„Ich habe nichts, was ich den Spielern heute Abend vorwerfen kann. Ich bin überzeugt davon, dass wir einen Ausweg aus diesem Formtief finden. Ich denke, dass wir der Mannschaft vertrauen müssen.” Nach dem gestrigen Debakel vor heimischer Kulisse ist man in Barcelona um Fassung bemüht. Stellvertretender Cheftrainer Jordi Roura sendete einen Appell an die vielen enttäuschten Fans, dass man der Mannschaft weiterhin das Vertrauen schenken solle. Er selbst wirkte an der Seitenlinie stark irritiert, seine Ohnmacht stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Die Zweifel an seiner Qualifikation für das Traineramt beim FC Barcelona mehren sich und die Sehnsucht nach Tito Vilanova, der mindestens noch bis April in New York weilen wird, steigt mit jedem Spiel. Dass der Trainer als Zielscheibe herhalten muss, wenn der gewünschte Erfolg einen großen Bogen um den eigenen Verein macht, ist kein Novum in der Fußballwelt. Im Fall von Jordi Roura ist diese Kritik krass unverhältnismäßig, weil sie die besonderen Umstände nicht erfasst. Darum heißt es nun Ruhe bewahren und lesen, was der Trainer den Fans mitzuteilen hat.
Mit Veränderungen aus dem Formtief?
„Es ist traurig, wenn man ausgeschieden ist. Aber diese Spieler sind extrem konkurrenzfähig und wollen alles gewinnen. Wir müssen wieder auf die Beine kommen und die Freude am Spiel wiederfinden”, konstatierte der Interimstrainer direkt im Anschluss an die Partie. Seiner Einschätzung nach seien es vor allem die Konter der Madrilenen gewesen, die seiner Mannschaft erheblich zugesetzt hätten. Hinsichtlich der Effektivität, bezogen auf das Hin- und Rückspiel, sei der ewige Widersacher der klare Sieger. Hintergrund: Im Hinspiel hat es der FC Barcelona beim Stand von 1:0 versäumt zu erhöhen und wurde dafür mit dem Ausscheiden aus dem Wettbewerb abgestraft. Es wäre aber zu einfach, sich auf die mangelnde Chancenauswertung im Hinspiel zu berufen, haben die Spiele gegen Milan und Madrid doch andere Missstände zutage gefördert, die einer eingehenderen Untersuchung bedürfen. Mit Blick auf das Entscheidungsspiel gegen den AC Milan im Camp Nou ist sich Jordi Roura aber durchaus darüber im Klaren, dass gewisse Veränderungen unabdingbar erscheinen, möchte man den Traum Champions League-Viertelfinale in ein reales Erlebnis ummünzen. „Madrid spielt anders. Ich denke, Milan wird konservativer vorgehen. […] Es ist sehr wahrscheinlich, dass es im Spiel gegen Milan einige taktische Veränderungen geben wird. Es ist normal, dass Veränderungen in Betracht gezogen werden, wenn man verliert”, nährt der Assistenztrainer von Tito Vilanova die Hoffnungen auf einen Ausweg aus der schwierigen Situation.
Ihm zufolge mache es jetzt keinen Sinn, der vergebenen Möglichkeit des Einzugs in das Copa-Finale nachzutrauern. Der Fokus sollte rasch dorthin wandern, wo es für die Mannschaft noch etwas zu holen gibt. „Wir müssen versuchen, die Kontrolle in der Liga nicht zu verlieren und diese schnellstmöglich gewinnen. […] Es steht uns ein wichtiges Spiel gegen Milan bevor und wir sehen diesem mit hohen Erwartungen entgegen. Ich denke, diese Herausforderungen sind wichtig und wir werden für beide Titel bis zum Ende kämpfen.”
„Wir müssen daraus lernen”
Cesc Fàbregas stand im Clásico in der Startformation und wurde im Verlauf der zweiten Halbzeit für David Villa ausgewechselt. Seine schwache Leistung aus der Gesamtperformance der Mannschaft hervorzuheben, erscheint angesichts des Untertauchens so einiger Leistungsträger etwas überzogen. Niedergeschlagen stellte sich auch Fàbregas nach der Partie den Fragen der Medienlandschaft. „Wir sind etwas angeschlagen, aber morgen müssen wir anfangen hart zu arbeiten, weil wir einen großen Verein repräsentieren”, gab Cesc die Stimmung in der Mannschaft wieder. Auch er möchte sich nicht lange mit dem blamablen Ausscheiden aus der Copa del Rey plagen, sondern richtet seine Aufmerksamkeit bereits auf das samstägige Match im Santiago Bernabéu. Kurz und nüchtern konstatierte er, dass die Konter der Madrilenen seine Mannschaft erheblich getroffen hätten und dass sich die Spieler bis Samstag zusammenreißen sollten. „Wir müssen daraus lernen. […] Zwei wichtige Titel warten auf uns, wir müssen weitermachen. […] Das Spiel hatte nichts mit der Begegnung gegen Milan gemein, das waren zwei unterschiedliche Wettbewerbe. Ich glaube an die Mannschaft”, so der Mittelfeldspieler.
Auch Jordi Alba denkt nicht, dass der FC Barcelona in dieser Saison bereits alles verspielt hat. Man hat den Eindruck, dass die Spieler nun auf Wiedergutmachung im Spiel gegen den AC Milan brennen. „Wir haben zwei wichtige Spiele verloren, haben aber noch das Rückspiel gegen den AC Milan, in welchem wir unsere Sache mit Sicherheit besser machen werden. Wenn wir ein frühes Tor erzielen, werden die Chancen für den Einzug in die nächste Runde gut stehen”, zeigt sich Alba optimistisch. Gleichwohl hat auch er erkannt, dass die momentane Verfassung keine hinreichende Grundlage für eine Aufholjagd im Camp Nou ist und fordert eine deutliche Steigerung der Mannschaft. Wenn die Mannschaft an die Form vergangener Tage anknüpfen kann, ist nichts unmöglich, so der Spieler.
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