In einem Interview spricht Lionel Messi über seinen Verbleib beim FC Barcelona, die aktuelle Form der Mannschaft, die Umstellungen unter Quique Setién und die Chancen auf den Gewinn von Meisterschaft und Champions League.
Lionel Messi gab der Mundo Deportivo ein ausführliches und exklusives Interview. Wir haben die interessantesten Aussagen in Teil 1 des Interviews übersetzt.
Frage: Es ist schön in Barcelona zu leben, oder?
Lionel Messi: “Die Wahrheit ist: Ja, ist es. Es ist sehr schön. Ich liebe Barcelona, auch wenn ich Rosario sehr vermisse. Das hier ist mein Zuhause, ich habe hier mehr Zeit verbracht als in Argentinien. Mir gefällt Barcelona sehr, an dem Ort in dem ich lebe, Castelldefels, habe ich mir ein Leben so aufgebaut, wie es mir gefällt.”
Man kann sich kaum vorstellen, dass sie Barça jemals verlassen werden. Die Leute fragen sich trotzdem: Könnte er eines Tages doch wechseln?
“Ich habe das schon oft betont: Solange der Verein und die Leute das weiterhin wollen [dass ich bleibe], gibt es von meiner Seite überhaupt kein Problem. Ich habe schon oft gesagt, dass ich gerne hier bin, dass es uns allen gut geht, dem Verein, den Leuten, dass sie zufrieden sind mit der Mannschaft, dass es ein erfolgreiches Projekt gibt und dass wir zusammen danach streben, wettbewerbsfähig zu sein und um alle Titel mitzuspielen. Das ist meine Vorstellung: hier weiterzumachen. Ich möchte eine weitere Champions League gewinnen, möchte weiter Meisterschaften gewinnen – danach strebe ich immer.”
Aber sie wissen, dass ihre Ausstiegsklausel am Ende jeder Saison die Leute nervös macht?
“Ich hatte diese Entscheidung schon immer im Hinterkopf, unabhängig von dieser Klausel. Ich hatte häufig die Chance, den Verein zu verlassen, es gab viele Vereine, die an mir interessiert waren und die bereit waren, die Klausel zu zahlen, aber in keinem Moment kam mir in den Sinn, zu wechseln – und jetzt ist das auch nicht der Fall. Ich sage es noch einmal: Wenn der Klub möchte [dass ich bleibe], dann gibt es keine Probleme.”
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Sprechen wir über Fußball: Wie sehen sie die Mannschaft?
“Wir machen einen Prozess durch aufgrund des Trainerwechsels. Jeder hat seine eigenen Ideen und Vorstellungen, und wir müssen uns peu á peu daran gewöhnen, was der Trainer von uns verlangt. Es ist nicht leicht, denn wir kommen aus einer Zeit unter Valverde, in der wir anders gespielt haben, und jetzt wird etwas anderes von uns verlangt. Aber wir wachsen und haben noch Luft nach oben. Wenn wir unsere Ziele erreichen wollen, müssen wir uns noch deutlich verbessern.”
Neulich gab es gegen Getafe sogar vereinzelt Piffe, als Marc-André ter Stegen erneut für den Spielaufbau verantwortlich war. Was sagen sie den Leuten, die gepfiffen haben?
“Das ist normal, nach all den Resultaten und nach dem Trainerwechsel. In einigen Spielen haben wir oft hintenrum gespielt, dass macht die Leute nervös, denn der Gegner kann uns jederzeit den Ball abnehmen und ein Tor erzielen. Die Leute sind verstimmt, aber das ist normal wenn man sieht, was wir zuletzt alles erlebt haben – die Wechsel, die Resulate, das Spiel – denn mitunter haben wir manchmal nicht gut gespielt. Daher ist es normal, dass die Leute reagieren. Aber du musst immer versuchen, ruhig zu bleiben und Vertrauen bis zum Ende zu haben.”
Was verlangt Quique Setién von der Mannschaft, was ist anders als zuvor?
“Es gibt da einige Dinge. Die Sache, die am auffälligsten ist, ist der riskante Spielaufbau von hinten, denn es ist eine große Umstellung. Es geht darum, das Spiel gut aufzubauen, damit wir gut angreifen können. Es gibt auch andere Dinge, andere Bewegungsmuster: Das Pressing, das Gegenpressing nach Ballverlust, das Angriffspressing. Dinge, die uns zuletzt etwas abhandengekommen sind. Das ist ein Prozess, an den wir uns wieder anpassen müssen.”
Was verlangt Quique Setién von ihnen selbst?
“Es hängt auch immer ein wenig vom Spiel ab. Er gibt mir sehr viele Freiheiten. Manchmal, wie im Spiel in Bilbao, muss ich als Falsche Neun spielen, manchmal beginne ich auf dem Flügel. Aber wie alle anderen auch gibt er mir sehr viele Freiheiten, um Überzahl zu schaffen und angreifen zu können.”
In dieser Zeit der Veränderung und Anpassung, wie realistisch ist es da, von Barça den Gewinn der Meisterschaft oder Champions League zu erwarten?
“Es stimmt schon, dieses Jahr sind Barça und Madrid in La Liga sehr schwankend, wir lassen beide viele Punkte liegen. Daher glaube ich, dass es bis zum Schluss ein sehr enges Rennen sein wird, dass der Titelkampf auch nach dem Clásico noch offen sein wird – egal, was da passiert. Aber wir werden da sein [an der Tabellenspitze]. Aber es stimmt, wenn wir die Champions League gewinnen wollen, dann müssen wir uns stark verbessern. In der derzeitigen Verfassung wird es für uns nicht reichen, um bei der Champions League ein Wort mitzureden.”
Ein Sieg im Clásico kann der Mannschaft aber sicherlich einen moralischen Boost geben.
“Er gibt dir viel Selbstvertrauen. Du trittst bestärkt aus diesen Spielen hervor, aufgrund dessen, was der Clásico ist, was er bedeutet. Ich glaube, es wäre ein wichtiger Wendepunkt.”
Ist Real Madrid ohne Cristiano Ronaldo schwächer geworden?
“Ihnen fehlen die Tore. Es war offensichtlich, dass das passieren würde. Nicht nur Tore, Ronaldo gibt dir auch andere Sachen. Wenn ein Spieler wechselt, der 50 Tore pro Saison erzielt, dann fehlt dir das natürlich, ob du willst oder nicht, das macht sich bemerkbar. Madrid hat großartige Spieler, aber Cristiano schießt eben 50 Tore pro Saison.”
Woran mangelt es Barça noch, um die Champions League gewinnen zu können?
“Wir müssen konstanter werden und all diese neuen Dinge, die wir im Training erlernen, so schnell wie möglich zuverlässig umsetzen. Wir dürfen keine dummen Fehler machen, die wir das ganze Jahr über gemacht haben und das, was uns in Rom und Liverpool widerfahren ist, darf uns nicht mehr passieren. Wir müssen alle Details im Griff haben, denn in der Champions League wird der kleinste Fehler bestraft, du musst immer bei 100 Prozent sein, wenn du die Chance auf den Triumph haben willst.”