Die Finanzkrise des FC Barcelona ist wesentlich schlimmer als befürchtet. Insgesamt drücken Barcelona Schulden in Milliardenhöhe, wie der Finanzreport des Klubs verdeutlicht. Das liegt besonders an hohen Gehaltskosten, Transfer-Altlasten und Bankdarlehen.
Der FC Barcelona hat enorme finanzielle Sorgen – das ist mittlerweile allseits bekannt. Wie schlimm es um Barças Finanzen bestellt ist, das verdeutlicht nun der jährliche Finanzreport des Vereins. Dieser wurde gemäß SPORT schon am 17. August verfasst, aber jetzt erst veröffentlicht, da aufgrund der Pandemie die Mitgliederversammlung nicht stattfinden konnte und die drei Präsidentschaftskandidaten Joan Laporta, Toni Freixa und Victor Font nun vor ihrer Kandidatur Einblick in die finanzielle Situation des Vereins haben müssen.
So drücken den FC Barcelona insgesamt Schulden von unglaublichen 1,17 Milliarden Euro. 730 Millionen Euro davon sind kurzfristige Verbindlichkeiten.
Nicht nur die fehlenden Einnahmen durch die die Corona-Pandemie sorgen dafür, dass Barça dieser unglaubliche Schuldenberg drückt, auch die jahrelange Misswirtschaft des ehemaligen Präsidenten Josep Maria Bartomeu und seines Vorstands spielen eine Hauptrolle, darunter die exorbitanten Gehälter und Transferausgaben für Spieler. Barça hatte für allerlei Spielerkäufe Ratenzahlungen vereinbart, die immer noch abgestottert werden müssen. Diese Altlasten drücken Barça bis heute.
Beispielsweise schuldet man dem FC Bayern München noch Geld für den Transfer von Arturo Vidal (11 Mio.) oder Girondins Bordeaux für den Kauf Malcoms (10 Mio.) – zwei Spieler, die schon gar nicht mehr für den FC Barcelona spielen. Auch Grêmio Porto Alegre erhält noch Geld für Arthur Melo, den Barça im Sommer an Juventus Turin abgegeben hat.
Am meisten belastet Barça finanziell bis heute der Transfer von Philippe Coutinho. Die Katalanen schulden alleine dem FC Liverpool insgesamt noch 70 Millionen Euro. Unter dem Strich stehen in der Bilanz des FC Barcelona ausstehende Transferzahlungen von 126 Millionen Euro zu Buche – das Kaufen auf Pump und die jahrelangen Ratenzahlungen werden dem Klub nun zum Verhängnis.
Da die finanzielle Not seit einiger Zeit groß ist, haben auch die Spieler dem Verein Teile ihrer Gehälter gestundet. Nach langen und zähen Verhandlungen hatten sich der Klub und die Fußballprofis samt Trainerstab Ende November auf eine Gehaltsreduzierung geeinigt, die Barça “eine Anpassung der Gehaltskosten für die laufende Saison in Höhe von 122 Millionen Euro Festvergütung ermöglicht”, wie der Klub damals mitteilte. Doch die Kosten sind immer noch viel zu hoch – auch deshalb fällt es Barça aktuell schwer, neue Spieler zu verpflichten.
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In der Vergangenheit beschaffte sich der alte Vorstand um Präsident Bartomeu, um die finanziellen Löcher zu stopfen, mehrere Kredite bei verschiedenen Finanzinstituten. Hier stehen demnächst die Rückzahlungen an. Bis Ende Juni müssen daher 266 Millionen Euro an Banken zurückgezahlt werden.
Bei den Einnahmen ist der FC Barcelona weiterhin einer der führenden Vereine Europas. Allerdings hat die Corona-Krise dafür gesorgt, dass der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 125 Millionen Euro zurückgegangen ist und sich nun nur noch auf 715 Millionen Euro beläuft.
Ob Laporta, Font oder Freixa – wer auch immer der nächste Präsident des FC Barcelona werden wird, der neue starke Mann wird alle Hände voll zu tun haben, um Barcelonas milliardenschweren Schuldenberg abzubauen und so die drohende Insolvenz zu verhindern.
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