Brennpunkte | Setiéns 4-4-2, eine passive linke Seite und viel zu späte Wechsel

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In den Brennpunkten nach Barcelonas 2:2 im Topspiel gegen Atlético Madrid blicken wir auf Quique Setiéns Systemumstellung, die besonderen Rollen der Zentrumsspieler Arturo Vidal und Ivan Rakitic und die späten Wechsel Setiéns.

Setién setzt auf ein 4-4-2

Mit einer neuen Formation versuchte Quique Setién frischen Wind in das zuletzt viel zu statische Angriffsspiel Barças zu bringen. Setién vertraute gegen Atlético Madrid überraschend auf ein Vierermittelfeld, was wiederum auch bedeutete, dass die Sturmspitze nur aus Lionel Messi und Luis Suárez bestand.

So wendete Setién eine Raute an, in der Arturo Vidal und Ivan Rakitic auf den Halbpositionen agierten – und immer wieder nach rechts beziehungsweise links abkippten, um die stürmenden Flügelverteidiger Jordi Alba und Nelson Semedo abzusichern. Vor dem Elfmeter zum 1:1 klappte das nicht gut: Semedo turnte – ohne, dass Barça im Ballbesitz war – unnötig vorne rum, die Absprache zwischen Piqué und Vidal, der Semedo absichern sollte, stimmte nicht – schon hatte Carrasco auf dem Flügel freie Bahn.

Ansonsten war das gestärkte Mittelfeld zwar in der Lage, immer wieder gut zu pressen und den Ball zu kontrollieren, dafür war man offensiv aber stellenweise wieder sehr zahnlos – gerade über links (siehe Brennpunkt 2). Schon in den letzten Wochen zeigte sich, dass Setiéns größtes Problem wohl das gleiche wie schon bei Real Betis zu sein scheint: Seine Mannschaft spielt bis zum letzten Drittel ganz ansehnlichen Kurzpass-Fußball, doch ab da fehlen die Ideen, um gefährliche Chancen zu kreieren.

Gerade deshalb war es etwas unverständlich, warum er gerade gegen Atlético Madrid nun noch einen Offensivspieler weniger aufstellte. Natürlich heißen mehr Angreifer nicht gleichzeitig auch besseres Angreifen, doch weil auch Suárez extrem blass blieb, hing offensiv alles von Lionel Messi ab, der jedoch nicht Dribbling, Vorlage und Abschluss liefern kann – zumindest nicht immer wirkungsvoll. 

Passive linke Seite

Vidal und Rakitic hatten klare Aufgaben: Verbindungsspieler zwischen Abwehr und Mittelfeld sein, die Außenverteidiger absichern, aber auch mal nach vorne zu stoßen, wie Vidal das immer wieder tat. Doch auf der linken Seite ergab sich ein etwas anderes Bild: 

Rakitic stand deutlich tiefer als Vidal, ließ sich immer wieder in die Abwehrkette fallen und fungierte über weite Strecken des Spiels eher als Sicherheitsspieler und Passstation im frühen Aufbau. Während Messi immer wieder nach rechts rückte um Angriffe dort zu unterstützen, war Suarez selten in Angriffe auf der linken Seite involviert. Dies liegt aber vor allem daran, dass Suarez keinen Partner hatte, der so aktiv mit nach vorne rückt, wie Vidal dies tat. Die linke Angriffsseite des FC Barcelona war also insgesamt passiver – auch Alba war im Vorwärtsgang diesmal unsichtbarer als sein Gegenpart Semedo.

Gefährliche Impulse entstanden so auf links seltener aus der Kombination, sondern eher aus schnellen Verlagerungen oder hohen Bällen auf Alba. Dieser suchte daraufhin meistens den einlaufenden Vidal im Zentrum. Und so zeigte sich im Laufe des Spiels ein wiederkehrendes Muster. Angriffe wurden zwar nicht nur über die rechten Seite gespielt, allerdings kam der Impuls zum Abschluss doch immer wieder von der rechten Seite. 

Dieses Gesamtbild spiegelt sich auch bei der Verteilung des Ballbesitzes wieder: So hatte Barcelona 44 Prozent seines Ballbesitzes auf der rechten Seite, 31 Prozent zentral und nur 25 Prozent in der linken Spielhälfte.

 

Zu späte Wechsel

Es ist ein wiederkehrendes Thema: Quique Setién wechselt sehr spät. Doch gegen Atlético trieb es der Barça-Coach auf die Spitze. Zwar brachte er Sergi Roberto schon nach 63. Minuten für den (vor allem nach vorne) blassen Rakitic, doch mit den anderen beiden Wechseln wartete Setién erstaunlicherweise fast, bis das Spiel schon vorbei war. 

Wie oben schon erläutert, fehlte es den Katalanen an offensiven Spielern, die dabei helfen konnten, Chancen zu erspielen – dabei benötigte Barça dringend die drei Punkte im Titelkampf. Mit Ansu Fati kam dann erst in der 85. Minute ein Flügelstürmer, der mal Tempo und Dribblings auf den Platz bringen konnte.

Es war eklatant, wie dringend die Mannschaft einen solchen Impuls brauchte, sodass es absolut unverständlich ist, dass Setién bis kurz vor Schluss mit der Einwechslung wartete. Auch dass Suárez durchspielen durfte, ist nicht leicht zu erklären, vor allem da mit Griezmann und Braithwaite zwei Alternativen auf der Bank saßen.

Noch unerklärlicher ist Setiéns Umgang mit Griezmann, den er bis zu 90. Minute ausgerechnet gegen die Ex-Kollegen auf der Bank schmoren ließ – obwohl Barça in der Schlussphase jegliche Torgefahr vermissen ließ.

Einwechslungen sind schließlich auch immer ein Zeichen für die Mannschaft. Natürlich wussten die Spieler, dass sie noch ein Tor brauchen und natürlich wussten sie auch, dass draußen noch drei Alternativen für die Offensive saßen. Auch sie werden sich fragen, warum keiner der drei früher eingewechselt wurde.

Florian Rahbari-Nejad / Alex Truica / Joey Rohde

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