Der spanische Verband hat die Supercopa de España nach Saudi-Arabien verkauft – trotz der prekären Menschenrechtslage vor Ort. Das zog viel Kritik nach sich, auch TV-Sender boykottieren die Übertragung. Derweil lässt sich der Wüstenstaat den Supercup einiges kosten, auch der FC Barcelona verdient kräftigt mit.
Erste Chance auf einen Titel in der Saison: Der FC Barcelona duelliert sich in der reformierten Supercopa de España (Spötter sagen: der Supercopa de Saudi Arabia) im Halbfinale mit Atlético Madrid, gespielt wird am Donnerstagabend (20 Uhr mitteleuropäischer Zeit) im King Abdullah Sports City Stadium in Dschidda in Saudi-Arabien.
Der Sieger trifft dann am Sonntag an gleicher Stätte auf den Gewinner des ersten Halbfinales, in dem es Real Madrid mit dem FC Valencia (Mittwoch, 20 Uhr) zutun bekommt. Der spanische Fußballverband RFEF hat den Supercup für die nächsten drei Jahre nach Saudi-Arabien vergeben, gespielt wird jeweils im Final-Four-Modus.
Die Vergabe des Wettbewerbs nach Saudi-Arabien, mehr als 6000 Kilometer von Spanien entfernt, hat einige Kritik nach sich gezogen: Nicht nur, dass ein spanischer Pokal nicht mehr auf spanischem Boden ausgespielt wird – ein Schlag ins Gesicht für die spanischen Fußballfans – der Supercup wird auch noch in einem Land ausgetragen, das für seine Menschenrechtsverletzungen berüchtigt ist. Saudi-Arabien ist somit dem Beispiel Katars und der Vereinigten Arabischen Emirate gefolgt und tätigt Investitionen in Sportveranstaltungen, um sanfte Macht auszuüben und ein positiveres Bild des Landes in der Welt zu verbreiten.
Geldregen für Verband und Vereine
Das lässt sich der Wüstenstaat einiges kosten: Berichten zufolge erhält der spanische Verband 120 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre, 40 Millionen Euro pro Supercup-Edition. Wie die RFEF mitteilte, werden “alle Einnahmen vollständig zur Verbesserung des Amateurfußballs verwendet”, hieß es in der Pressemitteilung, das Geld würde an die Vereine der zweiten und dritten Liga sowie an den Frauenfußball weitergeleitet werden, bekräftigte auch Verbandschef Luis Rubiales auf einer Pressekonferenz.
Doch auch die teilnehmenden Klubs sahnen richtig ab: Wie die AFP berichtet, bekommen der FC Barcelona und Real Madrid für ihre Teilnahme bereits sechs Millionen Euro garantiert, Atlético und Valencia jeweils drei Millionen. Auch für die Teilnahme am Finale gibt es nochmal einen Bonus. Im Falle eines Supercup-Sieges gäbe es noch einmal eine ähnliche Summe obendrauf. Mit einem Sieg im Halbfinale gegen Atletico hätte Barça also gut zehn Millionen Euro sicher eingenommen.
TVE verzichtet auf Übertragung
Sportlich und finanziell attraktiv ist der Supercup, doch die Fans schauen größtenteils in die Röhe: Der öffentlich-rechtliche spanische TV-Sender TVE hat kein Angebot für die Übertragung aus Saudi-Arabien abgegeben und verzichtet so auf die Ausstrahlung der Supercopa. “Wir glauben, dass wir nicht für die Rechte auf einen Supercup bieten dürfen, der in einem Land ausgetragen wird, in dem die Menschenrechte nicht geachtet werden”, sagte ein Sprecher des Senders der Nachrichtenagentur AFP.
Auch die Fans in Deutschland werden die Partie nicht sehen können, weder DAZN noch SKY oder Sport1 übertragen den spanischen Supercup.
Vereine verkaufen kaum Karten
Wie viele Zuschauer im King Abdullah Sports City Stadium vor Ort sein werden, bleibt abzuwarten – wenig überraschend wird nur ein absoluter Bruchteil der Stadionbesucher aus Spanien sein: Wie die Zeitung El Mundo berichtet, haben die vier spanischen Vereine ein Kontingent von zusammen insgesamt 12.000 Tickets erhalten – aber nur neun Prozent ihrer Tickets an ihre Anhänger verkauft: Die meisten Fans wird demnach Real Madrid mitbringen (700), gefolgt von Barcelona (300). Von Atlético (50) und Valencia (26) werden kaum Anhänger nach Vorderasien reisen. Kosten und Anreise und sicherlich auch die Bedingungen im Land halten die Fans davon ab, ihren Vereinen nachzureisen – zudem hat die Supercopa naturgemäß auch nicht das größte Prestige.
Derweil wird es Frauen erlaubt sein, die Partien zu besuchen. Angesichts der Kritik unter anderem an der Behandlung der Frauen in Saudi-Arabien haben der spanische Verband und die saudi-arabischen Behörden eine Vereinbarung getroffen, dass Frauen der freie Zugang zu den Spielen gewährleistet wird. Erst im Januar 2018 durften Frauen zum ersten Mal ein Stadion betreten, um in Saudi-Arabien Fußball zu sehen.
“In der Welt gibt es wirtschaftliche und soziale Ungleichheiten”, erklärte Rubiales mit Hinblick auf die Kritik bei der Vergabe der Supercopa: “Wir können sie vermeiden oder versuchen, zu Veränderungen beizutragen.” Seiner Meinung nach trägt eine Austragung des spanischen Supercups im Wüstenstaat dazu bei.