Noten vs. Manchester United: Kounde fahrig, Raphinha treibt an

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Jules Kounde Weghorst Manchster United FC Barcelona
Jules Kounde - hier gegen Wout Weghorst - hatte gegen Manchester United einen schweren Stand. - Foto: PAU BARRENA/AFP via Getty Images

In einer phasenweise hektischen Schlacht im Mittelfeld holt der FC Barcelona im Playoff-Hinspiel der Europa League gegen Manchester United einen Rückstand auf und schnuppert in der Schlussphase sogar am Siegtreffer. Raphinha avanciert zum Spieler des Spiels. Die Noten und Spielerkritik.

FC Barcelona 2:2 Manchester United – Die Spielerkritik der Barça-Akteure

 Marc-André ter Stegen

Anders als in einigen Ligaspielen zuvor musste Marc-André ter Stegen schon in der Anfangsphase des Spiels zur Stelle sein. Da Manchester United von Erik ten Hag sehr gut eingestellt wurde, bekam der Deutsche schon in Halbzeit eins drei Bälle zu halten. Nach knapp einer halben Stunde parierte ter Stegen herausragend gegen Wout Weghorst, ehe er wenige Minuten später wieder mit einer Weltklasseleistung einen Schlenzer von Marcus Rashford mit der Hand abwehren konnte. In Minute 53 war ter Stegen geschlagen und sah beim straffen Flachschuss von Rashford in die kurze Ecke auch nicht sonderlich gut aus. Insgesamt eine starke Partie des Deutschen, auch wenn er erst zum dritten Mal in dieser Saison wieder mehr als einmal hinter sich greifen musste. Barçawelt-Punkte: 7

 Jordi Alba (bis 67.)

Jordi Alba bekam den Vorzug vor Alejandro Balde, der im Liga-Alltag meist beginnen darf, und führte die Katalanen in seinem 450. Spiel für Barcelona als Kapitän aufs Feld. Der Routinier machte eine gute Partie, konnte allein in Halbzeit eins drei Angriffe auf seiner Seite im Keim ersticken und schaltete sich überdies in gewohnter Manier ins Offensivspiel ein. Ständig sehr hoch stehend, stellte Alba Uniteds Wan-Bissaka vor Probleme und spielte seine gefürchteten Halbfeldflanken Richtung Strafraum. Nach einer halben Stunde sah Alba Gelb fürs Meckern, obwohl der Katalane bei einer Einwurf-Situation eigentlich sogar Recht hatte. Durch taktische Umstellungen war für Alba nach etwas mehr als einer Stunde Schluss und er machte Platz für den deutlich jüngeren Alejandro Balde. Eine gute Partie. Barçawelt-Punkte: 7

 Jules Kounde

Jules Kounde wirkte nicht ganz so abgeklärt wie jüngst im Ligaalltag. Tiefpunkt seiner ersten Halbzeit war ein Aussetzer in Form eines blinden Rückpasses auf ter Stegen, welcher jedoch ins Toraus trudelte und United so eine Ecke bescherte. Nach gut einer halben Stunde schnupperten die Engländer sogar an der Führung; auch, da Kounde im Abwehrzentrum manches Mal nicht rechtzeitig zur Stelle war. Kounde avancierte erst recht zum Pechvogel der Partie, als er nach einer Stunde bei einer Ecke unglücklich den Ball ins eigene Tor bugsierte. In der Schlussviertelstunde ereignete sich der nächste Lapsus: Koundeverschätzte sich bei der Ballannahme am eigenen Strafraum und machte so das Spiel direkt wieder scharf. Von der Robustheit und Dominanz des Franzosen war gegen Manchester United leider nichts zu sehen. Barçawelt-Punkte: 4

 Marcos Alonso (bis 67.)

Etwas überraschend stellte Xavi Marcos Alonso anstelle von Andreas Christensen in der Innenverteidigung auf. Der routinierte Spanier, der Manchester United aus seinen Chelsea-Jahren gut kennen dürfte, trat das erste Mal in Erscheinung, als er einen Freistoß aus rund 20 Metern knapp über das Tor setzte. Spätestens in Minute 49 sollte Xavi mit dieser Aufstellung Recht behalten, denn Alonso verwandelte eine Ecke Raphinhas per Kopfball zur 1:0-Führung. Im Handumdrehen kam Alonso auf der anderen Seite gegen Rashford nicht hinterher und musste zusehen, wie dieser zum Ausgleich einschob. In Minute 67 war Schluss für den Spanier, er wurde durch Christensen ersetzt. Barçawelt-Punkte: 6

 Ronald Araujo (bis 86.)

Ronald Araujo begann, wie erwartet, als Rechtsverteidiger, um mit seiner hohen Geschwindigkeit gegen Uniteds Außenstürmer Marcus Rashford zu verteidigen. Araujo strotzte vor Spielfreude, so ließ er bereits nach vier gespielten Minuten mit einem sehenswerten Tänzchen auf der rechten Außenbahn mehrere United-Verteidiger aussteigen. Nur ein paar Minuten später jagte der Uruguayer von der Strafraumgrenze einen Gewaltschuss in den Nachthimmel – eine eigentlich vielversprechende Offensivsituation, aus der mehr hätte entstehen können. Auch durch einige präzise lange Bälle auf Albas linke Seite trat Araujo positiv in Erscheinung. Defensiv wusste er sich auch zu behaupten, wenngleich die nicht ganz so eingespielte Abwehrkette anstelle von “BACK” United einige Male zu Chancen kommen ließ. Bis zum Schlusspfiff ackerte und lief Araujo, sichtlich bemüht, seiner Mannschaft den Sieg zu bescheren. Barçawelt-Punkte: 6

 Franck Kessie (bis 67.)

Franck Kessie ersetzte erneut den verletzten Sergio Busquets. Der Ivorer fungierte als Anker vor der Abwehrkette und galt bei abzubrechenden Angriffen als erste Anspielstation. Kessie überließ seinen Mittelfeldpartnern Pedri und Gavi die kreative Arbeit und fügte sich auch gut als Abräumer und Verteiler ein – dies war angesichts der präsenten physischen Gangart der Red Devils auch nötig. Der Neuzugang von der AC Milan machte quasi als Pendant zu Ex-Madridista Casemiro eine solide Partie ganz im Stile eines unauffälligen, aber aktiven Sechsers, was eine Zweikampfquote von 75 Prozent und drei Ballrückeroberungen unterstreichen. Nach 67 Minuten war Schluss und Kessie wurde durch Ansu Fati ersetzt. Barçawelt-Punkte: 6

 Frenkie de Jong

Frenkie de Jong hatte ähnlich wie seine Nebenmänner im Mittelfeld einige Probleme, die Oberhand zu behalten. Ein Drittel seiner Zweikämpfe verlor der Niederländer, was sich in den wechselnden Angriffen beider Mannschaften bemerkbar machte. De Jong schaffte es nur mäßig, seinen Kollegen und sich selbst gegen Casemiro und Co. genug Luft zum Atmen zu verschaffen, er verlor auch satte neun Bälle – zu viel für einen Pivote, der mit Absicherung und Organisation beauftragt ist. Im zweiten Durchgang steigerte sich der Niederländer merklich und setzte sich erfolgreicher zur Wehr, allerdings ohne groß positiv aufzufallen. Barçawelt-Punkte: 5

 Pedri (bis 41.)

Pedri hatte zu Beginn im physisch betonten Spiel der Engländer einen eher schweren Stand. Oft war das Zentrum dicht und der Youngster musste über die Flügel das Spiel in die Breite ziehen. So hatte Barcelona eine gute Phase mit einigen Torchancen, ehe die Engländer das Mittelfeld zurückerobern konnten. Kurz vor der Pause zog Pedri sich eine Zerrung im Oberschenkel zu und musste ausgewechselt werden. Hoffentlich ohne lange Pause. Barçawelt-Punkte: 5

 Gavi

Gavi wusste sich ob seiner robusten, teils rabiaten Zweikampfführung gegen die enge Staffelung der Engländer zu behaupten und kreierte in der Anfangsphase viele gefährliche Passstaffetten. Gegen Spieler wie Casemiro, Fred oder Bruno Fernandes warf sich der schmächtig erscheinende Golden Boy 2022 reihenweise in die Duelle, von denen er am Ende immerhin gut 50 Prozent gewann. Weniger gut war allerdings seine Passquote von für Barça-Verhältnisse mageren 78 Prozent – das verdeutlicht schon, dass Gavi trotz aller Leidenschaft offensiv einen schweren Stand hatte. Weiterer Beweis dafür sind seine satten 19 Ballverluste. Eine aufreibende Partie des 18-Jährigen, der im Rückspiel leider Gelbgesperrt fehlen wird. Barçawelt-Punkte: 6

 Raphinha (bis 83.)

Raphinha arbeitete auf dem rechten Flügel viel nach vorn und beschäftigte Uniteds linke Abwehrseite pausenlos. Ganze acht Dribblings standen nach einer gespielten Stunde zu Buche. Raphinha hatte hier und da einige Schwierigkeiten in der Entscheidungsfindung und ließ so eigentlich gute Situationen verstreichen. Im Spielberichtsbogen verewigte sich der Brasilianer dann kurz nach Wiederanpfiff, als er mit einer stark getretenen Ecke die Führung vorbereitete. Wenn Raphinha selbst auf das Tor schoss, dann aus der Distanz, doch Uniteds de Gea war in diesen Fällen zur Stelle. Eine eigentlich als Flanke hereingedroschene Hereingabe Raphinhas bescherte den Katalanen in Minute 76 den Ausgleich – Raphinha stand sinnbildlich für das Aufbäumen auf katalanischer Seite. Eine starke Partie, in der der Brasilianer voran marschierte. In Minute 83 bekam er bei der Auswechslung Sonderapplaus – und war wütend. Barçawelt-Punkte: 8, Man of the Match

 Robert Lewandowski

Robert Lewandowski, der zum ersten Mal überhaupt auf Manchester United traf, gab nach nicht einmal zehn gespielten Minuten den ersten Torschuss aus spitzem Winkel ab. Als auch United im Spiel angekommen war und das Passspiel der Katalanen etwas ins Stocken geriet, litt auch der Pole darunter. So fing Lewandowski an, sich zu Lasten der Torschüsse mehr fallen zu lassen und die Bälle tiefer abzuholen. Nach der vollen Spielzeit stehen magere zwei Torschüsse und 38 Ballkontakte zu Buche. Das zeigt, dass der Pole gegen die Red Devils einen schweren Stand hatte. Barçawelt-Punkte: 4

 Sergi Roberto (ab 41.)

Sergi Roberto ersetzte noch vor der Halbzeitpause den angeschlagenen Pedri im zentralen Mittelfeld. Der Routinier hatte durchaus seine Probleme, Pedris kreative Rolle adäquat auszufüllen. Roberto spielte unauffällig und verlieh dem Spiel nach vorne keinen Mehrwert. Nur 28 Ballkontakte und ein einziger Pass im letzten Drittel des Spielfelds zeigen: mit der Verletzung Pedris hat Barcelona verloren, was Sergi Roberto nicht zu ersetzen vermochte. Barçawelt-Punkte: 4

 Andreas Christensen (ab 67.)

Als die Katalanen in Rückstand gerieten, sollte Christensen für die seit Wochen gewohnte Stabilität in der Viererkette sorgen. Der Däne fügte sich prompt gut ein und spielte, wie so oft unauffällig, souverän. Oft fing er gegnerische Angriffe schon weit vorne ab und hielt die Red Devils weit vom eigenen Strafraum fern. Genau diesen Effekt dürfte Trainer Xavi sich von Christensen erhofft haben. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

 Ansu Fati (ab 67.)

Einem Rückstand hinterherlaufend, sollte Fati die Wende bringen, er rückte für Kessie ins Mittelfeld, agierte jedoch hauptsächlich als zweite Sturmspitze. Barcelonas Nummer 10 spielte auffällig und probierte immer wieder Schüsse aus allen Positionen. Fast hätte es in den Schlussminuten gereicht, doch dem jungen Talent fehlte das letzte Quäntchen Glück. Dennoch: das war eine eindrucksvolle halbe Stunde! Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

 Alejandro Balde (ab 67.)

Alejandro Balde übernahm positionsgetreu im Job-Sharing mit Jordi Alba und sollte auf der linken Seite für mehr Breite sorgen, da die Engländer das Zentrum konsequent abdichteten. Der Youngster konnte allerdings nicht an die soliden Leistungen Albas anknüpfen; so waren zwar seine Dribblings und Vorstöße schnell, doch Baldes Passspiel hatte nicht die gewünschte Präzision. Bezeichnend dafür war eine Flanke in der Nachspielzeit, die meterweit an Freund und Feind vorbeisegelte. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

 Ferran Torres (ab 83.)

Ferran Torres kam in den Schlussminuten für den Lucky Punch, konnte jedoch nicht in der immer noch umkämpften Partie Fuß fassen. Da es dem Spiel der Katalanen auch generell an Ordnung mangelte, hatte der Außenstürmer es schwer und konnte keine Akzente setzen. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

 Trainer Xavi Hernández

Zuletzt holte Trainer Xaxi sechs Liga-Siege in Serie und gewann wettbewerbsübergreifend sogar achtmal nacheinander. Etwas überraschend kam daher die Aufstellung mit Marcos Alonso statt Andreas Christensen daher, denn Xavi änderte so (etwas unnötig) die stark eingespielt BACK-Hintermannschaft. Um Rashford auf links einzudämmen, stellte Xavi Araujo als Rechtsverteidiger auf – allerdings agierte Rashford nicht positionsgetreu, sondern eher als fluider Mittelstürmer – und Rashford bekam Barça einfach nicht in den Griff. Die Katalanen waren sofort drin in der Partie, ließen sich nach gut einer halben Stunde allerdings den Rang im Mittelfeld ein wenig ablaufen. Besonders bitter für Xavi war Pedris Verletzung kurz vor der Halbzeitpause: damit ging noch mehr Dominanz und Kreativität im Mittelfeld verloren. Nach dem Rückstand reagierte der 43-Jährige richtig, die Einwechslungen von Fati und Christensen zeigten ihre Wirkung. Die Katalanen gaben sich nicht auf und waren in der Schlussphase sogar der 3:2-Führung deutlich näher. Für das Rückspiel im Old Trafford hat Xavi jedoch noch eine große Aufgabe vor sich, wenn es gilt, das robuste und destruktive Mittelfeld der Red Devils zu knacken. Barçawelt-Punkte: 6

 Erklärung zur Punktevergabe

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte:
unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte:
ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

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1 Kommentar

  1. Sorry, für mich war es ideenloses Ballgeschiebe im Mittelfeld mit gefährlichen Ballverlusten und Rennerei hinterher. Da hat man den besten 9-er und der wird nicht angespielt. dafür drängt der Ansufati in die Mitte,
    reißt auf dem Flügel ein Loch und anschließend verliert den Ball am 16-er. Ist es die Taktik oder ein Mangel an Disziplin?