Am gestrigen Abend spielte der FC Barcelona die Auswärtspartie in der Copa del Rey gegen die Mannschaft von UD Levante. Wie es im Pokal üblich ist, wurde auch in diesem Spiel wieder einmal kräftig durchrotiert, sodass die beiden gefährlichsten Offensivkräfte dieser Saison, Lionel Messi und Luis Suárez, die Reise nach Levante gar nicht erst antraten. Das Spiel ging verloren und Barça hat im Rückspiel eine Menge Arbeit vor sich, wenn man das Ziel, den Pokal zu verteidigen, in dieser Saison noch realisieren möchte. Warum die Katalanen verloren soll im Rahmen unserer drei Brennpunkte geklärt werden.
Busquets als Zentrum einer Dreierkette
Fangen wir einmal mit der offensichtlichsten Veränderung zu den vorherigen Spielen an. Der FC Barcelona spielte von Beginn an mit einer Dreierkette in der Defensive, welche über den Großteil des Spiels auch in dieser Form bestehen blieb. Die Kette wurde von Chumi, Pflichtspieldebütant Jeison Murillo und Mittelfeldstratege Sergio Busquets gebildet. Letztgenannter blieb dabei recht selten auf einer Linie mit seinen Kollegen sondern fungierte als eine Art Bindeglied zwischen Abwehr und Mittelfeld um die Schwächen von Chumi und Murillo in der Spieleröffnung zu kompensieren. So fand er sich zeitweise in einer Rolle als Libero wieder und war erster Passempfänger von Torhüter Jasper Cillessen. In anderen Situationen platzierte er sich vor seinen Innenverteidigerkollegen und nahm Anspiele dieser an, sodass Chumi und Murillo einen möglichst kurzen Passweg hatten, wenn sie den Ball nach vorne tragen wollten. Busquets switchte dann zeitweise in seine gewohnte Sechserrolle und lieferte die Pässe für die in diesem Fall als Achter spielenden Vidal und Aleñá, sodass diese den Ball weiter nach vorn spielen oder sich den Gegner im Verbund mit den weiteren Spielern zurechtlegen konnten. Busquets selbst beteiligte sich bis auf seine Eröffnungen allerdings recht selten am Kombinationsspiel im Mittelfeld und beschränkte sich größtenteils auf seine Arbeit in der Defensive. Dies änderte sich lediglich gegen Ende des Spiels. Insgesamt kann man dieses Vorgehen als durchaus gelungen bezeichnen, da die Defensive es bei ruhigem Spielaufbau auch schaffte, den Ball recht unkompliziert ins Mittelfeld zu passen, was angesichts des hohen Pressings von Levante nicht selbstverständlich war. Damit hätten wir allerdings auch bereits alle positiven Aspekte von Barças gestrigem Spiel abgehandelt.
Unruhe im Mittelfeld
Sobald der Ball nämlich im Mittelfeld war, begannen die großen Probleme, welcher die Katalanen über die gesamte Partie hinweg nicht Herr werden konnten. Kommen wir zunächst zur Mittelfeldbesetzung. Wie bereits erwähnt bildeten Vidal und Aleñá das Mittelfeldzentrum. Sie fungierten hier als Doppelsechs und wurden von den etatmäßigen Außenverteidigern Juan Miranda und Nélson Semedo flankiert. Außerdem muss man Philippe Coutinho hier nennen, welcher nominell als Teil der offensiven Dreierreihe aufgestellt war, allerdings immer wieder zwischen linkem Sturm, Achter und Sechser hin-und herwechselte. Eine eindeutige Identifikation seiner Position war daher auch in diesem Spiel nicht möglich und so übernahm er recht viele Aufgaben, wodurch er seinen Mitspielern allerdings recht häufig im Weg stand. Meist wollte er sich den Ball recht tief im Mittelfeld schnappen und sich mittels Doppelpässen in die vorderste Front kombinieren. Das funktionierte allerdings nur bedingt, da Levante es hervorragend verstand, bereits die erste Mittelfeldlinie von Barça zu pressen. Besonders in der Anfangsphase führte dies zu zahlrechen Ballverlusten, da Levante es immer wieder schaffte, die kurzen Anspiele, mit denen die Katalanen den Ball nach vorne tragen wollten, hervorragend zu antizipieren und zu unterbinden. So blieb meist nur eine recht kurze Zeit den Ball überhaupt erstmal zu verarbeiten, was Levante meist bereits für eine Balleroberung reichte. Mit zunehmender Spieldauer stand Levante dann, auch bedingt durch die frühe 2:0-Führung, etwas tiefer und ließ Barça kommen. Miranda und Semedo waren dann dafür zuständig dem Spiel im letzten Drittel die nötige Breite zu geben, während das Zentrum von Vidal, Coutinho und Aleñá besetzt wurde. Doch auch wenn die Mannen von Ernesto Valverde nur noch das letzte Spielfelddrittel zu bespielen hatten, machten sie nicht den Eindruck, als ob offensiv ein wirklicher Matchplan hinter ihren Aktionen steckte.
Fehlbesetzung im Sturm
Wenn der FC Barcelona nämlich einmal kontrolliert in die gegnerische Hälfte kam, gingen die Probleme direkt weiter. Das hängt zu einem Großteil mit der Besetzung des Sturmes zusammen. Dieser wurde von Malcom, Dembélé und (wie bereits erwähnt mit Abstrichen) von Coutinho gebildet. Letztgenannter fungierte in diesem System vor allem als Zehner, während die anderen beiden eine Art Doppelspitze bildeten, die Position aber beide nicht im klassischen Sinne interpretierten. So besetzte keiner der beiden über das komplette Spiel hinweg in traditionellem Sinne das Sturmzentrum. Beide befanden sich zwar ab und an auf einer Linie mit den Innenverteidigern, beschränkten sich aber eher auf schnelle Sprints aus dem Mittelfeld heraus, um die Bälle zu verarbeiten, welche flach hinter die Abwehr gespielt wurden. Diese Bälle kamen vor allem von Coutinho und Semedo, oder vom jeweils anderen Sturmpartner. Das Problem hierbei war, dass diese Bälle so gut wie nicht durch die engen Räume gespielt werden konnten, wodurch Levante es wiederum schaffte, zahlreiche Balleroberungen und Konterchancen zu generieren. Eine andere Variante tat sich dadurch auf, dass man beide Stürmer vor der Abwehrkette mit dem Rücken zum Tor anspielte, sodass diese als Wandspieler fungierten, was angesichts ihrer überschaubaren Physis keine zufriedenstellende Alternative darstellte. So entstanden die größten Torchancen aus Einzelaktionen. Dies geschah vor allem dann, wenn die drei vordersten Aktuere den Ball vor der Abwehrkette bekamen, ins Dribbling gingen und schließlich abschlossen, wenngleich selbst daraus selten eine gefährliche Situation heraus kam. Der eigentliche offensive Matchplan, so muss man leider sagen, fruchtete nicht im Ansatz. Im Rückspiel in der kommende Woche gibt es in jedem Fall eine Menge zu tun.