Über 250 Millionen Euro investierte der FC Barcelona im vergangenen Transfersommer in Neuzugänge. Nach der ersten Saisonhälfte ist es Zeit, Bilanz zu ziehen, welcher Neuzugang bereits überzeugen konnte und wer noch hinter den Erwartungen zurückblieb. Außerdem geben wir eine Prognose ab, wie sich Frenkie de Jong, Antoine Griezmann, Júnior Firpo und Neto im Jahr 2020 entwickeln werden.
Antoine Griezmann – 120 Millionen Euro (+15 Millionen Euro Nachzahlung)
Neben Frenkie de Jong war Antoine Griezmann sicherlich der Königstransfer der Blaugrana im vergangenen Transfersommer. Nach einer längeren Transferposse, die bereits im Sommer 2018 begann, wechselte der Franzose 2019 unter großen Vorschusslorbeeren ins Camp Nou, um gemeinsam mit Lionel Messi und Luis Suárez das neue Angriffstrio des FC Barcelona zu bilden.
Betrachtet man rein die Statistiken von Barças Nummer 17, so kann man durchaus von einem ordentlichen ersten halben Jahr sprechen. In La Liga absolvierte der Franzose 17 von möglichen 18 Partien und stand dabei 16 Mal in der Startformation. Mit sieben Toren und vier Assists war er dabei alle 126 Minuten direkt an einem Treffer beteiligt und ist nach Messi und Suárez der beste Scorer im Kader der Katalanen. In der Champions League hingegen konnte der Franzose in sechs Partien und 441 Einsatzminuten nur einen Treffer erzielen.
An dieser Stelle muss jedoch auch festgehalten werden, dass Griezmann in vielen Spielen eine eher dürftige Leistung zeigte. Betrachtet man beispielsweise die Barçawelt-Durchschnittsnoten, ist der 28-Jährige in La Liga der am schlechtesten bewertete Akteur – und dies hatte auch seine Gründe. Insbesondere die erste Hälfte der Vorrunde wirkte der Angreifer oftmals wie ein Fremdkörper im Spiel des FC Barcelona auf der Suche nach seiner Rolle im Team.
Dies hängt natürlich auch mit seiner Positionsumstellung zusammen. Während Griezmann bei Atletico Madrid und in der französischen Nationalmannschaft meist als hängende Spitze oder sogar als Zehner zum Einsatz kommt, musste er sich bei Barça mit dem linken Flügel anfreunden. Dabei ist der Franzose alles, aber kein klassischer Flügelstürmer mehr, der mit Tempo in die Tiefe geht und das Dribbling sucht. Zudem gab er selbst zu, dass die Umstellung auf seine neuen Mitspieler schwierig sei und es ihm an Selbstvertrauen mangelte.
In den letzten Spielen zeigte sich jedoch mehr und mehr, dass ein Angriff bestehend aus Messi, Suárez und Griezmann funktionieren kann – und glaubt man den Aussagen des Neuzugangs, wollte er mit seinem Wechsel zu Barça eine neue Art des Spielens erlernen und sich dadurch verbessern. Außerdem muss man Griezmann zugute halten, dass er selbst in seinen schlechtesten Spielen extrem motiviert gegen den Ball gearbeitet hat und sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat.
Fazit: Insbesondere gegen Ende der Hinrunde zeigte Griezmann mehr und mehr, was er alles kann. Allerdings darf man mit Blick auf sein Können und die 135 Millionen Ablöse durchaus mehr erwarten, daher kann man mit der Leistung des Franzosen im ersten Halbjahr nur bedingt zufrieden sein.
Prognose für 2020: Selbst der berühmte MSN-Sturm brauchte etwas Zeit, um sich einzuspielen. Die Ansätze der letzten Spiele zeigten bereits, zu welchen Leistungen Griezmann im Verbund mit Messi und Suárez imstande ist. Daher kann durchaus mit einer Leistungsexplosion des Neuzugangs im Jahr 2020 gerechnet werden.
Frenkie de Jong – 75 Millionen Euro
Von Ajax Amsterdam wurde mit Frenkie de Jong eine sehr teure Verstärkung für das ohnehin schon hochkarätig besetzte zentrale Mittelfeld verpflichtet. Der Niederländer konnte sich auf Anhieb durchsetzen und kann die meiste Einsatzzeit aller Mittelfeldspieler verbuchen. In La Liga und in der Champions League stand de Jong in allen Partien auf dem Platz und musste in nur drei Partien zu Beginn zuschauen.
Seine endgültige Position scheint Coach Ernesto Valverde jedoch noch nicht gefunden zu haben. In den 18 La-Liga-Partien agierte der spielstarke Rechtsfuß sieben Mal als defensiver Mittelfeldspieler in der Busquets-Rolle, die anderen elf Spiele agierte er als Achter im zentralen Mittelfeld. Dabei zeigte de Jong in beiden Positionen sowohl gute als auch weniger gute Spiele. Ähnlich wie Griezmann befindet sich auch der Niederländer noch in der Findungsphase und muss sich noch an das Barça-Spiel anpassen.
Mit durchschnittlich 68 Ballkontakten pro Spiel agiert der de Jong zwar schon recht dominant, allerdings sind seine Performances noch nicht mit denen im Ajax oder Oranje-Trikot vergleichbar. Auch seine mutigen Dribblings und die genialen öffnenden Pässe, die sein Spiel bei Ajax prägten, sind im Camp Nou noch eine Seltenheit.
Wirklich Torgefahr konnte der 22-Jährige bislang auch noch nicht ausstrahlen – der Holländer gab selbst zu, dass er “mehr Tore schießen und mehr Vorlagen geben” müsse. Lediglich einen Treffer und zwei Assists konnte er verbuchen – wobei das auch nicht die große Stärke de Jongs ist. In der vergangenen Saison war er für Ajax in 67 Spielen an nur zwölf Treffern beteiligt.
Fazit: Das beste Fazit für seine erste Hinserie bei den Katalanen zog de Jong bereits selbst: “Gelegentlich habe ich meine Qualitäten gezeigt, aber im Allgemeinen kann es viel besser sein. Ich bin nicht so dominant wie bei Ajax.”
Prognose für 2020: De Jong wird sich immer mehr an das Spiel des FC Barcelona anpassen und spätestens ab der Saison 2020/ 2021 der absolute Dreh- und Angelpunkt im Barça-Spiel sein.
Júnior Firpo – 18 Millionen Euro (+ ggf. Bonuszahlung)
Als Backup und eventuell sogar als Nachfolger von Jordi Alba wurde Júnior Firpo vom Ligakonkurrenten Real Betis verpflichtet. In La Liga profitierte Firpo von der Verletzung Albas und kam so zu acht Einsätzen, wovon er sechs über die volle Spielzeit ran durfte und ihm ein Treffer gelang. Insgesamt fünf Mal musste er unverletzt auf der Tribüne Platz nehmen, während er weitere zwei Partien verletzungsbedingt verpasste. In der Champions League stand der spanische U21-Nationalspieler zwei Mal (jeweils über die volle Distanz) auf dem Platz.
Die Leistungen des 23-Jährigen waren dabei meist durchwachsen. Negativer Höhepunkt war dabei seine Performance am 5. Spieltag bei der 0:2-Niederlage in Granada. Aufgrund einer desolaten Leistung (Barçawelt-Note: 3) wurde Firpo bereits zur Pause ausgewechselt. Und auch sonst konnte der Linksverteidiger kaum überzeugen. Entsprechend ist er auch mit einer Barçawelt-Durchschnittsnote von 5.43 einer der am schlechtesten bewerteten Spieler der Hinrunde gewesen.
Dies könnte einerseits an der “neuen” Position liegen. Bei Real Betis agiert Firpo meist als Schienenspieler in einer Fünferkette, wodurch er deutlich weniger Defensivaufgaben hatte als in der katalanischen Viererkette.
Andererseits gab der U21-Nationalspieler auch unumwunden zu, dass er noch Anpassungsprobleme hat: “Ich muss das Selbstvertrauen gewinnen das zu tun, was ich bei Betis getan habe.”
Fazit: Ähnlich wie de Jong und Griezmann muss sich auch Firpo noch an das Barça-Spiel gewöhnen. Er kann mit Sicherheit auf ein sehr lehrreiches halbes Jahr zurückblicken – allerdings waren seine Leistungen bislang schlicht und ergreifend zu schwach, um bei den Katalanen Fuß zu fassen.
Prognose für 2020: Bleibt Jordi Alba fit, wird Firpo das Jahr 2020 aller Voraussicht nach überwiegend von der Bank verfolgen und in nur wenigen unbedeutenden Spielen zum Einsatz kommen.
Neto – 26 Millionen Euro
Als Ersatz für den abgewanderten Jasper Cillessen wurde mit Neto ein verhältnismäßig sehr teurer Ersatztorhüter verpflichtet. Der Brasilianer verletzte sich direkt zu Beginn der Saison an der Hand, hätte aber ohnehin nicht gespielt. Absolvierte lediglich das letzte und unbedeutende Gruppenspiel in der Champions League – konnte jedoch da absolut überzeugen.
Ihm blüht das gleiche Schicksaal wie seinem Vorgänger Cillessen: Für einen Ersatztorhüter ist er eigentlich zu gut, allerdings hat er mit Marc-André ter Stegen einer der besten Torhüter der Welt vor sich.
Fazit: Neto scheint wie Cillessen eine qualitativ hochwertige Nummer zwei zu sein, auf die jederzeit Verlass ist.
Prognose für 2020: Bleibt ter Stegen fit, sitzt Neto natürlich auf der Bank. Da der Deutsche aber derzeit an Knieproblemen laboriert, könnte Neto im neuen Jahr beim Liga-Auftaktspiel gegen Espanyol direkt im Gehäuse stehen – und je nach Verletzungsgrad ter Stegens auch die nächsten Spiele bestreiten.