Im letzten Spiel der Saison hatten sowohl Juventus Turin als auch der FC Barcelona die Chance, das Triple perfekt zu machen. In einem intensiven und hart umkämpften Spiel setzten sich am Ende die Katalanen verdient durch und schrieben dadurch wieder einmal Geschichte. Jedoch waren die Turiner ein starker Finalgegner, welcher der Blaugrana viel abverlangte, der sich aber auch zu sehr auf Messi fixierte.
Juve mit flexiblem Pressing
Die Turiner starteten in einem 4-3-1-2-System, wobei sie zu Beginn sehr hoch pressten. So gelang es ihnen auch, direkt einen Fehlpass von Javier Mascherano zu erzwingen und zum ersten Abschluss der Partie zu gelangen. Dennoch änderten sie ihre Herangehensweise kurz darauf und zogen sich weiter zurück, was unter anderem an Marc-André ter Stegen lag. Der junge Torhüter spielte einige sehr gute lange Bälle, wodurch Barça viele Juve-Akteure überwand und somit viel Raumgewinn verzeichnen konnte. Über 90 Minuten wäre das zu riskant für die Turiner gewesen, gerade weil die Blaugrana das physisch fittere Team ist. Daher zogen sie sich zurück und machten in der eigenen Hälfte die Räume eng. Vorne störte oft nur Morata, während Tevez eine Art Freirolle inne hatte und oftmals von Pressingaufgaben befreit war. Gleichzeitig verharrte er auch nicht nur in der Sturmspitze, sondern ließ sich immer wieder fallen, um von hinten die Angriffe mit seiner Dynamik mitaufzubauen.
Defensiv orientierten sich die Mannen von Allegri jedoch zu sehr auf Lionel Messi, was wiederum den anderen Akteuren von Barça mehr Platz eröffnete. Es ist ein Dilemma für jeden Gegner, der auf die Katalanen trifft – man muss Messi besonders im Auge behalten, aber gleichzeitig darf man auch seinen Mitspielern nicht zu wenig Aufmerksamkeit schenken, da diese das immer bestrafen können, was in diesem Finale mal wieder zu sehen war. Auch ein Problem war die zunächst überharte Spielweise von Arturo Vidal, der quasi von Anpfiff an Gefahr lief, vom Platz gestellt zu werden. Das schwächte die Italiener dahingehend, dass er defensiv nur noch sehr zurückhaltend in die Zweikämpfe gehen konnte, was überhaupt nicht seiner Spielweise entspricht und ihn daher extrem einschränkte.
Insgesamt war die Defensivleistung der Turiner durchaus ordentlich, wobei sie einige Male zu langsam im Kopf waren und nicht die nötigen Wege machten. Oftmals konnten sich Akteure der Blaugrana an ihrem Gegenspieler vorbeischleichen, was bei den ersten beiden Toren beispielsweise zu sehen war. Iniesta entwischt Marchisio, während Pogba Ivan Rakitić unbewacht ließ, was dieser mit dem 1-0 bestrafte.
Offensiv kam Juve zu einigen gefährlichen Chancen, weil sie immer wieder überlegt das Spiel verlagerten und dann gefährliche Hereingaben spielten oder einfach aus der Distanz abzogen. Jedoch fehlte dabei oft die Genauigkeit und die letzten Prozentpunkte in der Abgeklärtheit. In der einen oder anderen Szene wäre ein bisschen weniger Hektik und ein bisschen mehr Ruhe sicherlich hilfreich gewesen. So kamen sie quasi nur zu zwei wirklichen Großchancen, von denen sie eine nutzen konnten. Marchisios Hakenpass überspielte die pressenden Jordi Alba und Neymar, Lichtsteiner findet Tevez in der Mitte und Morata staubt nach dessen Schuss ab.
Barça dominiert und wackelt
Die Katalanen begannen holprig mit zwei Fehlern von Mascherano, gingen aber praktisch direkt danach in Führung. Auch nach dem Tor gaben sie klar den Ton an und waren die bessere Mannschaft. Sie pressten gut und griffen auch gut an. Dennoch gab es defensiv einige Probleme, gerade weil Jordi Alba Neymar offensiv sehr unterstützte und dadurch hinten manchmal fehlte. Das war aber, wenn man es so nennen will, ein gewolltes Problem, da es dem Team offensiv enorm half. Neymar konnte somit – wenn es ihm danach war – zentraler agieren, ohne dass man die Breite vernachlässigte. Messi war erneut überall zu finden und spielte immer wieder sehr clevere Spielverlagerungen, wodurch er viel Raum öffnete, wie man vor dem 1-0 gut sehen konnte. Gleichzeitig zog er dadurch immer wieder Gegenspieler vom eigenen Sechzehner weg, was Platz für Dani Alves und Ivan Rakitić schuf, die beide teilweise vor dem Argentinier agierten. Phasenweise agierte auch Luis Suárez außen, wobei er meistens im Zentrum stand, um die Bälle festmachen zu können, und das machte er gewohnt gut.
Barça zeigte in diesem Spiel wieder einmal, dass sie diese Saison unglaublich variabel und unausrechenbar sind. Messi war nicht so häufig wie gewohnt bei Abschlüssen involviert, sondern baute das Spiel mehr von hinten auf. Juve bewachte ihn dennoch besonders, was Platz für den Rest schaffte. Und waren auch mal Neymar und Suárez gedeckt, dann hatten eben Iniesta und Rakitić mehr Platz, wie unter anderem beim 1-0.
Barça versäumte es allerdings, die Führung frühzeitig auszubauen, weil sie zum einen die allerletzte Genauigkeit im Abschluss und beim letzten Pass vermissen ließen und weil Buffon zeigte, warum er einer der besten Torhüter aller Zeiten ist. Speziell seine beiden Paraden gegen Dani Alves und Luis Suárez waren herausragend und hielten Juve im Spiel. Nach dem Ausgleich wackelte die Blaugrana. Man verlor zu viele Bälle und machte hinten zu viele Fehler. Der größte Fehler war allerdings, dass man von hinten nicht mehr gut aufbaute, sondern die Bälle viel zu schnell wieder hergab und dadurch nicht mehr den nötigen aktiven Zugriff auf die Partie hatte. Das Tor zum 2-1 beruhigte das Spiel wieder und half den Katalanen zurück in die Spur zu finden. Messi hatte zentral zu viel Platz, schüttelte einen Gegner ab und konnte abschließen, weil Neymar und Suárez die Abwehr auseinanderzogen. Zudem kam dann der Uruguayer noch zum Abstauber, weil sein Gegenspieler pennte und nicht die letzten Meter noch mitging.
Fazit
Barça war über die meiste Zeit des Spiels die bessere Mannschaft und komplettierte verdient das Triple. Dennoch zeigte sich Juventus Turin als würdiger Finalgegner und verlangte der Blaugrana extrem viel ab. Es war eine geschlossene, sehr gute Teamleistung, die letztlich zum Sieg führte. Neben den sehr starken Messi, Iniesta und Neymar kann man auch speziell noch Gerard Piqué und Sergio Busquets herausheben, die extrem gut spielten. Wobei eigentlich jeder Spieler von Barça ein Lob verdient.