Joan Laporta ist der neue alte Präsident des FC Barcelona und weckt nicht nur mit einer rauschenden Wahlparty Erinnerungen an bessere Zeiten, sondern steht auch sinnbildlich für das Schöne am FC Barcelona. Bei Laporta weiß man, was man kriegt. Damit hat er die Wahl gewonnen und genau das lässt für seine zweite Amtszeit hoffen. Ein Kommentar.
Joan Laporta ist zurück auf dem Chefsessel der Katalanen und feierte den fulminanten Wahlsieg auf seine Art und Weise: Mit Champagner und Fangesängen, umringt von seinen engsten Vertrauten. Darunter auch Ex-Schatzmeister Xavier Sala i Martin, der Mann, der für seine farbenfrohe Kleidung bekannt ist und das Comeback Laportas standesgemäß im grünen Jackett beging.Als Kind der ersten Ära Laportas fühlte man sich kurz nach Mitternacht, am Ende einer wohl richtungsweisenden Wahl, an die guten alten Zeiten zurückerinnert.
Laporta prägte erfolgreichste Ära Barcelonas
Man sollte den 58-Jährigen nicht verklären, auch er hat seine Makel und Fehler, dennoch steht er für das Schöne am FC Barcelona: Johan Cruyff, Ronaldinho und das zurückgekehrte Lächeln beim FC Barcelona, UNICEF, der lang ersehnte zweite CL-Titel mit Frank Rijkaard, das Sextuple mit Pep Guardiola und Lionel Messi. Viele Meilensteine, die Barça zum weltbesten Verein der Welt gemacht haben und ihm einen Platz in den Geschichtsbüchern sicherten, fallen in die erste Ära Joan Laportas. Diese Erinnerungen waren es auch, die viele Socios für ihn abstimmen ließen. Wohl nicht, weil sein Projekt deutlich besser war als jenes von Font, sondern weil es ihm gelang, den Optimismus vergangener Tage unter den Fans zu wecken. Das Lächeln und die Vorfreude auf bessere Zeiten kehrte spätestens bei der nicht ganz Corona-konformen Wahlparty im Stile Laportas endgültig zurück.
Cruyff, La Masia und neue Mitglieder
Wie jeder andere Präsident wird der ehemalige Politiker aber nicht an den Titeln vergangener Tage gemessen, sondern daran, ob er die größte Krise des FC Barcelona meistern und den Klub nach der Misswirtschaft seiner ehemaligen Weggefährten und späteren Widersacher Rosell und Bartomeu erneuern kann.
Laporta wird dabei Anleihen an seiner ersten Ära nehmen: Die Lehren Cruyffs und La Masia werden wieder an Wichtigkeit gewinnen und der Klub wird sich wieder öffnen – Laporta formulierte wie 2003 das Ziel, Barcelona zum mitgliederstärksten Klub der Welt zu machen. Der Nun-Wieder-Präsident ist nun mit der Aufgabe betraut, Barcelona nicht nur zu sanieren, sondern auch ein Direktoren-Team namhaft zu machen, dass allerhöchsten Ansprüchen genügt.
Schon in seiner ersten Amtszeit hat er bewiesen, dass er Persönlichkeiten installiert und ihnen vertraut. Was damals Txiki Beguiristain, Ferran Soriano und Co. waren, könnten nun Leute wie Mateu Alemany, Jordi Cruyff und Ferran Reverter sein. Gerade letzte Persönlichkeit zeigt, dass Laporta einen ähnlichen Ansatz wie Font wählen könnte – nämlich nicht nur im Fußball-Business nach guten Köpfen schauen. Reverter war seit 2018 Konzernchef bei MediaMarktSaturn und wird zum 1. Juli neuer CEO beim FC Barcelona.
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Den Klub einen – am besten mit Font
Neben den vielen Baustellen, die seine Nachfolger und nunmehrige Vorgänger Rosell und Bartomeu hinterlassen haben, muss der Rechtsanwalt den Klub auch einen. Zu oft war in der Vergangenheit von den „Cruyffistas“ und den „Rosellistas“ die Rede, gerade Letztere taten seit 2010 auch alles dafür, um die Ära Laporta und die Verbindungen zu Johan Cruyff klein- und schlecht zu reden. Die Socios haben eine klare Wahl getroffen und mit Toni Freixa auch den letzten Verbliebenden dieser fragwürdigen Gruppierung krachend abgewählt.
Dass Laporta den Klub einen will, hat er direkt nach seiner Wahlniederlage angedeutet und eindeutige Signale in Richtung seines ehemaligen Wegbegleiters Victor Font gesendet. Für Barcelona wäre es das beste, wenn das Beste aus beiden Welten zusammengeführt werden würde – gerüchteweise dürften mit Jordi Cruyff und Albert Benaiges ja schon erste Anknüpfungspunkte gegeben sein.
Die Hoffnung auf ein Revival
Die Entscheidungen, die Laporta und sein Team nun treffen müssen, werden weitreichend für den FC Barcelona sein und weit über den 7. März 2021 hinausgehen. Der Wahltag hat aber gezeigt, dass mit Joan Laporta nicht nur Charisma und Strahlkraft zum FC Barcelona zurückkehren, sondern auch der Optimismus. Eines ist sicher: Laporta steht für das Schöne am FC Barcelona, für klare Prinzipien und damit auch für die Hoffnung auf bessere Zeiten.
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