jährige einen sehr schweren Stand bei Trainer Luis Enrique haben würde: In den ersten fünf Liga-Begegnungen wurde der Welt- und Europameister zwei Mal eingewechselt und verbrachte drei Mal die ganzen 90 Minuten auf der Bank. Man freute sich über einen Xavi, der sich keineswegs darüber beschwerte. Um wieder eine zentrale Rolle im Spiel der Blaugrana zu spielen, musste er seine wenigen Chancen nutzen.
Und dies tat er schließlich auch: Nach dem Champions-League-Gruppenspiel gegen APOEL Nikosia wurde der Routinier am 6. Spieltag gegen Granada zum ersten Mal in die Startformation beordert. Auf Anhieb sah man einen Xavi, den man so nicht mehr kannte. Er spielte wiederholt Pässe in die Tiefe, war spielfreudiger und wirkte spritziger als noch im vergangenen Spieljahr. Die nächsten zwei Begegnungen in La Liga durfte der Altmeister wieder von Beginn an bestreiten und er zeigte dabei abermals starke Leistungen. Dass er sein Tor gegen Eibar durch einen vorausgegangenen Lauf in die Tiefe erzielte, war sinnbildlich für seine starke Form. Auch die Entscheidung von der Nationalmannschaft zurückzutreten, kam ihm bereits sichtlich zugute: Während der Großteil der Barça-Spieler zwei Qualifikationsspiele bestreiten musste, konnte Xavi seinen Akku wieder voll aufladen.
Die Pausen tun ihm sichtlich gut und ein Xavi, der nur jedes zweite oder vielleicht auch dritte Spiel beginnt, ist um einiges wertvoller, als einer, der jedes Spiel bestreitet. Zusätzlich ist er bei einer knappen Führung im Rücken unheimlich wertvoll, wenn er von der Bank kommt. Versteht er es doch wie kein Zweiter, den Ball in den eigenen Reihen zu halten und das Spiel zu dirigieren. Seine Ruhe am Ball gibt allen anderen Akteuren ein sicheres Gefühl. Nachdem es zu Beginn der Saison nach einem Platz auf der Bank aussah, ist Xavi Hernández wieder voll zurück im Kampf um den Startplatz im ‘El Clásico’.
Wer macht das Rennen?
Ivan Rakitić oder Xavi Hernández – wer hat nun die besseren Chancen im wichtigsten La-Liga-Spiel in der Startelf zu stehen? Beide Spieler haben in dieser Woche 90 Minuten absolviert: Während der Katalane gegen Eibar durchspielte, agierte der Kroate gegen Ajax über die volle Spieldauer. Wer wird also nun den Vorzug erhalten? Ist es Xavi, der dem Spiel die nötige Ruhe und Ballsicherheit gibt, oder Rakitić, der wichtiger für das Umschaltspiel und die defensive Kompaktheit ist? Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Luis Enrique auf viel Ballbesitz setzen wird und somit dem Katalanen den Vorzug gibt. Aber auch er wird sich die Frage stellen, ob ein Mittelfeld bestehend aus Xavi und Iniesta vor allem im Defensivverhalten noch funktioniert.
Rakitić ist zwar ebenso nicht antrittsstark, könnte der Defensive aber aufgrund seiner Positionierung und Aggressivität im Zweikampf mehr Stabilität verleihen. Es ist jedoch keineswegs der Fall, dass der Neuzugang keine Stärken im Offensivspiel hätte: In der vergangenen Saison war er der Dreh- und Angelpunkt im Spiel des FC Sevilla und bereitete auch Real Madrid große Schwierigkeiten. Des Weiteren führte er seinen ehemaligen Verein zum Europa-League-Triumph. Das schürt die Hoffnung, dass die Leistung des Kroaten gegen Paris nur ein Ausrutscher war und er im Clásico auftrumpfen könnte. Fairerweise muss man auch erwähnen, dass Ivan Rakitić nicht der einzige Spieler war, der gegen Paris nicht seine Normalform erreichte. Was darüber hinaus noch für einen Startelfeinsatz des Kroaten spricht, ist die Tatsache, dass er gegen Ajax neben Andrés Iniesta agierte und nicht wie Xavi gegen Eibar neben Sergi Roberto. Wenn man diese Argumente betrachtet, scheint Ivan Rakitić die besseren Karten zu besitzen, um von Beginn an aufzulaufen.
Eure Meinung: Wer soll gegen Real Madrid auflaufen: Ivan Rakitić oder Xavi Hernández?