Kommentar | Messi als Sündenbock für eine Ära der Misswirtschaft

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Die Sportwelt diskutiert über Messis Gehalt: 555 Millionen Euro in vier Jahren. Ein Vertrag, der Barça angeblich ruiniert. Unmoralisch, sagen die einen. Gerechtfertigt und jeder Cent gut investiert, die anderen, allen voran die beiden Präsidentschaftskandidaten Font und Laporta. Ist der Leak aus dem Herzen des Klubs nur ein Ablenkungsmanöver, um vom eigenen Versagen abzulenken? Ein Kommentar.

Es sind schwindelerregende Zahlen, mit denen der FC Barcelona aktuell Schlagzeilen macht: Ein Schuldenberg von 1,17 Milliarden Euro, davon 730 Millionen Euro kurzfristige Verbindlichkeiten und just in diesem Augenblick macht auch noch die Enthüllung von Messis Megavertrag die Runde. Nachdem bereits Football Leaks Zahlen aus dem 2017 unterschriebenen Arbeitspapier veröffentliche, legte El Mundo nun nochmal einen oben drauf und gab alle Einzelheiten aus dem 2017 unterschriebenen Kontrakt preis.

Ein Vertrag, der Barça ruiniert?

„555.237.619 Millionen Euro, der pharaonische Vertrag, der Barça ruiniert“, titelte das Blatt und schickt damit unmissverständlich eine Botschaft mit: Messi trägt die Schuld, jedenfalls aber große eine Mitschuld, an der aktuellen finanziellen Misere des FC Barcelona. El Mundo schlägt damit ein weiteres Kapitel in der traurigen Hetzjagd gegen Barças größte Legende auf und man wird den Eindruck nicht los, dass der Zeitpunkt bewusst gewählt wurde.

Die „Ära der Misswirtschaft“ von Rosell und Bartomeu, aktuell noch verwaltet von Platzhalter und Neuwahl-Bremser Carles Tusquets, steht kurz vor dem Ende. Der Schuldenberg als Mahnmal aber bleibt und was wäre naheliegender, als diesen Schuh Messi anzuziehen.

Einem gierigen Superstar, der den Mund nicht vollkriegen kann? Exorbitante Gehälter im Spitzenfußball sind kein neues Phänomen, sondern die Entwicklung einer rasanten, wirtschaftlichen Entwicklung und einer Kommerzialisierung, die ihresgleichen sucht. Dass der weltbeste Fußballer seiner Generation – wohl sogar aller Zeiten – dem Ganzen die Krone aufsetzt, ist die logische Konsequenz daraus.

Moralisch diskutabel, aber wirtschaftlich begründbar

Man kann über die moralische Vertretbarkeit und Verhältnismäßigkeit diskutieren, darüber, ob ein einzelner Mensch so viel Wert ist und ob eine Reglementierung der Gehälter nicht angebracht wäre. Noch ist der Fußball aber ein freier Markt, derartige Summen unterliegen wirtschaftlichen Grundsätzen.

Die Gegenleistung von Messi steht dabei außer Zweifel: Der sechsfache Weltfußballer ist nicht derjenige, der den FC Barcelona ruiniert, wie El Mundo bewusst tendenziös titelte, sondern er ist die Lebensversicherung Barças. Ohne ihn wäre der FC Barcelona in den letzten zwei Dekaden nicht jener Vorzeigeklub, der weltweit bewundert und gerade in der Hochzeit unter Pep Guardiola zur besten Mannschaft aller Zeiten hochstilisiert wurde. Sein Gehalt hat er sportlich, aber auch finanziell zurückgezahlt.

 

Messi merzt den Makel aus

Alleine die Tatsache, dass Barcelona seit Messis Debüt vier Mal die Champions League gewann, spricht für den Argentinier. Der Makel, dass der Weltklub bis dahin nur einmal die europäische Königsklasse – 1992 unter Johan Cruyff und mit Goldtorschütze Ronald Koeman – gewann, ist nicht zuletzt dank Messi ausgemerzt.

Auch finanziell – trotz der unfassbaren und moralisch diskutablen Zahl – wäre Barcelona ohne seine Nummer 10 nicht dort, wo der Klub aktuell steht. Und das nicht in Bezug auf den Schuldenberg, den einzig und alleine die Führungsetage rund um Rosell und Bartomeu zu verantworten hat. Seit dem Debüt von Messi hat der FC Barcelona sein Budget von knapp über 300 Millionen auf knapp eine Milliarde gesteigert – Messis Tore und Assists, seine Strahlkraft und Titel, seine Wirkung auf Fans und Sponsoren, haben daran mehr Anteil, als die Entscheidungen vom geschassten Präsidentenduo zusammen.

Mehr zu Messis Vertragsenthüllung:

Messi und Barça: Gemeinsam in neue Dimensionen

Die Tageszeitung Sport unterstreicht dies und berichtet, dass Messi seit seiner Vertragsunterschrift 2017 619 Millionen Euro an Einnahmen generiert hat, dem gegenüber sind Kosten von 383 Millionen Euro entstanden. Joan Laporta sprach gar davon, dass Messi dem FC Barcelona acht Prozent kostet, aber für ein Drittel der Einnahmen unmittelbar verantwortlich ist. In diese Kerbe schlägt auch Victor Font, der meint: „Messi ist jeden Cent wert!“.

Unstrittig ist, dass Barças bester Fußballer aller Zeiten auch finanziell in neue Galaxien vorgedrungen ist, dabei hat aber nicht nur er persönlich und sein Umfeld, sondern auch der FC Barcelona als Klub profitiert – sportlich, aber auch finanziell.

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