Der FC Barcelona steht im Finale der Copa del Rey! Fabregas und Xavi besorgten die Tore für die Katalanen beim 2:0 Triumpf über den FC Valencia. Der Gast erwies sich lange Zeit als ein hartnäckiger Gegner und konnte erst kurz vor Ende der Partie in die Schranken gewiesen werden.
Von Raphael Lugowski
FC Barcelona ohne 3-4-3
Der FC Barcelona verzichtete in diesem Spiel auf das revolutionäre 3-4-3/4-3-3 Hybridsystem und wartete mit einem modifizierten 4-3-3 auf, bei dem die Besonderheit darin lag, dass die Außenverteidiger bei Ballgewinn zwar nach vorne ausrückten, dies allerdings nur insoweit, um im Mittelfeld als eine zusätzliche Passstation zu fungieren. Puyol bildete damit quasi das Äquivalent zu Abidal, der sich durch gemäßigte Offensivauftritte kennzeichnet. Guardiola hat Puyol dem Anschein nach angewiesen, seine Rolle als rechter Außenverteidiger im Verhältnis zu Dani Alves restriktiver zu handhaben. Die Innenverteidiger, namentlich Mascherano und Pique, haben bei der Spieleröffnung jenseits des Strafraums kaum teilgenommen, was wohl daran liegen mag, dass gestern Xavi wieder mitwirken durfte, der als zentrale Verwaltungsstelle des katalanischen Spiels über die Abwehr bis hin zur Offensive über jeden Zweifel erhaben ist. Nur gelegentlich drang Mascherano über eine Körpertäuschung aus der Innenverteidigung bis zum Mittelfeld vor und erübrigte damit Ballstaffetten aus der Abwehr heraus. Im Mittelfeld agierten neben dem Regisseur schlechthin Fabregas und Thiago. Dieser Mannschaftsteil zeigte sich sehr mobil und flexibel in alle Richtungen, wobei sich Thiago überwiegend als Passstation und Absicherung hinter Fabregas und Xavi ansiedelte und seltener die Position veränderte. Auf dem linken offensiven Flügel war Cuenca anzutreffen, auf der Gegenseite Sanchez. Messi ließ sich oftmals ins Mittelfeld zurückfallen, um eine weitere Anspielstation zu generieren. Dies war insbesondere dann erforderlich, wenn Abidal und Puyol die Abwehr komplettierten und nur langsam aufrücken konnten. Insgesamt erwies sich diese Grundausrichtung als sinnvoll und schlagkräftig, um das Spiel erfolgreich zu gestalten.
Valencia isoliert die Abwehr und das Mittelfeld
In der Anfangsviertelstunde bemühte sich Valencia allerdings redlich, diese Grundordnung der Blaugrana zu zerstören und ihrem Spiel Fesseln anzulegen. Dem FC Barcelona gelang es kaum, einen geordneten Spielaufbau aus der Abwehr heraus zu Stande zu bringen. Immer wieder rückten die Spieler von Valencia nach vorne aus und kappten mit einem guten Pressing die Passwege zum Mittelfeld. Dem nicht immer sicheren Pinto und den Abwehrspielern blieb keine andere Wahl als einen hohen Ball in die Mittelfeldregionen zu spielen, wo der FC Barcelona angesichts des Pressings und der daraus resultierenden tiefen Stellung von Xavi und Thiago chronisch unterbesetzt war. Der Gegner hatte somit leichtes Spiel, den Ballbesitz wiederzuerlangen. So gestaltete sich der erste Abschnitt des Spielgeschehens sehr zerfahren, in dem der FC Barcelona fast ausschließlich zur Gefahrverhütung mit einer Viererabwehrkette agieren musste. Und dennoch kamen die Gäste in der 12. Spielminute zu einer beachtlichen Torchance, als Mathieu unbedrängt einen klasse diagonalen Pass in die Mitte auf Feghouli spielte, der das Tor nur knapp verfehlte. Mascheranos‘ Stellung im Raum war in dieser Situation unangebracht und begünstigte diese Möglichkeit für Valencia.
Messi zerstört die Moral des Gegners
Der FC Valencia war dem FC Barcelona bis zu diesem Zeitpunkt spielerisch mindestens ebenbürtig und hatte Vorteile im Herausspielen von Tormöglichkeiten – aber eben nur bis Messi sich veranlasst sah, über sein geniales Wesen Beweis zu führen. Aus einer aussichtslosen Situation heraus in der Nähe der Mittellinie spielte er einen unfassbaren Pass in den Lauf von Fabregas, der seinen beiden Bewachern entwischt ist und den Torwart überlupfte, die nach dem Spielverlauf unerwartete Führung für den Gastgeber. Wenig später hätte „la pulga“ die Vorentscheidung herbeiführen können, als er nach einem Offensivpressing an den Ball gekommen war und freistehend am gegnerischen Torhüter scheiterte. Auch Cuencas Nachschuss, ebenfalls eine exzellente Möglichkeit zum Ausbau der Führung, blieb fruchtlos. Im weiteren Geschehen versuchten sich noch einmal Messi und Sanchez beim Toreschießen, kamen aber am Schlussmann des Gegners nicht vorbei. Im Anschluss daran war es Fabregas, der Zeugnis über seine abhanden gekommene Coolness vor dem Tor ablegen konnte. Zunächst kam er nach einem Fehler der gegnerischen Innenverteidigung an den Ball, vergab aber zum Leidwesen der Fans, die sich in den letzten Wochen in großer Geduld üben müssen. Wenige Minuten vor der Ruhepause ließ die Verteidigung den Neuzugang aus London im Strafraum gewähren, doch auch hier erweist sich der Schussversuch als zu mittig und damit zu unplatziert.
Xavi mit der Erlösung
Nach dem Seitenwechsel ergab sich ein analoges Bild zur ersten Hälfte. Der FC Valencia hat seine Moral wiedergefunden und sich zum Ziel gesetzt, an die Leistung aus der Anfangsviertelstunde anzuknüpfen, was jedoch nur bedingt gelang. Die Versuche der Spieler, die Passwege der Katalanen erneut zuzustellen und die Mannschaftsteile voneinander zu separieren stellten sich nicht mehr so effektiv dar wie in der ersten Halbzeit. Zu unsystematisch war ihr Pressing und es fehlte die körperliche und geistige Frische. Die Folge war, dass am Mittelfeldkreis immer ein Spieler der Blaugrana anspielbar war, sodass Mascherano und Abidal trotz Bedrängnis in der zweiten Halbzeit herausragende Momente in der Spieleröffnung hatten. Und dennoch gelang es Valencia, kurz nach Wiederanpfiff Gefahr zu kreieren. Jordi Alba entwischt Puyol, findet seinen Meister aber in dem glänzend parierenden Pinto. Die Gefahrensituation ist aber noch nicht vorbei; Aduriz wird in der Mitte bedient, findet aber mit seinem Kopfball auch keinen Weg vorbei an Pinto. Sodann ist es Messi, der wiederum Torchancen zur Entscheidung vergibt. Innerhalb von zehn Minuten taucht er dreimal gefährlich vor dem Tor auf, ist aber zu inkonsequent im Abschluss. Der FC Valencia hat aber nicht aufgesteckt und kam ebenfalls durch einen Volleyschuss von Jonas zum Torschuss. An diesem Abend sollte es jedoch keine Überraschung und keinen Krimi mehr geben. Ein mustergültiger Spielzug sicherte den Katalanen den Einzug ins Finale der Copa del Rey. Ein öffnender Pass von Messi findet Sanchez, der in die Mitte auf Fabregas durchsteckt. Dieser lässt den Ball Xavi auf rechts zukommen, der mit einem satten Schuss in die linke Ecke zum 2:0 vollendet. Rastlos durchlief der Ball diesen Spielzug, eine herrliche Dynamik umgab ihn. Der FC Barcelona ist im Finale. Visca el Barca!