Mit dem Abgang von Pedro Rodríguez zum FC Chelsea wurde beim FC Barcelona der erste Back-up-Platz im Angriff frei. Zuerst wollte man diesen mit der Personalie Nolito nachbesetzen, der die Lücke ab Januar füllen sollte. Nun entschied man sich gegen diese Variante – dafür finden sich die beiden Barça-Juwelen Munir El Haddadi sowie Sandro Ramírez im Kader der ersten Mannschaft wieder. Was es mit dieser Entscheidung auf sich hat, steht aber immer noch in den Sternen.
Sie sind beide 20 Jahre alt, kommen aus der Nachwuchsabteilung der Katalanen und kämpfen um einen Platz in der ersten Mannschaft des FC Barcelona: Munir El Haddadi und Sandro Ramírez. Zu Beginn der Saison 2014/15 durften sie dort bereits das erste Mal schnuppern; durchaus mit Erfolg! Sowohl Munir als auch Sandro konnten bei ihrem Pflichtspieldebüt für Barça einnetzen. Luis Enrique beließ sie daraufhin unter seiner Obhut – erst das Ende der Sperre für Luis Suárez (25. Oktober 2014) beendete das Gastspiel der Barça-Juwelen weitestgehend.
Die Bilanz 2014/15 im ersten Team:
Munir El Haddadi | Sandro Ramírez | |
Spiele | 16 | 12 |
Spielminuten | 812 | 261 |
Tore | 1 | 4 |
Vorlagen | 3 | – |
Minuten pro Tor/Vorlage | 203 | 65 |
Erstes Pflichtspieltor von Munir:
Erstes Pflichtspieltor von Sandro:
Sind Munir und Sandro bereit für diesen Schritt?
Um sich der Thematik anzunähern, drängt sich einem förmlich die erste Frage auf: Sind Munir El Haddadi und Sandro Ramírez überhaupt bereit, den nächsten Schritt zu machen und Pedro als ersten Back-up-Stürmer bei Barça zu ersetzen? Allgemein muss man sich der Tatsache bewusst sein, dass Jugendspieler Vertrauen und Geduld benötigen. Dies wurde auch Pedro entgegengebracht, der nach 14 Einsätzen in der Saison 2008/09 keinen Treffer oder Assist zu Buche stehen hatte; erst danach explodierten seine Leistungen. Es wäre nun ebenso vermessen anzunehmen, dass die beiden Barça-Juwelen den abgewanderten Welt- und Europameister sofort ersetzen könnten. Ein Blick auf die zwei Youngsters:
Munir El Haddadi
Der 20-jährige Spanier konnte in der Spielzeit 2014/15 in 812 Spielminuten mit der ersten Mannschaft ein Tor erzielen und drei Vorlagen verbuchen. Insgesamt wirkte die Zukunftshoffnung aber noch auf verlorenem Posten; insbesondere die physische Komponente machte Munir noch sehr zu schaffen. Sein Talent ist jedoch unumstritten.
https://www.youtube.com/watch?v=b8rhHq0NIEA
Sandro Ramírez
Ganz im Gegensatz zu seinem Teamkollegen konnte sich Sandro bisher gut behaupten bei seinen Einsätzen im ersten Team. Statistisch betrachtet liest sich die Bilanz des Kanariers deutlich besser als jene von Munir – das wurzelt in seinem geradlinigen, schnörkellosen Spiel und nicht zuletzt in seiner starken Physis. Obwohl ihm weniger Talent als seinem Konkurrenten zugesprochen wird, scheint Sandro in seiner Entwicklung weiter und derzeit besser geeignet, dem FC Barcelona zu helfen.
https://www.youtube.com/watch?v=YkKFrNJ168U
Reelle Chance, um sich zu beweisen?
Frage Nummer zwei in dieser Causa lautet: Bekommen die beiden Youngsters genügend Spielminuten, um sich zu beweisen? In den bisherigen fünf offiziellen Partien der Saison 2015/16 kommen die beiden auf insgesamt 75 Einsatzminuten. Davon entfallen 22 auf Munir, 53 auf Sandro. Sollte das der Richtwert für künftig zu erwartende Einsatzzeiten sein, würde das natürlich einer Farce gleichen.
Spanischen Medienberichten zufolge möchte man den Barça-Juwelen bis Januar Zeit geben, um sich zu beweisen, um dann einen möglichen Wintertransfer abzuwägen. Im Raum stehen die Personalien Nolito und Yarmolenko. Für Luis Enrique ist die Situation gewiss nicht einfach, doch sein Vorgehen wird hier auf dem Prüfstand stehen. Adama Traoré brachte er offensichtlich wenig Vertrauen entgegen – dieser wechselte kürzlich zu Aston Villa. Er wäre eine weitere Option aus der eigenen Jugend gewesen.
Der FC Barcelona am Scheideweg?
Verpflichtet der FC Barcelona im Januar 2016 tatsächlich einen Stürmer, entfernt man sich einen weiteren Schritt von La Masia. Mit Alen Halilović wird nächsten Sommer zudem ein großes Talent von seiner Leihe bei Sporting Gijon zurückkehren. Es bleibt ein ewiger Teufelskreis, wenn man jungen Akteuren zwecks mangelnder Erfahrung ihre Einsatzzeiten verwehrt und stattdessen erfahrene Spieler verpflichtet. Luis Enrique und der FC Barcelona stehen am Scheideweg und müssen eine Entscheidung treffen: Wenig sportliches Risiko; dafür großer Geldeinsatz für einen qualitativ starken sowie breiten Kader oder erhöhtes sportliches Risiko; dafür ökonomische Vorzüge für eine stärkere Jugendförderung.
Fazit
Es ist von außen sehr schwer zu beurteilen, inwieweit die beiden Barça-Juwelen Munir El Haddadi und Sandro Ramírez die Lücke von Pedro schließen könnten. Die Statistiken und Auftritte des Letztgenannten geben jedoch Grund zur Annahme, dass dies durchaus schnell gelingen könnte. Wartet der FC Barcelona ohnehin nur noch auf den Januar, um einen Stürmer zu verpflichten, gleicht das Vorgehen einer Farce. Es wäre ein weiterer Schritt in Richtung Pragmatismus – der Idealismus würde auf der Strecke bleiben.
Sowohl Munir als auch Sandro, aber auch Alen Halilović wäre dann ein weiterer Spieler vor die Nase gesetzt, der ihnen sämtliche Einsatzminuten stiehlt und jegliche Chance auf Weiterentwicklung im Keim erstickt. Es wäre der Eintritt in einen Teufelskreis, in dem jungen Spielern aufgrund mangelnder Erfahrung kein Vertrauen mehr geschenkt wird und an dessen Ende nur noch große Transfers stehen.