In Madrid ging es zwischen dem FC Sevilla und dem FC Barcelona um den ersten Titel der Saison, die Copa del Rey. Nach dem Debakel in Rom stand Barça unter Druck und wollte etwas beweisen. Genau das konnte man über die gesamten 90 Minuten sehen – die Blaugrana wollte es allen beweisen und zeigte eine fantastische Partie, in der man Sevilla regelrecht überrollte. Durch großartige Tore von Suárez (2x), Messi, Iniesta und Coutinho wurde das Ergebnis am Ende sehr deutlich. Sevilla 0:5 Barcelona!
Das Pressing macht den Unterschied
Der entscheidende Faktor in diesem Spiel war das Pressing. Sevilla begann das Spiel sehr abwartend. Sie formierten sich in der eigenen Hälfte und versuchten dort die Räume eng zu machen. Barça ließ den Ball allerdings so gut laufen, rückte so gut auf und besetzte alle relevanten Positionen hervorragend, sodass die Andalusier praktisch nur am Hinterherlaufen waren. Kam Sevilla dann mal in Ballbesitz, war es ihnen überhaupt nicht möglich mal überlegt nach vorne zu spielen, oder in Ruhe aufzubauen, weil die Mannen von Ernesto Valverde unglaublich gut presste. Hierbei gingen sie nicht nur positionsbezogen vor, sondern oft auch vermeintlich anarchisch. Mal presste Sergio Busquets vorne links außen, mal rückte Jordi Alba extrem weit heraus und störte, doch es war nie ungeordnet. Es wurde dann immer von Mitspielern abgesichert. Überspielte Sevilla mal die erste Pressing-Reihe, war direkt die nächste da und eroberte den Ball. Es war taktisch ein super organisiertes Pressing, es war mental stark umgesetzt, wach verteidigt und der klare Wille dieses Spiel deutlich gewinnen zu wollen, war klar ersichtlich.
Der Unterschied im Pressing-Verhalten war sinnbildlich für das Spiel. Nach dem 1-0 versuchte Sevilla aggressiver zu Werke zu gehen, störte früher und ging offensiver an die Sache heran. Barça ließ sie aber auch ein wenig kommen, nutzte dann aber clever die entstehenden Freiräume um zwei weitere Tore noch vor der Pause zu erzielen. Dabei hatte Sevilla vor dem 2-0 ein paar wirklich gute Angriffe. Jesus Navas war sehr aktiv und spielte einige gute Hereingaben. Gerade Sergio Roberto war einige Male zu langsam in der Rückwärtsewegung, wodurch sein Gegenspieler viel Platz hatte. Doch die Hereingaben wurden bis auf einmal von Gerard Piqué und Samuel Umtiti geklärt, bevor es gefährlich werden konnte.
Die Tore
Das Pressing machte sich auch bei den Toren bemerkbar. Beim 1-0 war Sevillas Pressing und allgemein das Defensivverhalten unglaublich schwach. Statt dass Sevillas Stürmer, der Piqué anlief, nach dessen Rückpass auch Cillessen anläuft, läuft er lieber nach außen zu Sergi Roberto. Dadurch gab man dem holländischen Torhüter viel zu viel Zeit, die er dazu nutzte Philippe Coutinho in der gegnerischen Hälfte freizuspielen. Hierbei war Escudero viel zu hoch positioniert, wie die gesamte Defensive. Gleichzeitig war Sevilla viel zu fokussiert auf den Ball, vergaß dabei aber die direkten Gegenspieler, wodurch man dann das 1-0 erst ermöglichte. Mercado war schlussendlich auch noch direkt beteiligt, weil er nicht durchlief um Luis Suárez zu decken. Hätte er dies getan, hätte er das 1-0 womöglich verhindern können.
Beim zweiten und dritten Tor versuchte Sevilla zwar zu pressen, war dabei aber zu weit weg von den Gegenspielern und kam immer mindestens einen Schritt zu spät. Gleichzeitig war Barça so unglaublich geschmeidig am Ball. Fast immer kam man am Gegenspieler vorbei, sei es mit Doppelpässen, eleganten Drehungen oder einfach einem angezogenen Sprint. Es funktionierte einfach alles, weil man sich ununterbrochen gegenseitig half, weil praktisch jeder einzelne seine komplette individuelle Klasse zeigte und immer weiter nach vorne spielte.
Das 4-0 war nur möglich, weil Suárez nach einem Ballverlust von Andrés Iniesta mit nach hinten arbeitete und den Ball hervorragend zurückeroberte. Das Tor selbst war dann dem scheidenden Kapitän vergönnt, der gar nicht erst überlegte querzulegen, sondern dieses Tor unbedingt selbst machen wollte und das hat er sich absolut verdient!
Ernesto Valverde
Gegen Rom hat Ernesto Valverde auf ganzer Linie versagt, ebenso wie die Spieler. Doch er war es, der das Team mit der Einstellung auf den Platz schickte, nur das Ergebnis zu verwalten, er war es, der nicht reagierte, bis es schon zu spät war. Erst war er zu feige und agierte, als wäre er immer noch bei einem mitteklasse Verein und dann war er zu ängstlich, wollte keinen Fehler machen und machte dadurch einen sehr großen. Im Copa-Finale zeigte er sich dann von einer komplett anderen Seite. Sein Team spielte offensiv, spielte starkes juego de posicion und überrollte seinen Gegner gnadenlos. Endlich ließ er über 90 Minuten durchgehend angreifen, ohne irgendwann auf verwalten umzustellen. Natürlich ist einer der Gründe dafür, dass mit Coutinho und auch Ousmane Dembélé Spieler spielten, die das Spiel offensiv bereichern, es facettenreicher machen. Wenn der Franzose sich nächste Saison richtig eingelebt hat, können er und Coutinho extrem wichtige Faktoren sein, um endlich auch wieder in der Champions League den großen Wurf zu schaffen. Vorausgesetzt Valverde vergisst nicht das Spiel in Rom, was er dort alles falsch machte und was er alles im Copa-Finale so unglaublich gut und richtig machte.