Die Barçagate-Affäre sorgte bereits im Frühjahr für sehr viel Unruhe beim FC Barcelona. Nach einer internen Untersuchung schien der Fall abgeschlossen. Nun wurde bekannt, dass die Polizei weiterhin ermittelt und den Fall jetzt an ein Gericht übergeben hat.
Der FC Barcelona kommt auch weiterhin nicht zur Ruhe. Zu den sportlichen Problemen, Messis Wechselwunsch und einem Misstrauensantrag gegen den Vorstand gesellt sich nun wieder eine beinahe in Vergessenehit geratene Angelegenheit: Barçagate.
Hetzkampagne und verdächtige Zahlungen
Bei der so getauften Social-Media-Affäre ging es darum, dass das Unternehmen I3 Ventures damit beauftragt wurde, in den sozialen Netzwerken Hetzkampagnen zu starten. Die Angelegenheit wurde noch dubioser als herauskam, dass der FC Barcelona dem Social-Media-Unternehmen, dass ohne Ausschreibung vom Fleck weg beauftragt wurde, eine Vergütung, die weit über dem normalen Marktpreis liegt, gezahlt hat. Die wurde in Chargen von jeweils unter 200.000 Euro überwiesen, sodass sie nicht von der Prüfungskommission des Klubs erfasst werden musste.
Emili Roussaud, der im April aus dem Vorstand des FC Barcelona zurückgetreten ist, erhob damals schwere Vorwürfe gegen Josep Maria Bartomeu und den restlichen Vorstand. In der Radioshow El Larguero behauptete er im Zusammenhang mit Barçagate: “Es gibt Fakten, die beweisen, dass es bestimmte Verhaltensweisen gibt, die als Korruption typisiert werden.”
Der Klub leitete daraufhin eine interne Untersuchung ein, die von der angesehenen Wirtschaftsprüfungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) durchgeführt wurde. Schlussendlich konnte PwC jedoch keinerlei Vorgänge, die mit Korruption zu tun hätten, aufdecken. Der Fall schien damit abgeschlossen. Bis jetzt.
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Mossos übergeben Fall ans Gericht
Denn wie die spanische Tageszeitung El Mundo am Donnerstagabend berichtete, würden die Mossos d’Esquadra, die katalanische Zivilpolizei, nun Anzeichen für Korruption im Zusammenhang mit der Barçagate-Affäre sehen. Nach Informationen der El Mundo haben die Mossos die Ermittlungen nun an das Weisungsgericht Nr. 13 in Barcelona übergeben.
Der FC Barcelona selbst äußerte sich noch nicht zu den jüngsten Entwicklungen, da das Verfahren der Geheimhaltung unterliegt, was bedeutet, dass der Inhalt des Verfahrens nur den darin beteiligten Parteien bekannt sein darf.
Ein weiterer Vorwurf der Mossos ist, dass die Entlassung von Jaume Masferrer, der damals im Auftrag des FC Barcelona mit der Vergabe des Auftrags an I3 Ventures betraut war und der nach Bekanntwerden des Barçagate-Skandals beurlaubt worden war, nur simuliert war.
Darüber hinaus wird auch die Untersuchung von PwC teilweise in Frage gestellt, die ja vom Klub selbst in Auftrag gegeben wurde. In einem dem Gericht vorgelegten Dokument heißt es, die Untersuchung “kann relevante Informationen beitragen”, jedoch wurde anschließend hinzugefügt: “Man kann nicht ignorieren, dass sie von den mutmaßlichen Tätern der Verbrechen in Auftrag gegeben wurde.”
Bis zu einem möglichen Urteilsspruch wird sicherlich noch etwas Zeit ins Land gehen, doch dem Image des FC Barcelona werden die Ermittlungen rund um Barçagate sicherlich nicht helfen. Im Gegenteil, es ist in diesen schwierigen Zeiten ein weiterer Krisenherd für den zuletzt von Krisen gebeutelten Klub.