Das Achtelfinale der Champions League steht an! Für das Hinspiel reist der FC Barcelona zum SSC Neapel und wird versuchen, den Schwung aus den vergangenen Ligapartien mitzunehmen. Doch auch Napoli zeigte sich zuletzt in guter Verfassung, wenngleich die Mannschaft ein paar chaotische Monate hinter sich hat.
Am Dienstag um 21 Uhr startet nun auch der FC Barcelona in die K.o.-Runde der Champions League. Zum Achtelfinalauftakt reist die Mannschaft von Quique Setién zunächst einmal in den Süden Italiens, wo die Katalanen im altehrwürdigen San Paolo vom SSC Napoli empfangen werden.
Roberto und Alba verletzt
Der Bedeutsamkeit eines Champions-League-Erfolgs für den FC Barcelona bedarf wohl kaum einer weiteren Erklärung. Bereits zu Beginn der vergangenen Saison hat Lionel Messi den Gewinn des Henkelpotts als großes Ziel ausgerufen, und nach den jeweils peinlichen Auftritten beim Ausscheiden aus der Königsklasse in den letzten beiden Jahren in Rom und in Liverpool scheint ein Titelgewinn – oder zumindest ein gutes Abschneiden – in dieser Spielzeit für die Stimmung in und um den Klub wichtiger denn je zu sein.
Ein Selbstläufer wird das Aufeinandertreffen mit dem SSC Napoli nicht, doch immerhin reist Barça mit dem Rückenwind aus drei Siegen in Folge – und zuletzt einem Schützenfest gegen die SD Eibar – nach Italien. Verzichten muss Setién in Neapel neben dem nach wie vor verletzten Jordi Alba nun auch noch auf Sergi Roberto, der sich ebenso wie der Linksverteidiger an den Adduktoren verletzt hat und den Katalanen für rund drei bis vier Wochen fehlen wird.
Durch den Ausfall von Allrounder Roberto verliert Setién ein Stück weit die Möglichkeit, bei seiner Aufstellung flexibel zu agieren. Nelson Semedo und Júnior Firpo sind die einzigen beiden Profi-Außenverteidiger im Kader. So wird sich in der Defensive einzig die Frage stellen, ob Samuel Umtiti oder Clément Lenglet neben Gerard Piqué in der Innenverteidigung auflaufen werden. Die am Wochenende geschonten Frenkie de Jong und Ansu Fati dürften aller Voraussicht nach wieder in die Startformation zurückkehren.
Zurück im (vorläufigen) Kader ist derweil Riqui Puig. Nachdem das 20-jährige La-Masia-Talent in Setiéns ersten Wochen noch regelmäßig zum Aufgebot der Blaugrana gehörte, wurde er zuletzt nicht mehr für die Partien der A-Mannschaft nominiert. Die Verletzung Robertos beschert ihm in Neapel zumindest einmal einen Platz im Flugzeug. Neben ihm wurden außerdem noch Iñaki Peña, Sergio Akieme, Ronald Araújo und Álex Collado von Barça B nominiert. Doch der Kader wird am Spieltag noch auf 18 Spieler reduziert.
Auch Braithwaite dabei – aber nur auf der Tribüne
Ebenfalls in Italien mit dabei ist Neuzugang Martin Braithwaite. Allerdings wird der 28-Jährige das Geschehen im San Paolo lediglich von der Tribüne aus verfolgen können, da er nur für La Liga spielberechtigt ist. Schuld daran ist die Sonderregelung, mit Hilfe deren der FC Barcelona Braithwaite außerhalb des Transferfensters überhaupt erst verpflichten durfte. Denn da es diese Regelung nur in Spanien gibt, dürfen die Katalanen die dadurch gezogenen Vorteile auch nur dort nutzen. Wer denkt, dass Barça trotz kleinem Kader in Napoli gewinnen kann, dem sei ein Blick auf die besten Wettanbieter empfohlen.
Der schweren Monate des SSC Neapel
Konnte man die Saison des FC Barcelona nach der anfänglichen Schwächephase und dem späteren Rauswurf von Ernesto Valverde als turbulent bezeichnen, so würde dieses Adjektiv die vergangenen Monate in Neapel nicht mal annähernd beschreiben können. Nachdem die Azzurri in den letzten vier Spielzeiten in Italien dreimal Vizemeister wurden, folgte im Herbst 2019 der Absturz.
Nach zunächst schwachen Leistungen veranlasste Klub-Präsident Aurelio De Laurentiis Anfang November ein Straftrainingslager für die Mannschaft. Die Spieler weigerten sich jedoch, was daraufhin in einem Skandal endete. De Laurentiis sprach von “Meuterei” und plante, einigen Spielern das Gehalt der entsprechenden Zeit um 25 bis 50 Prozent zu kürzen. Der Fall befindet sich derzeit noch vor dem Schiedsgericht des italienischen Fußballverbandes.
Kurz darauf musste dann Trainer Carlo Ancelotti seine Sachen packen, auf ihn folgte Gennaro Gattuso. Zu diesem Zeitpunkt belegte Napoli Platz sieben in der Tabelle. Doch Gattusos Einstand verlief alles andere als nach Plan. Vier Niederlagen standen nach sechs Partien zu Buche – sowie der vorläufige Absturz auf Rang elf.
Mit Gattuso wieder in der richtigen Spur
Doch dann kam die Wende. Von den letzten sieben Auftritten verließen die Azzurri den Platz sechs Mal als Sieger. Darunter fielen auch Erfolge gegen die Top 3 der italienischen Serie A – Juventus Turin, Lazio Rom und Inter Mailand. Kurioserweise waren es in diesem Zeitraum eher die Aufeinandertreffen mit den kleineren Teams, die den Mannen von Gattuso Probleme bereiteten.
Gegen Cagliari gab es ein schmuckloses 1:0, bei Brescia musste zuletzt erst einmal ein 0:1-Rückstand gedreht werden und die einzige Niederlage in besagtem Zeitraum gab es zuhause gegen Lecce. Barça sollte nichtsdestotrotz gewarnt sein, vor allem auch wegen der beachtlichen Tiefe, die die Neapolitaner offensiv im Kader haben.
Beeindruckende Tiefe im Angriff
Neben den altgedienten Lorenzo Insigne, José Callejón und Dries Mertens kann Gattuso hier auch auf einen Hirving Lozano, Arkadiusz Milik oder Matteo Politano zurückgreifen. Ebenso beeindruckend ist auch das Dreier-Mittelfeld dahinter, bestehend aus Piotr Zielinski, den im Sommer heiß umworbenen Fabián Ruiz – vor dessen Fernschüssen aus dem rechten Halbraum sich die Katalanen in Acht nehmen sollten – und Diego Demme, der im Winter aus Leipzig kam und sich direkt als wichtige Stütze und Ballverteiler vor der Abwehr etabliert hat.
Interessant wird zu beobachten sein, wie Gattuso seine Mannschaft einstellen wird – eher defensiv, auf Konter lauernd, oder aber doch aktiv, mutig und früh pressend? Die Stärken des Teams aus der fußballverrückten Stadt am Vesuv liegen eindeutig im Vorwärtsgang.
Für den SSC Napoli wird es am Dienstag darum gehen, die Saison halbwegs zu retten und in dem Wettbewerb dabei zu bleiben, den man in der kommenden Spielzeit aller Voraussicht nach von der Couch aus verfolgen muss. Hinter sich haben die Neapolitaner eine ganze fußballverrückte Stadt, ihre Tifosi werden das San Paolo beben lassen – und der FC Barcelona muss alles daransetzen, damit nicht nur die Generalprobe zum Clásico gelingt, sondern auch der Traum von der Rückkehr des Henkelpotts nach Katalonien nicht vorzeitig ausgeträumt ist. Ein gutes Hinspielergebnis wäre dafür hilfreich.