Bereits zu Beginn der Spielzeit 2014/15 machten wir von Barçawelt auf die katastrophale Kaderplanung des FC Barcelona auf der Rechtsverteidiger-Position aufmerksam. Auf der Zielgeraden der Saison sind die Umstände nun unverändert – die Lage spitzt sich jedoch zu: Der Vertrag des etatmäßigen Rechtsverteidigers Dani Alves neigt sich dem Ende (30. Juni 2015) und die FIFA-Sanktion verhindert eine baldige Abhilfe. Die zentrale Frage lautet: Gibt es im Barça-Kader überhaupt ernsthafte Alternativen zum Brasilianer?
Nur ein erlesener Kreis aus hochkarätigen Spielern findet sich seit knapp sieben Jahren und unter vier verschiedenen Trainern unentwegt in der Startaufstellung des FC Barcelona wieder. Dazu zählt auch der Brasilianer Dani Alves, der zur Institution auf der Position des Rechtsverteidigers und häufig gar als allerbester seiner Zunft tituliert wurde. Der mittlerweile 31-Jährige ist immer noch Stammgast in der Startaufstellung – und das, obwohl die Gültigkeit seines Vertrages nur noch 91 Tage währt. Zwangsläufig drängt sich hier natürlich eine Frage auf.
Dani Alves: Welche Optionen gibt es für den FC Barcelona?
Transfermarkt
Der Ursprung allen Übels ist zu großen Teilen in der FIFA-Sanktion zu verorten. Diese verwehrt dem FC Barcelona zwar nicht das Aktivwerden auf dem Transfermarkt, wohl aber neu erworbene Akteure im Jahr 2015 einzusetzen. Diese würden schließlich bis zum 1. Januar 2016 – wenn im Kader der Blaugrana – als nicht spielberechtigt für die Katalanen gelten. Im Sommer kann Barça somit keinen unmittelbar einsetzbaren Ersatz für Dani Alves verpflichten.
Martín Montoya
Nach dem 7. Oktober 2012 waren die katalanischen Medien und Culés in heller Aufregung: Ein neuer Stern am Barça-Horizont war aufgegangen und nährte die Hoffnungen um einen weiteren Absolventen von La Masia, der den Durchbruch beim FC Barcelona schafft. An jenem Tag – es war das El Clásico – zauberte der damals 21-jährige Martín Montoya eine Darbietung aufs Parkett, in der diese kurzzeitige Euphorie wurzelte. Über zwei Jahre später ist sämtlicher Glanz schon längst verblasst. Unter Luis Enrique durfte der Verteidiger bisher nur in neun Spielen mitwirken – seine Körpersprache dabei spricht Bände: Neben dem FC Barcelona scheint auch er jegliches Vertrauen in seine Person verloren zu haben.
Douglas
Vier Spiele, vier weitere Fragezeichen – so liest sich die Bilanz des Brasilianers beim FC Barcelona bisher. Ein wahrlich mysteriöser Transfer, der seinen Platz im Kuriositätenkabinett des aktuellen Präsidiums finden wird. Douglas Pereira könnte gar Opfer der nebulösen Aktivitäten der Katalanen im Land des Rekord-Weltmeisters sein. Am Ende darf man dem 24-Jährigen jedoch keinesfalls Unrecht tun – eine Bewertung seiner Fähigkeiten ist schlicht unmöglich. Es darf trotzdem bezweifelt werden, ob gerade er Dani Alves beerben wird.
Adriano
Der nächste Brasilianer im Bunde der Außenverteidiger des FC Barcelona hört auf den Namen Adriano Correia. Der mittlerweile 30-Jährige wechselte im Sommer 2010 in die katalanische Metropole und ist seitdem als Hybrid tätig. Hauptsächlich wird er jedoch auf den Außenverteidiger-Positionen eingesetzt. Den hohen Ansprüchen der Blaugrana kann er in dieser Spielzeit jedoch gewiss nicht mehr entsprechen. Auch als Übergangslösung nach einem möglichen Abgang von Dani Alves scheint er nicht eingeplant, vergegenwärtigt man sich seine Einsatzzeiten unter Luis Enrique.
Marc Bartra
Bereits bei der Barça B – als der jetzige Übungsleiter des FC Barcelona das Trainerzepter der B-Mannschaft schwang – wurde Marc Bartra häufig als Rechtsverteidiger aufgeboten. Doch diese Zeiten sind vorüber: Der Katalane ist nun in der Innenverteidigung beheimatet und kämpft dort seit der Spielzeit 2012/13 um den absoluten Durchbruch im Profifußball. Dass dieser ausgerechnet auf der Rechtsverteidiger-Position gelingt, erscheint wenig wahrscheinlich. Als Option für Dani Alves kann Marc Bartra somit kaum dienen.
Pedro
Immer wieder wird spekuliert, ob der 27-Jährige nicht als Rechtsverteidiger brillieren könnte. Sein Stand im Angriff der Katalanen ist mittlerweile sehr kompliziert: Einerseits sieht er sich den drei südamerikanischen Superstars Messi, Neymar und Suárez gegenüber, andererseits vermag Pedro in seinen seltenen Einsätzen im Sturm kaum zu überzeugen. Eine “Umschulung” wäre mit Sicherheit sehr interessant, doch diese Option scheint nahezu ausgeschlossen. Es wäre frevelhaft, wenn die Verantwortlichen des FC Barcelona ein solches Risiko in Kauf nehmen und den Kanarier als Nachfolger für Dani Alves einplanen.
Patric
Der spanische Rechtsverteidiger Patricio Gabarrón durfte im November 2013 bei der 1:2-Niederlage gegen Ajax Amsterdam sein Debüt für die erste Mannschaft des FC Barcelona feiern. Üblicherweise agiert der 21-Jährige aber für die Barça B und ist dort eine unumstrittene Säule. Als ernsthafte Option nach einem möglichen Ende der Ära Dani Alves kann Patric jedoch nicht dienen.
Fazit
Auch aus heutiger Sicht erscheint die Vorgehensweise der Klubverantwortlichen in puncto Kaderplanung der Rechtsverteidiger-Position als aberwitzig. Der Vertrag von Dani Alves werde nicht verlängert, verkündete Andoni Zubizarreta – ehemals Sportdirektor der Blaugrana – noch zu Beginn der Saison. Nun, da die FIFA-Sanktion endgültig Realität ist und der Kader des FC Barcelona nur unzureichende Alternativen für den Brasilianer ausspuckt, sitzt man in der Falle. Zielsicher und doch tollpatschig – es ist dies eine ganz eigene Kunst – manövrierten sich die Verantwortlichen der Blaugrana in eine Ecke, aus der es nun kein Entkommen gibt. Der Kontrakt mit Dani Alves muss wohl oder übel verlängert werden, möchte man kein frevelhaftes Risiko eingehen. Auch aus moralischer Perspektive wirft der Umgang mit der Barça-Ikone ein schlechtes Licht auf den Verein. Im Poker um einen neuen Vertrag hat Alves nun natürlich alle Trümpfe in seiner Hand. Die Kaderplanung auf dieser Position, sie bleibt ein einziges Desaster!