Der Titel Nr. 4 in dieser Saison ist unter Dach und Fach. In einer beeindruckenden Art und Weise düpierte der FC Barcelona den Europa League Finalisten Athletic Bilbao und stellte bereits früh die Weichen auf Sieg. Bilbao wurde dabei nicht nur das Opfer der katalanischen Spielgewalt, sondern auch ihrer eigenen überhasteten und diffusen Spielanlage.
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Von Raphael Lugowski
Versöhnlicher Abschluss der Saison
Neben die Erfolge im Supercup, in der Supercopa sowie im Weltpokal gesellt sich nun eine weitere Auszeichnung für die Mannschaft von Guardiola, die gestern das Copa del Rey Finale eindrucksvoll für sich gestalten konnte. Es war ein versöhnlicher Abschluss einer langen und schweren Saison, die viele Schicksalsschläge für die Katalanen bereithielt. Die Erkrankung von Eric Abidal, die Niederlage gegen Real Madrid einhergehend mit dem Verlust der Meisterschaft, das schmerzhafte Ausscheiden im Champions League Halbfinale und nicht zuletzt der Abgang von Pep Guardiola zu Saisonende, das alles nagte spürbar am Gemüt der Fans und der Spieler, es beeinträchtigte das Selbstverständnis aller Beteiligten, die verwöhnt von den Erfolgen der vergangenen Jahre auf einmal Tatsachen hinnehmen mussten, die ihnen bisweilen in der Vereinsumgebung fremd waren. Sie machten Bekanntschaft mit der Kehrseite des Erfolges, der Niederlage, und mussten zusehen, wie andere Teams ihren Traum lebten und verwirklichten. Zu allem Überfluss kamen Gerüchte auf über Indifferenzen innerhalb des Vereins, zwischen Spielern und Trainer, zwischen Trainer und Vorstand und sogar innerhalb des Trainerstabs soll die Harmonie abhandengekommen sein. Der Wert dieser Mutmaßungen hat sich am gestrigen Abend gezeigt. Die Mannschaft ist intakt, das Verhältnis untereinander ist hervorragend und es ist davon auszugehen, dass der FC Barcelona auch in Zukunft für Furore sorgen wird.
Bilbao mit Zweisektionenfußball
Wie das Ganze dann genau aussehen könnte, davon gab es gestern wieder eine Kostprobe zu bewundern. Nach 25 Minuten und dem dritten Tor der Katalanen war die Partie faktisch schon entschieden. Der FC Barcelona präsentierte sich in allen Belangen überlegen, sei es die taktische Ausrichtung, die Präsenz auf dem Platz oder aber die individuelle Klasse. Ihre Spielanlage war reifer und durchdachter und stellte den Gegner an diesem Abend vor eine nicht zu bewältigende Herausforderung. Eigentlich waren die objektiven Voraussetzungen für eine unterhaltsame abwechslungsreiche Partie gegeben. Der Trainer von Bilbao, Bielsa, teilt die Spielphilosophie von Guardiola und lässt seine Mannschaft attackieren. Insofern hätte man durchaus eine weniger einseitige Begegnung erwarten können. Dass es nicht so gekommen ist, lag vor allem daran, dass dem Spiel von Bilbao die Balance fehlte. Ihr bedingungslos auf Pressing und Balleroberung im letzten Spielfelddrittel getrimmtes Vorgehen führte bei ihnen zur Herausbildung von zwei Sektionen, einer Angriffssektion sowie einer Verteidigungssektion. Um den Mittelkreis herum klaffte derweil regelmäßig eine größere Lücke, in die der FC Barcelona immer gestoßen ist, wann immer sich die Möglichkeit bot. Und die Möglichkeit ergab sich für die Katalanen nicht selten, weil sie immer einen Weg fanden, um sich aus der Pressingumklammerung von Bilbao zu befreien. Dies lag zum einen daran, dass die Basken meist sehr überhastet und unkoordiniert agierten und zum anderen daran, dass die Spieler des FC Barcelona diesen Umstand erkannt und Bilbao geradezu ins Verderben gelockt haben, um sie sodann mit einfachen Mitteln ins Leere laufen zu lassen.
Der FC Barcelona mit schnellem Umschalten und guten Pressing
Der Schlüssel zum Erfolg in dieser Partie lag für die Blaugrana damit insbesondere im schnellen Umschalten von Verteidigung auf Angriff. Immer wenn sich Bilbao zum Pressing formierte und die Spieler kollektiv aufrückten, ergaben sich für das Team von Guardiola gute Konterchancen, nachdem der Ball aus der Pressingzone herausgespielt wurde, was angesichts einer hervorragenden Verbindung der Spieler untereinander oder aber der individuellen Klasse der beiden Innenverteidiger Mascherano und Pique sehr oft von Erfolg gekrönt war. Aufgrund der sektionenartigen Aufteilung im baskischen Spiel war es für Messi & Co. ein leichtes, gefährliche Torszenen zu kreieren. Im Regelfall fanden sie nämlich lediglich eine Handvoll Verteidiger vor, eine leichte Beute für die Angreifer. Die Aufteilung im Spiel von Bilbao hatte noch einen weiteren Vorteil für den FC Barcelona. Beim Spiel aus der Abwehr heraus hatten die Verteidiger von Bilbao zumeist keine Anspielstation im Mittelfeld, sodass sie bei Pressing des Gegners genötigt waren, den Ball einfach rauszuhauen. Vielleicht war das von vornherein intendiert, dass der Ball einfach aus der Abwehr herausgeschlagen wird und man versucht, den zweiten Ball zu erobern. Allerdings zögerten die Abwehrspieler relativ lange mit dem Herausschlagen und strebten zunächst eine spielerische Lösung an. Insofern muss man konstatieren, dass es innerhalb der Mannschaft Unstimmigkeiten darüber gab, wie man dieses Spiel angehen sollte. Die einen, die Offensivfraktion, favorisierte lange Bälle nach vorne mit der Option, den Ball direkt oder im Pressing zu erobern, die anderen suchten die Kombinationslösung.
Pedro mit einem Doppelpack
In der zweiten Halbzeit hat sich das Spielbild dann aber relativiert. Bilbao zeigte eine bessere Balance im Spiel und agierte besonnener. Ihr Spiel vollzog sich von da an auch über mehrere Stationen. Freilich, zu diesem Zeitpunkt war das Spiel bereits entschieden, das war es sogar bereits nach 25 Spielminuten. Bereits kurz nach Anpfiff hätte sich Bilbao das erste Gegentor fangen können, nachdem sie zum Pressing aufgerückt waren und von den Katalanen ausgekontert worden sind. Messis Schuss ging knapp am linken Pfosten vorbei. In der dritten Spielminute war es dann aber schon so weit: Nach einer Ecke lässt ein Bilbao-Spieler den Ball unglücklich im Strafraum abprallen und Pedro bedankt sich herzlich mit seinem ersten Tor an diesem Abend. In der 16. Spielminute konnte ein Schuss von Messi von der Strafraumkante gerade noch zur Ecke geklärt werden. Vier Minuten später konnte der Schlussmann von Bilbao, Iraizoz, dem Versuch von Messi nichts entgegensetzen. Iniesta bediente den Argentinier mit einem Zuckerpass in die Schnittstelle der Abwehr, in die sich Messi hineinbegeben hatte und mit einem Rechtsschuss aus kurzer Distanz lässt er Iraizoz keine Chance. Nur weitere fünf Minuten später dann die Vorentscheidung zu Gunsten der Katalanen. Pedro bringt den Ball mit einer feinen Schusstechnik im Tor unter, nachdem Xavi den Ball zuvor per Hacke für den potenziellen EM-Fahrer abgelegt hatte. Pique glänzend in der Spieleröffnung.
Verwaltung der Führung
Die erste Möglichkeit für Bilbao hatte Susaeta, doch Pinto war zur Stelle. Nach knapp einer halben Stunde hätte die Partie für die Basken sogar einen debakulösen Verlauf nehmen können. Der FC Barcelona schaltete blitzschnell von Verteidigung auf Angriff um und Bilbao war hinten vollkommen entblößt. Messi kam an den Ball und lief alleine auf den gegnerischen Schlussmann zu, doch traf er vor dem Kasten die falsche Wahl und probierte es mit einem Lupfer. Iraizoz antizipierte Messis Absichten und hatte keine Mühe, die Situation zu entschärfen. In der zweiten Halbzeit hatte Bilbao als erstes die Chance, zu scoren. Ein Pass des eingewechselten Hereira in die Tiefe erreicht seinen in Stellung gelaufenen Mitspieler. Doch genau wie Messi versucht es dieser mit einem Lupfer und zieht den Ball am Tor vorbei. Die Partie verflachte in der Folge deutlich. Der FC Barcelona tat nicht mehr, als nötig und Athletic Bilbao hatte nicht die Mittel, um seinen Gegner in Bedrängnis zu bringen. Die Katalanen verzeichneten in der 57. Spielminute noch einen guten Kopfball von Sanchez und warteten im Übrigen geduldig das Ende der Partie ab. Auch Bilbao kam durch Aurtenetxe zu einer guten Kopfballchance, die allerdings keinen zählbaren Erfolg einbrachte. Es blieb demnach beim 3:0 für den FC Barcelona und Guardiola verabschiedete sich vom Verein standesgemäß mit dem Gewinn eines Titels. Visca el Barca!