Der FC Barcelona schoss am 8. Spieltag den FC Sevilla mit 4:0 aus dem Camp Nou – Grundstein waren starke 20 Minuten vor der Halbzeit. Luis Suárez gelang erneut ein Traumtor, auch Arturo Vidal und Ousmane Dembélé trugen sich in die Torschützenliste ein, während Lionel Messi per Freistoß sein erstes Saisontor erzielte. Das Spiel wurde aber von einer turbulenten Schlussphase mit zwei Roten Karten für Barça überschattet.
Gegen die vor der Partie punktgleichen Gäste vom FC Sevilla vertraute Ernesto Valverde in der Verteidigung – trotz Jordi Albas Rückkehr in den Kader – Nélson Semedo auf der linken Seite, Sergi Roberto agierte gegenüber, während Jean-Clair Todibo den gesperrten Clement Lenglet in der Innenverteidigung ersetzte. Im Mittelfeld sollte der Schwung aus der zweiten Halbzeit gegen Inter mitgenommen werden, wo Frenkie de Jong und Arthur hinter dem für Chaos sorgenden Arturo Vidal aufliefen. Eine weitere offensichtliche Folge aus dem Champions-League-Spiel unter der Woche war die Herausnahme von Antoine Griezmann, der seinen Platz auf dem linken Flügel nach zuletzt schwachen Auftritten für seinen Landsmann Ousmane Dembélé räumen musste.
Ter Stegen in Eishockeymanier – De Jong vergibt dreifach
Die Partie startete wie erwartet: Sevilla wollte sich im Camp Nou keinesfalls verstecken und verteidigte von Beginn an hoch stehend und engagiert. Sie machten es Barça somit schwer, vernünftig hinten raus zu spielen, wodurch die Blaugrana zunächst um Kontrolle bemüht waren.
Torchancen sollten dabei allerdings keine herauskommen, diese lagen in den ersten 20 Minuten bei den Gästen. Es entwickelte sich ein Privatduell der katalanischen Defensive mit Sevilla-Stürmer Luuk de Jong, der den ersten guten Torschuss des Spiels verbuchen konnte, jedoch am grandios reagierenden Marc-André ter Stegen scheiterte (11.). Die Andalusier nutzten in der Folge die Ideenlosigkeit der Gastgeber und versuchten weiter Nadelstiche zu setzen, doch nachdem er zuvor eine Direktabnahme nach Ecke nur am Tor vorbeischob, brachte de Jong einen Kopfball aus kürzester Distanz ebenfalls nicht im Gehäuse unter (26.). Der Holländer alleine hätte also in Sevillas starker Anfangsphase dreimal treffen können. Das sollte sich rächen.
Barça dreht auf – Suárez trifft per Fallrückzieher
Barça nahm nun das Zepter in die Hand, Semedo flankte von links auf den recht frei stehenden Suárez, der seine persönliche Volley-Woche nach dem Tor gegen Inter mit einem Fallrückzieher vollendete und mustergültig zum 1:0 einnetzte (27.). Ein Phänomen, dieser Luis Suárez: teilweise misslingen ihm einfachste fußballerische Grundlagen, während er die Fans dann doch regelmäßig mit solch atemberaubenden Aktionen verblüfft.
Dies war der Weckruf für die Mannen von Ernesto Valverde, die von nun an richtig aufdrehten und sich fast Chancen im Minutentakt erspielten. Fünf Minuten nach der Führung konnte sich erneut Semedo gut auf der linken Seite behaupten, über Suárez gelangte die Kugel zu Arthur, der dem einlaufenden Vidal das 2:0 auflegte (32.). Beim Pass des Brasilianers kann man sich jetzt aussuchen, ob das eher “Marke Xavi” oder “Marke Iniesta” gewesen sein soll, doch Fakt ist: dieser perfekte Pass durch die Schnittstelle war Weltklasse.
Erstaunlich war, dass ein gewisser Lionel Messi weder beim ersten noch beim zweiten Treffer seine Füße im Spiel hatte, doch der argentinische Ausnahmekicker kündigte sich zumindest mal mit einem guten Freistoßversuch an, der aber knapp über das Tor von Tomás Vaclík segelte (35.). Den Schlusspunkt vor der Pause sollte kurz darauf Dembélé setzen, der nach frühem Ballgewinn der Katalanen und kurzem Dribbling auf der linken Seite cool einschob (35.). Der FC Barcelona nutzte somit die guten 20 Minuten vor dem Seitenwechsel eiskalt aus, um mit 3:0 in die Kabine zu gehen und das Spiel frühzeitig zu entscheiden.
Messi schlenzt Freistoß rein
Nach dem Wiederanpfiff sollten sich die Gäste aus Sevilla nur noch ein Mal kurz aufbäumen. Nach Ballverlust Arthurs kurz vor dem eigenen Sechzehner, bei dem er allerdings auch vermeintlich gefoult wurde, setzte erneut Pechvogel de Jong die Kugel nur an den Pfosten. Dies sollte der letzte zwingende offensive Impuls der Andalusier gewesen sein.
Auch die Katalanen schalteten nun ein paar Gänge zurück, lediglich Messi und Dembélé kamen noch jeweils in gute Abschlusspositionen. Der Weltfußballer verpasste nach gutem Dribbling vielleicht den ersten Moment zum Abschluss oder Pass und scheiterte folglich an Vaclík (60.), während Dembélé die Kugel frei vor dem Kasten aus dem Stadion drosch (68.).
Mateu Lahoz zeigt Araujo und Dembélé glatt Rot
Für den sportlichen Schlusspunkt der Partie sorgte dann doch noch ‘La Pulga’ mit einem herrlichen Freistoßtor (78.), wobei in den letzten Minuten klar Schiedsrichter Mateu Lahoz im Mittelpunkt stand: zunächst stellte er den für Todibo eingewechselten Ronald Araujo ausgerechnet bei seinem Debüt nach einer Notbremse vom Platz – eine harte, aber vertretbare Entscheidung – nur um anschließend Dembélé nach dessen Protest ebenfalls mit Rot vorzeitig in die Kabine zu schicken (87.).
Sollte insbesondere der Franzose für zwei Spiele gesperrt werden, verpasst er das erste Duell der Saison mit Real Madrid. Unterm Strich steht aber eine solide Leistung Barcelonas und ein letzten Endes souveräner 4:0-Heimsieg gegen einen unangenehmen Gegner, der jedoch die Defensivschwächen des FC Barcelona ebenfalls aufzeigte – nur eben kein Kapital daraus schlagen konnte.