Drama, Wahnsinn, späte Tore: Barcelonas epischer Weg ins Finale der Copa del Rey

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Fünf Spiele, dreimal Verlängerung, einmal ein Sieg nach Rückstand und eine Remontada nach Hinspiel-Pleite inklusive Tor in der Nachspielzeit. Viel dramatischer hätte der Weg ins Finale der Copa del Rey für den FC Barcelona kaum sein können.

Drama, Spannung, Nervenkitzel. Barcelona machte es in jedem Pokalspiel unglaublich spannend. Wir zeichnen den Weg Barças ins Endspiel im Estadio La Cartuja in Sevilla gegen den Athletic Club aus Bilbao (Samstag, 21:30 Uhr, live im Ticker auf Barçawelt.de sowie bei DAZN) nach:

3. Runde: Cornella – Barcelona 0:2 n.V.

Aufgrund seiner Teilnahme an der Supercopa de España hatte der FC Barcelona in Runde 1 und 2 der Copa del Rey ein Freilos. Zum Auftakt ging es in Runde 3 dann mit einem Derby los. Barça gastierte beim katalanischen Drittligisten UE Cornella in der Vorstadt Barcelonas, kaum 20 Autominuten trennen die beiden Klubs. Cornella hatte in der Runde zuvor niemand geringeren als Atlético Madrid aus dem Pokal gekegelt. Und auch Barça tat sich enorm schwer gegen den kleinen Verein, auch deshalb, weil die Partie auf ungewohntem Kunstrasen ausgetragen wurde. 

Und weil Barça sich das Leben durch gleich zwei (!) verschossene Elfmeter selbst schwer machte. In Halbzeit 1 verschoss Miralem Pjanic seinen Strafstoß, in Hälfte 2 bolzte Ousmane Dembélé den Ball mittig aufs Tor und scheiterte so am grandios aufgelegten Cornella-Keeper Ramon Juan. So ging es mit 0:0 in die Verlängerung, wo Barça gegen den müden Drittligisten dann durch Dembélé (92.) und Martin Braithwaite (120.) doch noch alles klar machte.

Die Highlights zu Cornella vs. FC Barcelona

Achtelfinale: Rayo Vallecano – Barcelona 1:2

Im Achtelfinale ging es in die spanische Hauptstadt nach Madrid, Barça gastierte beim Zweitligisten Rayo Vallecano. Auch hier machten sich die Katalanen das Leben selbst lange schwer, weil sie zu viele Chancen vergaben und die Räume, die Rayo anbot, nicht konsequent und zielstrebig ausnutzten.

Rayo war eigentlich chancenlos – ging dann aber urplötzlich aus dem Nichts in der 63. Minute in Führung. Doch Barça nahm das als Ansporn, endlich richtig Gas zu geben und drehte die Partie. Wichtig war dabei Lionel Messis prompte Antwort (69.), ehe in der 80. Minute Frenkie de Jong die Blaugrana zum letztlich hochverdienten 2:1-Sieg schoss.

Die Highlights zu Rayo Vallecano vs. FC Barcelona

Viertelfinale: Granada – Barcelona 3:5 n.V.

So richtig dramatisch wurde es dann im Viertelfinale beim Gastspiel beim FC Granada. Es bot sich das vielleicht spannendste, hochklassigste, epischste Spiel der Saison des FC Barcelona. Barça agierte eigentlich aufmerksam und entschlossen – bis Samuel Umtiti die Kugel unnötig am eigenen Strafraum hergab und Kenedy die Hausherren in Front brachte. Direkt nach Wiederanpfiff leistete sich der französische Innenverteidiger dann einen Stellungsfehler gegen Soldado, der Ex-Madrilene ließ ter Stegen im Eins-gegen-Eins keine Chance und schob zum 2:0 für Granada ein. 

Barça lag schier aussichtslos hinten, gab aber nicht auf und rannte verbissen und entschlossen an – und hatte so viel Pech, wie man nur haben kann: Francisco Trincão, Dembélé und Messi trafen allesamt das Aluminium. Die Köpfe hätten ob dermaßen viel Unglück eigentlich hängen müssen, doch Griezmanns eingesprungene Hereingabe aus spitzem Winkel brachte Barça in der 88. Minute auf 1:2 heran und setzte endgültig noch einmal letzte Kräfte frei. Das Undenkbare geschah dann doch: Jordi Alba köpfte die Katalanen in der 92. Minute doch noch in die Verlängerung.

In dieser köpfte Griezmann die Blaugrana in Front (100.), doch urplötzlich schenke der Schiedsrichter Granada einen Elfmeter. Fede Vico schob zum 3:3 ein (103.), doch auch davon ließ sich Barça nicht unterkriegen. De Jong staubte zum 4:3 ab (108.), Alba drosch die Kugel dann volley in der 113. Minute zum 5:3 in die Maschen. Die endgültige Entscheidung im wohl verrücktesten Spiel der Saison in Spanien.

Halbfinale: Sevilla – Barcelona 2:0 / 0:3 n.V.

Im Halbfinale ging es dann in Hin- und Rückspiel gegen den FC Sevilla zur Sache. Im Hinspiel im Ramón Sánchez Pizjuán unterlag Barça in einem Spiel, das eher wenig Action bereithalten sollte, dem gut eingestellten und bissigen Team von Trainer Julen Lopetegui mit 0:2. Messi vergab die Großchance auf das Führungstor frei vor Keeper Bono, auf der Gegenseite Schnitt Jules Koundé durch Barças Abwehr wie ein Messer durch die warme Butter und erzielte das 1:0 für die Andalusier – abermals sah Umtiti hierbei nicht gut aus. Barça wollte unbedingt den Ausgleich und riskierte in der Schlussphase wohl zu viel, sodass ausgerechnet Ivan Rakitic der Hintermannschaft (und erneut Umtiti) entwischte und einen Konter zum 2:0 abschloss. Ein denkbar ungünstiges Hinspielresultat.

Im Rückspiel im Camp Nou machte Barça dann aber sein frühes Tor, das Sevilla einschüchterte und Barça Auftrieb gab. Dembélé feuerte die Kugel von der Strafraumgrenze in den Winkel (1:0, 12.). Das Koeman-Team spielte eine herausragende erste Hälfte, konnte das wichtige zweite Tor aber einfach nicht erzielen gegen ein Sevilla, das regelrecht weggespült wurde – sich dann aber nach der Pause berappelte. Nun standen die Andalusier hinten wesentlich sicherer, Barça biss sich trotz massig Ballbesitz die Zähne aus. Als Mingueza dann auch noch einen Elfmeter verschuldete, rechnete wohl jeder mit dem endgültigen K.o. – doch ter Stegen parierte den Strafstoß von Lucas Ocampos (73.). 

Barcelona blieb am Leben – der vielumjubelte “Ausgleichstreffer” fiel dann in der Nachspielzeit: Griezmann schlenzte eine Hereingabe auf den Schädel des aufgerückten Gerard Piqué, der zum 2:0 einköpfte und so die Verlängerung erzwang (90.+4). Wieder traf Barça also in der Nachspielzeit eines Pokalspiels, und wieder entschied man die folgende Verlängerung für sich – die insgesamt dritte in dieser Saison. Denn nur wenige Minuten nach Wiederanpfiff bugsierte Martin Braithwaite die Kugel zum 3:0 über die Linie (95.), bei dem es dann bleiben sollte – auch, weil Sevilla nach Fernandos Platzverweis in Unterzahl agierte.

So schaffte Barça die Copa-Remontada gegen Sevilla und zog ins Finale der Copa del Rey ein – dank mehrmaliger Willensleistungen, die man so in den letzten Jahren von dieser Mannschaft gar nicht mehr gewohnt war. Dreimal Verlängerung, zweimal schoss der FC Barcelona Tore erst in der Nachspielzeit. Eine viel epischere Pokalsaison hätte sich auch der beste Hollywood-Regisseur kaum ausdenken können.

Alex Truica
Alex Truica
Freier Sportjournalist, Podcaster und Chefredakteur Barçawelt
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