Messi: “Barça ist mein Leben” – Entscheidung über Zukunft am Ende der Saison

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Lionel Messi stand dem Journalisten Jordi Evole in einem beim spanischen TV-Sender La Sexta ausgestrahlten Interview Rede und Antwort. Messi sprach hier ausführlich über seinen Wechselwunsch, das berühmt-berüchtigte burofax, das Chaos beim FC Barcelona und seine Zukunft.

 Lionel Messi…

…über seine Beziehung zum FC Barcelona: “Barcelona ist mein Leben. Ich bin hier, seit ich 13 bin. Ich bin sowohl im Club als auch in der Stadt aufgewachsen. Ich lebe schon länger in Barcelona als in meiner Heimat in Argentinien. Ich habe hier alles gelernt, ich bin hier aufgewachsen, der Verein hat mich als Spieler und Mensch geformt, hat mir alles gegeben, und ich habe immer alles für Barcelona gegeben. Ich habe eine Liebesbeziehung zu Barça, denn das ist es, was ich empfinde, seitdem ich hier angekommen bin. Ich liebe die Stadt und den Verein.”

…über seine schwere Zeit: “Ich habe nicht wegen des Sports geweint, aber ich habe sehr gelitten, ich habe wegen anderer Dinge geweint, auf die ich lieber nicht näher eingehen möchte. Aber ich habe wegen des Sports sehr gelitten.”

…über seinen aktuellen Gemütszustand: “Nun, die Wahrheit ist, dass es mir heute gut geht. Es ist wahr, dass ich eine sehr harte Zeit während des Sommers und vor dem Sommer hatte, wegen der Art und Weise, wie die Saison endete. Und dann kam das, was im Sommer passierte, das burofax und all das. Es stimmt, dass ich dies ein wenig während des Saisonanfangs mitgeschleppt habe – aber heute fühle ich mich gut, ich bin voller Ehrgeiz, ernsthaft um alles zu kämpfen, was vor uns liegt. Ich weiß, dass der Klub durch schwere Zeiten geht, aber ich bin voller Ehrgeiz.”

…über das 2:8 gegen den FC Bayern München: “Das war für alle hart aufgrund dessen, wie das Spiel war. Man kann verlieren, ich habe schon oft verloren, und das muss man akzeptieren. Aber es war ein harter Moment wegen der Art und Weise, wie es verloren wurde, besonders weil wir wussten, dass es ein kompliziertes Spiel sein würde, wir hatten ein schwieriges Jahr hinter uns. Man kann verlieren, aber nicht so, wie wir es getan haben.”

…über seinen Wechselwunsch per burofax: “Es ist eine Art, etwas zu formalisieren und offiziell zu machen. In den letzten sechs Monaten [vor der Einsendung des burofax] habe ich dem Präsidenten viele Male gesagt, dass ich gehe, dass ich gehen möchte, dass er mir helfen soll, dass ich weg will. Aber er hat immer Nein gesagt. Das burofax war die Art zu zeigen, dass ich es ernst meine.”

 “Ich dachte, ich hätte einen Zyklus beendet und dass ich eine Veränderung brauche. Mein Kopf musste aus all dem herauskommen, wegen der Unordnung, die zu dieser Zeit im Club herrschte und weiter bevorstehen würde. Ich wusste, es wird ein Jahr des Übergangs, der jungen Leute – und ich habe immer gesagt, dass ich weiter um die Champions League und die Liga kämpfen will. Ich fühlte, dass es der Moment der Veränderung war. Ich wollte gehen und ich wollte es gut machen. Der Präsident fing an, Dinge durchsickern zu lassen, um mich als den Bösewicht darzustellen.”

“Es war sehr schwer, diese Entscheidung zu treffen, es war furchtbar. Es war sehr schwer, zu entscheiden, den Club meines Lebens zu verlassen. Ich glaube nicht, dass es eine bessere Stadt als diese gibt. Meine Familie wollte nicht umziehen. Aber ich spürte, dass es in diesem Moment das Beste für mich war, für alle war, dass ich das brauchte. Es hätte nicht so drastisch sein dürfen und man hätte einen Weg finden müssen, es richtig zu machen und das Beste für den Verein und für mich zu finden.”

…darüber, ob eine bestimmte Sache dazu geführt habe, dass es bei ihm Klick gemacht habe und er daher wechseln wollte: “Es gibt keinen ‘Klick’. Es war alles ein Weg. Man kennt diesen Club gut, ich bin seit vielen Jahren hier. Das letzte Jahr war hart. Wir waren schon mal in der Situation und haben nicht gewonnen. Die letzten Jahre waren auch schwierig, weil wir in der Champions League ausgeschieden sind, und all das führte zu der Entscheidung, die ich getroffen habe, aber es gab keinen bestimmten ‘Klick’, sondern viele Faktoren.”

 

…über den Abgang von Luis Suárez: “Ich fand verrückt, was sie mit Luis gemacht haben. Wegen der Art und Weise, wie die Dinge gemacht wurden, wegen der Art und Weise, wie er gegangen ist, und weil er gratis gewechselt ist und die [verbleibenden] Vertragsjahre bezahlt bekam. Und weil er zu einem Team abgegeben wurde, das um die gleichen Ziele kämpft wie wir. Nicht nur die Tatsache, dass er geht, war schon hart, sondern die Art, wie er gegangen ist.”

…über sein Verhältnis zu Ex-Präsident Josep Maria Bartomeu und ob dieser ihn getäuscht habe: “Er hat mich in vielen Dingen getäuscht, über die ich aber nicht reden möchte, da ich es nicht mag, über private Dinge zu sprechen, die vorgefallen sind und die gesagt, aber nicht eingehalten wurden. Aber ich kann versichern, dass es viele Dinge über viele Jahre waren.”

…über das Gerücht, dass er sehr viel Macht im Verein habe: “Das ist etwas, das schon seit langer Zeit behauptet wird. Das sagt man auch bei der Nationalmannschaft: Dass ich Trainer eingesetzt habe, dass ich Spieler eingesetzt habe, dass meine Freunde gespielt haben. Dass das gesagt wird, stört mich. Die Leute konsumieren und glauben alles, was in der Zeitung oder im Fernsehen erscheint, viele glauben, dass ich die Spieler aufstelle, dass ich die Verpflichtungen tätige und die Trainer verpflichte, und die Wahrheit ist, dass das sehr weit von der Realität entfernt ist.”

…über Ronald Koeman und ob dieser ein erfolgreiches Projekt habe: “Ich denke, mit Koeman hat eine Ernsthaftigkeit Einzug erhalten. Er hat eine Vorstellung davon, was er von seiner Mannschaft und dem Klub möchte. Es ist ein Erfolg, er macht die Dinge sehr gut. Der Anfang ist schwer, es gibt neue Leute, junge Leute, aber allmählich wächst das Team.”

 

…darüber, ob er einen Präsidentschaftskandidaten bevorzugen würde: “Ich ziehe es vor, mich nicht bei irgendeinem Kandidaten zu positionieren. Denn wenn Sie schon sagen, ich würde den Klub lenken…stellen Sie sich vor, ich sagte, dass ich einen als Präsidenten haben möchte… Hoffentlich macht derjenige, der gewinnt, die Dinge gut und bringt den Verein dorthin zurück, wo er hingehört, aber aktuell nicht ist. Er [der Präsident] wird sich in einer sehr schwierigen Situation wiederfinden, es wird nicht einfach sein, das Ganze zu drehen. Ich habe mit keinem Vorkandidaten gesprochen. Zuerst müssen die Wahlen stattfinden, dann muss einer gewinnen, und dann kann man anfangen, die Sachen anzugehen.”

…ob eine Rückkehr Neymars zu Barça ihn von einem Verbleib überzeugen könnte: “Es wird schwer werden, Spieler mit Qualität zu holen, weil kein Geld da ist. Neymar zu holen ist sehr kompliziert – wie bezahlst du PSG? Neymar ist sehr teuer.”

…darüber, ob er ab 1. Januar mit anderen Vereinen verhandeln wird: “Nein, nein. Bis zum Ende der Saison ist noch nichts klar. Ich werde bis zum Ende der Saison warten. Ich konzentriere mich jetzt nur auf die Mannschaft und darauf, Titel zu gewinnen. Nach der Saison treffe ich eine Entscheidung.”

…über seine Zukunft: “Ich habe immer gesagt, dass ich gerne die Erfahrung machen möchte, in den USA zu leben und dort zu spielen, das Leben dort kennenzulernen. Ob das passieren wird oder nicht, weiß ich nicht. Ich denke nicht darüber nach, wie die Saison enden wird, denn es wäre nicht gut für mich, heute zu sagen, was ich tun werde – weil ich es auch gar nicht weiß.”

“Ich weiß nicht, ob ich gehen werde oder nicht, aber falls ich es tun sollte, möchte ich auf die beste Art und Weise gehen. Barcelona ist viel größer als jeder Spieler. Und ich möchte gerne zurückkommen, um in der Stadt zu leben und irgendeine Rolle im Klub zu übernehmen – aufgrund dessen, was ich für den Verein empfinde. Ich werde nach meiner Karriere in Barcelona leben, das ist das, was ich mir wünsche. Ich werde nach dem Karriereende etwas machen, was mit Fußball zu tun hat. Ich sehe mich nicht als Trainer, aber Sportdirektor zu sein würde mir gefallen. Es ist eine Liebesgeschichte mit dem Club und der Stadt. Was auch immer am Ende herauskommt, muss nicht alles beflecken, was ich in meiner Karriere erlebt habe. Alles wird immer überwunden und wir werden das Ende sehen.”

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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