Bildquelle: fcbarcelona.com
In einem turbulenten Spiel konnte sich der FC Barcelona beim FC Málaga mit 4-2 durchsetzen und somit ins Halbfinale des spanischen Pokals einziehen, wo die Katalanen auf Real Madrid treffen werden. Das dritte Aufeinandertreffen dieser beiden Teams binnen weniger Tage bot fast jedem Zuschauer etwas. Man sah Kampf, Leidenschaft, taktisch schlaue Züge, schöne Spielzüge, spektakuläre Szenen und vor allem viele und gleichzeitig schöne Tore.
Jordi Roura bot seine vielleicht stärkste Elf auf, mit Ausnahme von Pokal-Torwart Pinto:
Einwechslungen
82. Thiago für Messi
87. Sánchez für Pedro
Taktik und Spielweise von Málaga
Wie zu erwarten war, versuchte Málaga wie schon im Ligaspiel zu Hause gegen den FC Barcelona durch ein frühes Pressing und darauffolgendes schnelles Aufrücken zum Erfolg zu kommen. Personell musste man diese Aufgabe aber geschwächt angehen, da neben dem Langzeitverletzten Julio Baptista auch Isco, Toulalan und Monreal nicht spielen konnten. Stammtorwart Willy Caballero wurde wie üblich im Pokal von Carlos Kameni ersetzt.
Die Andalusier agierten in einem sehr fluiden System, in dem eigentlich nur die defensive Viererkette, die beiden Sechser vor jener und Santa Cruz als einzige Spitze “feste” Positionen bekleideten. Neben verschiedenen entstehenden Variationen wie dem Aufrücken der Außenverteidiger oder dem Vorstößen von einem der beiden Sechser, variierten vor allem die Spieler zwischen den Sechsern und Santa Cruz. Málaga versuchte immer wieder Überzahl in Ballnähe zu schaffen und so Barcelona den Ball abzunehmen. Hierzu versuchte man ähnlich wie Barcelona selbst den Raum in Ballnähe zu verengen und verschob phasenweise sehr stark Richtung Ball. Dies machte Málaga insgesamt auch sehr gut und vor allem eine Sache war auffällig: Das Team brach nicht ein aufgrund der hohen Belastung. Dies lag wohl daran, dass sie dieses Pressing nicht kontinuierlich spielten, sondern immer wieder “Pressingpausen” einlegten, in denen man konventioneller verteidigte und teils nur sogenanntes Scheinpressing, also kurz nur das Vortäuschen von wirklichem Pressing, betrieb. In diesen Phasen konnten die Spieler sich einigermaßen erholen und Kraft für die nächste Phase des offensiveren Pressings sammeln. Dass Barcelona in der ersten Halbzeit nur 58% Ballbesitz hatte, spricht deutlich dafür, dass diese Art des Pressings Barcelona Probleme bereitete.
Ansonsten sah es bei den Gastgebern defensiv so aus, dass man Barcelona in der ersten Halbzeit ganz gut im Griff hatte, obwohl die Katalanen die erste, offensive Pressingwelle oft umspielen konnten. Man versuchte den Gästen dann im Zentrum den Platz zu nehmen und auch die Abstände in der Viererkette gering zu halten, um Lochpässe zu verhindern. Konnte Barcelona sich dann doch mal durch das Zentrum nach vorne begeben, was insgesamt relativ häufig geschah, so war fast immer noch irgendein Abwehrspieler von Málaga dazwischen, wenn es bei Barcelona um den letzten Pass oder den Abschluss ging. Málaga mauerte nicht, sondern spielte schlau mit offenem Visier und vertraute auf die eigenen Stärken. So konnte man Barcelona vor Probleme stellen, jedoch schafften es die Katalanen immer wieder zu Chancen zu kommen, auch in der schwächeren ersten Halbzeit. Dies lag zumindest zweimal aber auch einfach an individuellen Fehlern von andalusischen Defensivspielern, weshalb man hier keine Fehler in der Taktik festmachen kann.
Im zweiten Durchgang wurde Barcelona, auch dank des frühen Führungstreffers immer sicherer und ließ den Ball mit der Zeit immer besser durch die eigenen Reihen laufen. Málaga schaffte es nun nur noch selten ihr Pressing so zu spielen, wie sie das eigentlich vorhatten und daher konnte Barcelona insgesamt auch mit weniger Problemen den Spielaufbau betreiben. Da Málaga merkte, dass Barcelona immer sicherer wurde, versuchten es die Gastgeber nun damit hinten sicher zu stehen und dann schnell zu kontern. Dennoch wurde auch während dieser Phase immer wieder auf das frühe Pressing umgeschaltet, wenn man die Chance sah, so Barcelonas Spielaufbau zu stören. Aber alles in allem war Málaga in der zweiten Halbzeit die unterlegene Mannschaft und das ohne schlecht zu spielen, Barcelona war einfach zu stark. Sie waren oft einen Schritt schneller, hebelten mehrere Spieler mit einem Doppelpass aus und konnten so in die freien Räume stoßen, was es Málaga schwer machte sie zu verteidigen. Einige Aktionen konnten die Gastgeber noch abwehren, aber letztlich wurde Barcelonas Dominanz zu groß und die Tore, die dann folgten, waren die logische Konsequenz.
Offensiv war Málaga wie schon im Aufeinandertreffen in der Liga sehr bemüht. Hinter Santa Cruz agierten mit Duda (zentral), Fernandez und Joaquín (außen) drei Spieler, die sehr oft die Positionen tauschten und für ein sehr fluides Offensivspiel sorgen sollten. Unterstützt wurden sie je nach Situation von mehreren nachrückenden Spielern, wobei man hier vor allem Rechtsverteidiger Sergio Sanchez erwähnen sollte, der sehr viele Kilometer abspulte und eigentlich überall auf dem Platz zu finden war. Die Offensivspieler waren am besten und präsentesten, wenn sie sich in die Defensivarbeit miteinschalteten, was sie auch oft und gut taten. Offensiv waren sie stets bemüht, aber insgesamt kamen sie nicht oft vor das Tor von José Manuel Pinto. Neben den beiden Toren gab es lediglich drei weitere Torannäherungen, was eben vor allem für eine gute Defensivarbeit von Barcelona spricht. Málaga wirkte zwar nicht wirklich harmlos, nein man hatte sogar das Gefühl, dass sie in jedem Moment zu einem Tor fähig seien, aber die ganz große Gefahr konnten sie letztlich nur zu selten erzeugen.
Taktik und Spielweise von Barcelona
Barcelona ging, mit Ausnahme von Pinto, der aber immer im Pokal spielt, mit seiner vielleicht besten Mannschaft in dieses Spiel. Dies kam für viele überraschend, galten doch Adriano oder auch Song als wahrscheinliche Spieler für die Startelf. Während die Nichtberücksichtigung von Song und die damit verbundene Aufstellung von Busquets definitiv ein Qualitätsplus für Barcelona bedeutete, dachten viele, dass Adriano aktuell in besser Form sei als Dani Alves. Doch Barcelonas Nummer zwei sollte die Zweifler eines Besseren belehren, aber dazu später mehr.
Wie bereits erwähnt konnte Málaga nicht allzu oft gefährlich vor das Tor von Pinto kommen, da Barcelonas Defensive insgesamt einen guten Job verrichtete. Gerard Piqué und Dani Alves waren das ganze Spiel über sehr stark, räumten hinten ab und fanden gleichzeitig noch Zeit die Offensive tatkräftig zu unterstützen. Jordi Alba hatte in der ersten Halbzeit defensiv noch einige Probleme und hielt sich auch offensiv etwas bedeckt, im zweiten Durchgang drehte er aber auf und konnte eine insgesamt gute Leistung zeigen. Auch der zuletzt kritisierte Javier Mascherano konnte eine gute Leistung zeigen und sorgte in der Innenverteidigung zusammen mit Piqué dafür, dass Málaga relativ harmlos blieb. Dennoch machte er einen Fehler und dieser führte auch zum ersten Gegentor.
Kommen wir nun zu den Gegentoren: Bei einem Konter der Gastgeber ist Alba zu weit weg von seinem Gegenspieler und dieser spielt im genau richtigen Moment den Ball in die Lücke zu Joaquin, welcher gekonnt zum Ausgleich traf. Aber wie genau entstand diese Lücke? Mascherano deckt Joaquin ab, muss aber wegen der Passivität und dem freien Raum vor dem Gegner etwas herausrücken. Während der “Übergabephase” seines Gegenspielers (Joaquin) an Piqué, wird der Pass auf eben diesen Joaquin gespielt. Dieser befindet sich hinter Mascherano und schafft es auch, den noch nicht nah genug gerückten Piqué vom Ball fernzuhalten, um dann aus der Drehung zu treffen.
Auch das zweite Tor von Málaga entstand aus einem Konter. Diesmal ging es über Barcelonas rechte Defensivseite, wo die Andalusier es schafften, Alves und Mascherano zu umspielen und dann in die Mitte zu ziehen. Dort zog Joaquin fast alle Gegenspieler auf sich und spielte dann im richtigen Moment den Ball nach außen auf Santa Cruz, welcher unter Mithilfe des Pfostens das 2-2 erzielte. Barcelona verteidigte hier zu ballorientiert und ließ den völlig freien späteren Torschützen außer Acht, was auch daran lag, dass Jordi Alba, der als Linksverteidiger genau dort hätte stehen müssen, noch weiter vorne positioniert war nach einem eigenen Angriff. Es sollte aber auch erwähnt werden, dass diesem Treffer ein klares Foulspiel an Fàbregas vorausging, wodurch den Katalanen noch einige Spieler in der Rückwärtsbewegung fehlten.
Offensiv versuchte man viel. Mal durch die Mitte, mal über die Flügel, aber im ersten Durchgang konnte Málaga noch fast alles stoppen. Im zweiten Durchgang wurde Barcelona immer stärker und konnte diese Dominanz dann auch in Tore ummünzen. Alves und Alba gingen immer wieder mit nach vorne, wodurch die nominellen Außenstürmer Pedro und Iniesta mehr ins Zentrum ziehen und dort die Málaga-Spieler beschäftigen konnten. Da Messi, bis auf Angriffe über außen, kaum einmal im Sturmzentrum anzutreffen war, sondern fast immer sehr weit hinten agierte, war es die Aufgabe anderer Spieler das Sturmzentrum mit Leben zu füllen. Dies machten vorrangig Pedro, Iniesta und Fàbregas. Alle drei machten dies sehr gut, kamen selbst zu gefährlichen Chancen/Toren und legten auch gute Chancen auf. Diese Wechselspielchen der Positionen macht es dem Gegner natürlich auch immer sehr schwer sich auf einen Gegenspieler einzustellen.
Neben den Toren kam Barcelona noch zu einigen Chancen, die sie nicht nutzen konnten, wie beispielsweise der Lattentreffer von Iniesta, die beiden Großchancen für Messi, jene für Fàbregas oder auch jenen Angriff über Jordi Alba, welcher in den Strafraum zieht und dessen Pass nur in höchster Not geklärt werden konnte. Barcelona brauchte viel Zeit um in dieses Spiel zu kommen, aber in der zweiten Halbzeit konnten sie wieder wie gewohnt dominieren und ließen Ball und Gegner laufen. Die Tore waren letztlich nur eine Folge ihrer spielerischen Dominanz.
Nun noch kurz etwas zu Dani Alves: Nach seinen ganzen Verletzungen in dieser Saison scheint er nun wieder in einem guten physischen Zustand zu kommen, welcher auch seinem Spiel guttut. Er wirkt wieder schneller, spritziger und dynamischer. Zudem sind auch seine Abspiele wieder sauberer geworden und auch seine Defensivarbeit hat sich deutlich verbessert, sowohl was das Abfangen von Bällen angeht wie auch die direkten Zweikämpfe. Offensiv konnte er gegen Málaga auch wieder, wie schon am Wochenende gegen Sociedad, zeigen, dass er dem Offensivspiel Barcelonas sehr viel geben kann. Durch seine Flankenläufe ist es Pedro möglich nach innen zu ziehen, wo er selbst auch öfter in die Position kommt um Tore zu erzielen. Bei Adriano ist es eher so, dass Pedro dem Spiel die Breite gibt und Adriano sich Richtung Zentrum bewegt, nicht zuletzt daher konnte er diese Saison so oft treffen. Adriano und Alves sind beides offensivstarke Spieler, die dem Team auch defensiv sehr helfen können. Beide haben unterschiedliche Stärken und Spielweisen und je nach Gegner könnte hier ein Wechsel der beiden immer wieder für einen entscheidenden Vorteil für Barcelona sorgen.