Der FC Barcelona hat ein neues Gesicht auf der Trainerbank und unzählige im Kader. Aus gegebenem Anlass stellen sich also einige Fragen. Was ist das Vorhaben des Neo-Coaches? Wie lautet die Devise in Sachen System? Daher haben wir uns entschieden eine kleine Serie zu starten, die potenzielle Pläne von Luis Enrique behandelt. Wir beginnen mit der Offensive und dem Mittelfeld, da dort die Personalsituation am deutlichsten erscheint.
Mit Neuzugang Luis Suárez, Brasilien-Star Neymar, Pedro Rodríguez, Gerard Deulofeu und natürlich Lionel Messi ist man offensiv absolut Weltklasse aufgestellt. Besagte Offensivakteure bieten Luis „Lucho“ Enrique eine Fülle an Möglichkeiten.
Messi im Mittelfeld und eine Neun an vorderster Front
Kolportierte 90 Millionen Euro hat der Uruguayer Luis Suárez die Blaugrana gekostet – dementsprechend hoch ist die Erwartungshaltung an den Stürmer aus Südamerika, der vom FC Liverpool losgeeist wurde. Ist er doch eine „klassische Neun“, wie sie im Buche steht. Technisch brillant, eiskalt im Abschluss und schnörkellos, wenn es darum geht, einfach nur abzustauben. Dass Suárez bei Barça die Speerspitze im Angriff darstellen wird, gilt als beschlossene Sache. Doch wie wird das Gesamtkonzept im Angriff aussehen? Diversen Medienberichten zufolge plant Enrique mit Lionel Messi als offensivem Mittelfeldspieler, sprich hinter Suárez. Mit Neymar, Pedro und Deulofeu, aber auch Iniesta hat man vier Akteure, die auch auf den Flügeln agieren können, sofern Cuadrado noch verpflichtet werden kann, hat man sogar noch einen Hybriden für die gesamte rechte Seite im Kader. Auf dem Papier sieht die wahrscheinlichste Version wie folgt aus:
© Barcawelt.de
Suárez agiert hierbei an vorderster Front, während Messi ihn zum einen aus dem Mittelfeld mit Bällen füttern und zum anderen durch Doppelpässe auch selbst zum Abschluss kommen kann. Wie auch auf der „falschen Neun“ wäre Messi etwas rechts versetzt anzutreffen, da mit Iniesta oder Rakitić ein weiterer Mittelfeldspieler etwas weiter links aufgestellt sein würde. Neymar würde in diesem Konzept seine bisherige Rolle auf links beibehalten, allerdings mit leichten Veränderungen zu Gunsten seines Spiels. Durch den weiter hinten agierenden Messi hätte der Brasilianer mehr Freiheiten in seinem Spiel und könnte auch oftmals den Weg nach innen suchen; Suárez kann bekanntlich ohne Probleme auch etwas weiter außen spielen. Somit hätten sowohl Luis Suárez als auch Neymar vorne viele Freiheiten und könnten eventuell sogar die Seiten mehrmals pro Spiel tauschen.
In diesem Konzept wird Messi keineswegs seiner Freiheiten beraubt, da er nach wie vor bei Bedarf in die Spitze stoßen und folglich den Abschluss auch selbst suchen kann. Auf diese Art würde seine Torquote zwar wohl ein wenig zurückgehen, im Gegenzug könnten seine Assistzahlen explodieren. Manch Kritiker wird nun die Frage äußern: Wie soll Messi im Mittelfeld agieren, wenn er so gut wie keine Defensivarbeit leistet? Eine Antwort ist schnell gefunden. Xavi, der in Guardiolas System etwas weiter hinten agierte, leistete ebenfalls wenig Defensivarbeit. Klar, im Eins-gegen-eins suchte er den Ballgewinn, aber die weiten Wege nach hinten mussten andere machen. Auch im Pressing beteiligte sich der Mittelfeldstratege nur sporadisch. Das Konzept funktionierte dennoch. Zusätzlich gibt es mit Rakitić nun einen dynamischen Mittelfeldspieler im Kader, der sich zum einen selten für einen Weg zu schade ist und zum anderen durch robustes Spiel auszeichnet. Er gibt dem Spiel eine weitere interessante Komponente und könnte Messi im Mittelfeld entlasten. Das bei Weitem interessanteste Argument ist und bleibt dennoch die Doppelsechs.
Busquets und Mascherano – Luchos Waffen auf der Sechs
Darf man den spanischen Medien Glauben schenken und interpretiert man Enriques Aussagen in dieselbe Richtung, sieht Barças neuer Coach den Platz für Javier Mascherano vor allem im Mittelfeld. Gemeinsam mit Sergio Busquets könnte Barça mit ihm die beste Doppelsechs des Erdballs stellen. Die Tatsache, dass beide Akteure über ein äußerst hohes Maß an Spielintelligenz verfügen, lässt diese Variante für den FC Barcelona noch interessanter werden. So könnte man Messi und Iniesta in ihrer Defensivarbeit entlasten, was ihnen noch mehr Freiheiten bescheren und das Spiel von Barça um ein Vielfaches stabilisieren würde. Zusätzlich gewinnt die zu Recht vielfach kritisierte Abwehrreihe der Katalanen ein großes Maß an Sicherheit:
© Barcawelt.de
Während Busquets auf der Doppelsechs für das frühe Unterbinden von Kontern durch geschicktes Abfangen von Pässen sorgt, kann Mascherano die Gegner mit seinen einzigartigen Tacklings zur Verzweiflung bringen.
Weiter würden durch die Doppelbesetzung der defensiven Mittelfeldposition Seitenwechsel schneller vonstattengehen und an Sicherheit gewinnen und auch die Außen könnten auf diese Art und Weise besser mit Bällen gefüttert werden.
Stichwort „Außen“ – hier endet der erste Teil unserer Artikelserie. Im nächsten Teil stellen wir uns die Frage, wer in der Innenverteidigung die Nase vorne hat und erläutern, warum eine Neuverpflichtung von Cuadrado ungeahnte Möglichkeiten öffnen könnte. Auch die Rollen von Jordi Alba und Neuzugang Jérémy Mathieu werden besprochen.