Erst zerplatzte der Traum vom Triple, nun der Traum vom Double. Relativ überraschend verliert der FC Barcelona das Finale der Copa del Rey gegen den FC Valencia und bietet damit einmal mehr Anlass zu einer Trainerdiskussion.
Barças Bilanz in Spaniens größtem Pokalwettbewerb ist herausragend. Nicht nur ist der Klub mit 30 Titeln der Rekordsieger des Wettbewerbs, auch gewann er den Pokal von 2015 bis 2018 vier mal in Folge. Diese Serie endete am vergangenen Samstag gegen den FC Valencia. Der Pokal sollte als Trostpflaster herhalten, doch selbst das nationale Double wurde verpasst. Nun muss man sich natürlich fragen: Woran lag es? Waren die Spieler nicht in der Lage zum richtigen Zeitpunkt ihre Leistung abzuliefern? Ist der Kader überaltert oder nicht gut genug? Welche Rolle spielte der verletzungsbedingte Ausfall von Mittelstürmer Luis Suárez? Ist eventuell mal wieder Trainer Ernesto Valverde alleine Schuld? Die letzte dieser Fragen scheint dabei besonders im Zentrum des Interesses zu stehen.
Die Kritik wächst – Die Unterstützung bleibt
So schrieb die Mundo Deportivo vielsagend, dass es an der Zeit für Veränderungen beim FC Barcelona wäre. Die Sport wiederum begab sich auf die Suche nach einem Schuldigen für das erneute Versagen und thematisierte in diesem Rahmen ebenfalls den Trainer. Und auch wenn man sich in Foren oder den Kommentarspalten unter Artikeln in Zusammenhang mit Barça umschaut, so registriert man eine bemerkenswert hohe Anzahl an Kritikern des aktuellen Coaches.
Die Verantwortlichen und Protagonisten des Klubs selbst wollen – zumindest öffentlich – nichts von einer Debatte um den Trainer wissen. So stärkte Klubchef Josep Bartomeu Barças aktuellem Coach nach dem Copa-Finale demonstrativ den Rücken: „Diese Niederlage war nicht die Schuld unseres Trainers (…) Valverde hat einen Vertrag und bleibt der Coach.” Auch einige Spieler nahmen Valverde in Schutz. Gerard Piqué zum Beispiel gab folgende Aussage zu Protokoll: „Die Entscheidung liegt nicht bei uns, aber wir haben schon oft gesagt, dass wir es gerne hätten, wenn Valverde weitermacht.” Und bereits vor dem Spiel äußerte sich Mannschaftskapitän Lionel Messi im Rahmen einer Pressekonferenz zum aktuellen Coach: „Ich hätte es gern, wenn Valverde auch im nächsten Jahr weitermacht (…) Der Trainer hat beeindruckende Arbeit geleistet.” Sieht also so aus, als ob die Verantwortlichen im Klub hinter dem aktuellen Coach stehen würden – trotz der bereits zweiten schmerzhaften Niederlage der Saison.
Anfield als Anstoß der Diskussion
Auslöser für die erneute Debatte um Ernesto Valverde ist nicht die Niederlage gegen Valencia, sondern viel mehr das schmerzhafte Aus im Champions-League-Halbfinale gegen den FC Liverpool. Bereits nach der Partie gegen die Reds wurden Stimmen laut, die einen Trainerwechsel ab kommenden Sommer forderten, wenngleich man sich die Frage stellen konnte, inwiefern Valverde wirklich Schuld am Ausscheiden war.
Wochen davor wurde der Coach für seine taktischen Maßnahmen völlig zu Recht außerordentlich gelobt. Sowohl seine Herangehensweise im Hinspiel gegen Liverpool, als auch personelle Entscheidungen wie die Hereinnahme des Kriegers Arturo Vidal waren Schlüsselentscheidungen für Barças Erfolg. Lediglich im Rückspiel gegen Jürgen Klopps Team wollte der Plan nicht so recht aufgehen, obwohl die Blaugrana nicht wesentlich schlechter spielte als im Hinspiel.
Natürlich stand Valverde gefühlt seit seiner Ankunft in Barcelona im Zentrum der Kritik. Seine Spielweise sei zu langweilig und würde sich zu sehr von der “Barça-DNA” entfernen. Als es gegen Ende der aktuellen Saison jedoch so aussah, als sei das Team auf Triple-Kurs, verstummte all die Kritik. So wirkte die Auseinandersetzung mit der Trainerfrage zuweilen recht willkürlich.
Mit Valverde in die nächste Saison?
Völlig zu Recht kann und muss man Valverde nach einer Niederlage wie der im Copa-Finale infrage stellen, gerade da seine taktischen Maßnahmen im Finale gegen die “Fledermäuse” aus Valencia zumindest fragwürdig erschienen. Jedoch wurde das Spiel im Großen und Ganzen recht dominant geführt, einzig das Erspielen von klaren Torchancen war ein Problem, was jedoch auch auf mangelnden Alternativen für den verletzten Suárez im Sturmzentrum zurückzuführen war. Für die Gegentore wiederum sorgten vor allem individuelle Fehler, weniger Valverdes Matchplan in der Defensive.
Trotz allem stellt sich nach der erneut herben Niederlage in einem wichtigen Spiel die Frage, ob der FC Barcelona mit Valverde den richtigen Trainer beschäftigt und ob man mit ihm weiterhin planen sollte. Nicht nur, weil die Partie gegen Valencia eine erneute Enttäuschung für alle Beteiligten und Fans darstellt, sondern auch aufgrund des öffentlichen Druckes, der jetzt von vielen Seiten auf die Verantwortlichen und den Coach ausgeübt wird. Zusätzlich sollte man überlegen, ob dem FC Barcelona, unabhängig von Valverdes vorhandenen Kompetenzen, eine Veränderung auf der Trainerposition gut tun würde – einfach um einen Tapetenwechsel zu vollziehen und neue Kräfte freizusetzen, mit denen man die kommende Saison angehen kann. Man darf gespannt sein, wie sich die Verantwortlichen schlussendlich entscheiden. Die nächsten Tage und Wochen geben mit Sicherheit Aufschluss.
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