Beim 4:0-Kantersieg des FC Barcelona gegen den Athletic Club im Finale der Copa del Rey ließen die Katalanen von Beginn an keine Zweifel aufkommen, wer den Pokaltriumph davontragen sollte. In einer geschlossen sehr starken Mannschaftsleistung ragten dennoch insbesondere Frenkie de Jong und Lionel Messi heraus. Die Spielerkritik und Noten.
Marc-André ter Stegen
Marc-André ter Stegen konnte sich in seiner Kernkompetenz im gesamten Spiel nicht einmal wirklich auszeichnen. Die wenigen Abschlüsse oder Flanken, die auf sein Tor kamen, parierte er souverän. Gegen Spielende zeigte er bei einer Hereingabe eine kleine Unsicherheit, doch wirklich gefährlich wäre es bei einem Stand von 4:0 ohnehin nicht geworden. So konnte er seinen fünften Titel in der Copa del Rey in Ruhe feiern. Barçawelt-Punkte: 6
Óscar Mingueza
Óscar Mingueza übernahm wieder den rechten Part in der Dreierkette und ist mittlerweile aus Barças Startformation nicht mehr wegzudenken. Da er in der Abwehrarbeit kaum einmal eingreifen musste und Barça die gesamte Spielzeit über auf rund 80 Prozent Ballbesitz kam, sammelte er viele Ballkontakte und fand sich mehr in der gegnerischen als in der eigenen Hälfte wieder. In einer tollen Mannschaftsleistung leistete er seinen Beitrag zum 30. Pokalerfolg der Katalanen. Barçawelt-Punkte: 7
Gerard Piqué
Der Abwehrchef stand nach seiner Verletzungspause das erste Mal wieder auf dem Platz und erlebte wie Barças gesamter Defensivverbund einen ruhigen Abend. Strahlte wie immer viel Ruhe aus, machte in Hälfte zwei bei zwei Tacklings einen guten und entschlossenen Eindruck. Den Spielaufbau übernahmen seine beiden Partner in der Dreierkette, Piqué ließ es sich angesichts seiner Berichten zufolge immer noch nicht vollständig ausgeheilten Bänderverletzung im Knie hier ruhiger als sonst angehen. Für Piqué war das Pokalfinale ein gutes Spiel, um langsam wieder in den Rythmus zu finden. In so manchem Training wird er sicherlich mehr gefordert, als es in diesem Copafinale der Fall war. Barçawelt-Punkte: 6
Clément Lenglet
Clément Lenglet ist in den letzten Wochen, nachdem ihn Koeman zwischenzeitlich auf die Bank gesetzt hatte, wieder fester Bestandteil von Barças Dreierkette und durfte sich über einen sehr ruhigen Arbeitstag freuen. Er gewann 80 Prozent seiner Zweikämpfe und brachte 95 Prozent seiner Zuspiele an den eigenen Mann – seine Defensivqualitäten waren nicht gefordert. Die Formkurve des Franzosen zeigt zuletzt aber deutlich nach oben. Barçawelt-Punkte: 6
Sergiño Dest
Der 20-jährige US-Amerikaner nahm im 3-5-2 wieder die rechte Wingback-Position ein, wobei er eigentlich schon als Rechtsaußen in Erscheinung trat und es ihn auch häufig in die Mitte in den Strafraum zog. Es lief in der Anfangsphase viel über seine rechte Seite, doch nach einem stürmischen Beginn der Katalanen flachte sein Spiel im Laufe des ersten Durchgangs etwas ab. Bei Barças Sturmlauf in Halbzeit 2 war er an den Toren nicht beteiligt, was auch daran lag, dass Griezmann seine Vorlage beim Stand von 0:0 frei vor Athletic Bilbaos Keeper nicht verwerten konnte. Dennoch war er sehr umtriebig und beackerte seine rechte offensive Seite bis zu seiner Auswechslung. Barçawelt-Punkte: 6
Jordi Alba
Alba agierte ähnlich wie sein Pendant auf der anderen Seite, Sergiño Dest, praktisch als Linksaußen gegen ein sehr defensives Athletic. Lange Zeit lief sehr viel über Dests rechte Seite und Alba wurde nicht wirklich auffällig, in Barças furioser zweiter Hälfte konnte dann auch der 32-Jährige glänzen, indem er die Flanke zum 2:0 beisteuerte und das 4:0 nach einer typischen Alba-Messi-Kombination auflegte. In der Defensive wurde er gegen erschreckend schwache Basken vor keine Probleme gestellt. Zwei Assists – wahrlich keine schlechte Ausbeute für den Dauerläufer auf links. Barçawelt-Punkte: 8
Sergio Busquets
Busquets war der Organisator vor der Abwehr und konnte wie zu alten Tagen im Mittelfeldzentrum schalten und walten. Dabei kam ihm sicher sehr entgegen, dass Athletic sehr defensiv agierte und ihn nie unter Druck setzte. Mit einem herrlichen Pass leitete er Barças erste Großchance durch de Jong ein. Er spielte über 90 Minten nur zwei (!) Fehlpässe und kam auf sehr starke 111 Ballaktionen. Kurz vor Barças 1:0 hatte er selbst den Führungstreffer auf dem Fuß, doch er schoss aus der Nahdistanz Athletics Torwart Unai Simon ans Bein. Barçawelt-Punkte: 8
Frenkie de Jong
Frenkie de Jong war überall auf dem Platz unterwegs und zeigte in diesem Spiel einmal mehr seine Flexibilität und Polyvalenz. In offensiverer Rolle war er ähnlich wie Messi in jeden Angriff eingebunden und kam während der 90 Minuten auf starke 88 Ballaktionen und 73 Prozent gewonnene Zweikämpfe. Er traf bereits nach fünf Minuten den Pfosten, in der zweiten Hälfte legte er dann Griezmanns Führungstor auf und erzielte selbst das vorentscheidende 2:0 nach einer guten Stunde. Per doppeltem Doppelpass mit Lionel Messi assistierte er auch zum 3:0. Eine bärenstarke Leistung des Niederländers, der eine absolute Man-of-the-Match-Performance hinlegte und zeigte, wie wichtig er im Mittelfeld ist. Barçawelt-Punkte: 10, MOTM
Pedri
Barças Entdeckung der Saison lieferte ein eher unauffälliges Spiel. In der Offensive übernahm de Jong die Rolle Pedris als Initiator und Antreiber und stahl ihm so gewissermaßen die Show. Nach einer bislang tollen Debütsaison des immer noch gerade einmal 18-Jährigen war das an diesem Abend allerdings kein Problem. Er spielte nichtsdestotrotz nur vier Fehlpässe und war somit ein Teil des Pokalerfolgs, wenn auch ein unauffälliger. Barçawelt-Punkte: 5
Antoine Griezmann
Zunächst sah es nach einem weiteren gebrauchten Abend für den französischen Nationalspieler aus. In der ersten Hälfte blieb Antoine Griezmann unauffällig und zu Beginn des zweiten Durchgangs vergab er einmal mehr eine hochkarätige Torchance frei vor Athletics Schlussmann Unai Simon. Wenige Minuten später traf er dann aber nach dem exakt selben Angriff auf Vorlage von Frenkie de Jong zum erlösenden 1:0 für Barça. Anschließend spielte sich die Blaugrana in einen Rausch und Griezmann hätte kurz vor Schluss beinahe noch seinen zweiten Treffer erzielt, doch leider stand er bei Messis Zuspiel hauchzart im Abseits. Dafür gelang ihm vor dem 4:0 der Pre-Assist auf den durchstartenden Alba aus einer tiefen Spielmacher-Position, bei der er aufzeigte, welche Stärken der Ex-Rojiblanco hat. Barçawelt-Punkte: 6
Lionel Messi
Barças Kapitän war von Beginn an sehr engagiert und an allen Offensivaktionen der Katalanen beteiligt. Gleich nach fünf Minuten hätte er um ein Haar den frühen Führungstreffer aufgelegt, doch Frenkie de Jong traf nur den Pfosten. Messi schien, anders als Koeman noch auf der Pressekonferenz vor dem Spiel behauptet hatte, in diesem Copa-Finale besonders motiviert und engagiert. Das 1:0 leitete er maßgeblich mit ein, beim 3:0 traf er mit einem seiner unnachahmlichen Soli und unter der Mithilfe von Athletic-Keeper Simon durfte er auch den 4:0-Endstand erzielen. La Pulga wollte diesen Titel unbedingt und daran ließ er weder bei den Fans noch beim Gegner über 90 Minuten irgendwelche Zweifel aufkommen. Wer einen Doppelpack in einem Finale erzielt, noch dazu mit einem Traumsolo im Messi-Stil, an dem kommt man schwerlich als MOTM vorbei. Barçawelt-Punkte: 10, MOTM
Sergi Roberto
Sergi Roberto kam eine Viertelstunde vor dem Ende für Dest ins Spiel, nachdem es schon 4:0 stand und die Partie bereits entschieden war. In den austrudelnden letzten Minuten konnte er nicht mehr auf sich aufmerksam machen. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Ilaix Moriba
Der Youngster kam in der Schlussphase für den anderen Youngster Pedri in die Partie und somit bleibt ihm die Erinnerung, dass er bei seinem ersten Titel auch auf dem Platz stand. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Ronald Araújo
Araújo ersetzte Barças Abwehrchef Piqué kurz vor dem Ende. Gegen ein biederes Athletic wurde auch er nicht mehr vor Probleme gestellt. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Martin Braithwaite
Der Däne durfte noch ein paar Minuten Copa-Final-Luft schnuppern und wurde für Óscar Mingueza eingewechselt. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Ousmane Dembélé
Nach seinen zahlreichen Startelfeinsätzen zuletzt durfte er bei dem Pokaltriumph nur von außen zusehen. Er kam in der 88. Minute für seinen Landsmann Griezmann ins Spiel. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Ronald Koeman
Ronald Koeman setzte wieder auf eine Dreierkette und bot den zurückgekehrten Abwehrchef Gerard Piqué von Beginn an auf, im Sturmzentrum durfte Antoine Griezmann anstelle von Ousmane Dembélé starten. Im 3-5-2 hatte Barça vom Anpfiff weg gegen ein extrem defensives Athletic alles unter Kontrolle und über 80 Prozent Ballbesitz. Nach einem stürmischen Beginn seiner Mannschaft hatte die Blaugrana zwar alles im Griff und ließ in der Defensive (mit einer Ausnahme: einer Freistoß-Flanke) gar nichts zu, doch in der Offensive kam man im Verlauf der ersten Halbzeit nicht mehr zu wirklich gefährlichen Aktionen. In der zweiten Halbzeit kam sein Team dann furios aus der Kabine und zerlegte Athletic Bilbao innerhalb von zwölf Minuten in seine Einzelteile. Mit Griezmanns Aufstellung bewies Koeman das richtige Näschen, da der Franzose das wichtige 1:0 erzielte. De Jongs sehr offensive Rolle tat dem Spiel der Katalanen sehr gut und stellte wieder einmal unter Beweis, dass er mehr sein kann als bloßer Ballverteiler. Die zuletzt wackelige Defensive stand sicher, auch Barças Gegenpressing funktionierte gegen einen destruktiven Gegner. Koemans Matchplan ging bei seinem ersten Titel mit Barça als Cheftrainer voll auf. Durch diesen Triumph dürfte er wichtige Argumente gesammelt haben, um auch in der nächsten Saison bei den Katalanen auf der Bank sitzen zu dürfen. Barçawelt-Punkte: 9
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall