Mit 3:0 setzte sich Barça gestern gegen UD Levante durch und schaffte es somit, die Hinspielniederlage vergessen zu machen und in die nächste Runde der Copa del Rey einzuziehen. Im Gegensatz zur Partie vor einer Woche traten die Katalanen diesmal mit einem Großteil von Spielern an, welche normalerweise in ihrer Startaufstellung zu finden sind. Das führte im Großen und Ganzen zu einem recht einseitigen Spiel mit einem in der Höhe verdient klarem Ergebnis. Wie man das Spiel vor allem unter taktischen Gesichtspunkten anging, erfahrt ihr in unseren drei Brennpunkten.
Minimalismus in der Innenverteidigung
In der letzten Partie gegen Levante spielte Barça noch mit einer Dreierkette, welche Sergio Busquets als zentralen Spieler zum Überspielen der ersten Pressinglinie einsetzen wollte. Auch die gestrige Partie ging Levante extrem mutig an und setzte mit dem Pressing bereits bei der katalanischen Verteidigung an. Der FC Barcelona löste diese Situation diesmal anders, aber genauso effektiv. Gebildet wurde die Defensive von Semedo, Murillo, Lenglet und Alba im Form einer Viererkette. Beide Innenverteidiger sind dabei nicht gerade für ihre sichere Spieleröffnung bekannt. Sie konzentrierten sich rein auf die klassischen Tugenden eines Innenverteidigers und waren vor allem daran interessiert, sicher zu stehen, risikofreie Anspiele zu liefern und so dafür zu sorgen, dass Levante kein Auswärtstor erzielen konnte, welches sie spätestens mit dem 1:0 benötigt hätten. Lenglet streute zusätzlich ab und an einige lange Bälle in die Spitze ein, um das Mittelfeld schnell zu überspielen, blieb damit jedoch erfolglos. Semedo und Alba wiederum boten Anspielstationen auf den Außen und halfen so dabei, den Ball ins Mittelfeld zu tragen. Doch abgesehen von einer Spieleröffnung über die Außen, gab es noch eine andere Variante, wie die erste Pressinglinie überspielt werden konnte.
Rakitić und Vidal als “Doppelsechs”
Anders als im letzten Spiel war es im Zentrum nicht nur ein Spieler, welcher das Bindeglied zwischen Innenverteidigung und Mittelfeld herstellte, sondern es waren gleich drei. Diese drei Spieler waren Rakitić, Vidal und Arthur. Alle drei standen bei der Spieleröffnung der Innenverteidiger sehr tief und sorgten dafür, dass diese einen sehr kurzen Passweg ins Mittelfeld hatten. Besonders tief und zentral standen dabei Rakitić und Vidal, während Arthur sich etwas weiter vorne halblinks platzierte, um neben den Innenverteidigern auch eine Anspielstation für Jordi Alba bilden zu können. Sobald der Ball im Mittelfeld war, ging Arthur einige Meter nach vorne, sodass eine Art Doppelsechs aus den beiden anderen Mittelfeldspielern entstand. Diese war schließlich dafür verantwortlich den Ball wiederum nach vorne zu spielen oder auf die nach vorne rückenden Außenverteidiger zu verteilen, damit diese den Ball in die vorderste Linie tragen konnten. Je weiter Barça dann in die gegnerische Hälfte vordrang, desto mehr löste sich Vidal aus der Doppelsechs heraus und nahm eine andere Rolle ein, auf die wir im letzten der drei Brennpunkte unter anderem zu sprechen kommen wollen. Interessant gestaltete sich nämlich vor allem das, was sich gestern abspielte, sobald der Ball die Doppelsechs verließ.
Das Verschmelzen von Mittelfeld und Sturm
Den nominellen Dreiersturm bildeten in diesem Spiel Coutinho, Dembélé und der in die Rolle der falschen Neun zurückgekehrte Lionel Messi. Tatsächlich fungierten die drei jedoch kaum als Sturmtrio, sondern eher als eine Erweiterung des zentralen Mittelfeldes. Alle drei ließen sich situativ immer wieder zurückfallen, um die Bälle der beiden Sechser oder der Außenverteidiger zu empfangen. Dieses Mittel zeigten alle drei über die gesamte Breite des Mittelfeldzentrums, indem sie immer wieder untereinander die Positionen tauschten und so für Verwirrung in der gegnerischen Abwehr sorgten. Während die drei zwischen Mittelfeld und Innenverteidigung des Gegners den Ball laufen ließen und Arthur in das Kombinationsspiel miteinbezogen, sicherten Rakitić und Vidal die Angriffe ab. Semedo und Alba sorgten wiederum für die Breite des Spiels, um die jeweiligen gegnerischen Außenspieler zu binden. Sobald die Katalanen es dann vor den gegnerischen Sechzehner geschafft haben, stieß Vidal in die vorderste Spitze und bildete gemeinsam mit Philippe Coutinho einen Doppelsturm, hinter dem sich Lionel Messi als Zehner platzierte. Alba und Dembélé besetzten in diesen Situationen die Außen, während Semedo Rakitić bei der Absicherung der Angriffe unterstützte. Durch die extrem hohe Anzahl an Spielern in der Zentrale und die damit verbundene Absicherung, schaffte es Levante so gut wie nie, sich aus der eigenen Hälfte zu befreien und selbst gefährliche Konterangriffe zu initiieren. Sobald ein Spieler des aktuellen Doublesiegers den Ball verlor, war sofort jemand anderes da, der den Ball wieder zurück erobern konnte. Diese enorme Dominanz in der gegnerischen Hälfte durch die Überlagerung der Mittelfeldzentrale kann somit als Schlüssel zum Sieg angesehen werden, sodass der FC Barcelona das Spiel klar gewann und auch noch höher hätte gewinnen können.