Nach der Clásico-Niederlage stand für den FC Barcelona das Hinspiel im Viertelfinale der Champions League gegen Atlético Madrid an. Die Blaugrana zeigte eine zähe erste Halbzeit, in der man darauf bedacht war, wenig Risiken einzugehen und daher nur gelegentlich zu gefährlichen Aktionen kam. Nach dem Führungstreffer von Fernando Torres war dieser Spielansatz jedoch zu wenig und wurde zur Pause geändert. Im zweiten Durchgang agierten die Hausherren mit deutlich mehr Zug zum Tor, mit mehr Tempo und sie zeigten eine deutlich bessere Besetzung der Zonen im letzten Drittel als noch in den ersten 45 Minuten.
{spielstand h:FC Barcelona a:Atlético Madrid e:2:1}
Barças biederer Ansatz in Hälfte eins
Atlético verteidigte schon von Anfang an mit 8 Feldspielern im eigenen Strafraum. Dadurch war es für Barça extrem schwer Lücken und Räume zu finden, gerade weil sie noch nicht bereit waren ein zu hohes Risiko zu gehen. Daher sah es meistens so aus, wie in dieser Situation, dass neben dem ballführenden Spieler höchstens vier weitere Spieler in Atléticos Strafraum waren. Bei einer solch klaren numerischen Unterzahl müssen Hereingaben von außen extrem genau kommen, damit überhaupt im Ansatz Gefahr entstehen kann. Jedoch haben die Verteidiger dann immer den Vorteil, dass der Ball vergleichsweise lange in der Luft ist, was bei so vielen verteidigenden Spielern die Chance den Ball zu klären deutlich erhöht. Diese Szene gehört zu den seltenen aus dem ersten Durchgang, wo ein Barça-Akteur, in diesem Fall Neymar, mal mit Tempo auf ein Zuspiel reagieren und in die Flanke von Dani Alves laufen kann. Dadurch kam er auch zu einer großen Kopfballchance, zeigte dabei aber, dass dieser Aspekt des Fußballs nicht zu seinen großen Stärken gehört.
Barça spielte recht komisch in der ersten Halbzeit. Zwar hatte man vergleichsweise wenig Spieler im gegnerischen Strafraum, dennoch versuchte man meistens recht schnell zum Abschluss zu kommen. Es fehlte etwas die Geduld, den Gegner mürbe zu spielen und auf die passende Gelegenheit zu warten. Zu oft kam im falschen Moment das Zuspiel in den Strafraum, womit man Atlético das Verteidigen viel zu leicht machte.
In der 25. Minute gingen die Gäste praktisch aus dem Nichts in Führung. Das Tor was das Resultat aus mehreren Problemen. Sergio Busquets rückte zu spät in Richtung Koke und konnte so nicht das Zuspiel auf diesen verhindern. Als dieser dann den Ball hatte, musste er gestört werden und Gerard Piqué übernahm diesen Part. Dadurch gab er aber den Raum hinter sich für einen Pass frei, weil Mascherano so schnell nicht diesen Raum abdecken konnte. Dani Alves versuchte zwar noch zu Torres zu kommen, jedoch orientierte er sich zunächst an seinen eigenen Gegenspieler. Schon in der Entstehung dieses Tores hätte Mascherano enger zu Piqué rücken können, wodurch er dann in der Lage gewesen wäre, für diesen abzusichern oder selbst hätte herausrücken können, was ja zu seinen Stärken gehört. In dieser Situation fehlte die Kompaktheit der Innenverteidiger, da sie einfach zu weit auseinander standen.
Dani Alves hätte Torres schon früher im Blick haben können, wenn Ivan Rakitić sich um seinen Gegenspieler gekümmert hätte. Rakitić musste jedoch Filipe Luis im Auge behalten, da dieser mit aufgerückt war. Dies lag unter anderem auch daran, dass Messi sehr zentral agierte und Filipe Luis somit niemanden auf dem Flügel bewachen musste. Ähnliches konnte man beim Clásico schon bei Marcelo beobachten, der es sehr gut nutzte, dass Messi ihn nicht am Flügel festgebunden hatte.
Barças clevere Zonenbesetzung in Halbzeit zwei
Wie hier sehr gut zu sehen ist, stand die Blaugrana in der zweiten Halbzeit mit deutlich mehr Spielern im und am gegnerischen Strafraum, was gleich mehrere positive Aspekte beinhaltete. Zum einen gab es nun mehr potenzielle Abnehmer für Hereingaben und zum anderen erhöhte sich die Chance auf den Gewinn der zweiten Bälle enorm. Darüber hinaus konnte man dadurch auch defensiv extrem stark stehen, da Atlético mit allen Spielern am eigenen Strafraum stand und somit praktisch keine Gefahr von ihnen ausging.
In dieser Situation rückte Filipe Luis auf Messi, wodurch sich Platz auf außen für Dani Alves ergab. Dieser flankte den Ball über die gesamte Defensive der Gäste bis hin zu Jordi Alba. Juanfran deckte Neymar, während Godin sich um Suárez kümmerte. Koke stand zu weit von Iniesta weg und drei weitere Spieler von Atlético standen im leeren Raum, wo kein Gegenspieler stand. Jordi Alba beziehungsweise die Außenabdeckung wurden komplett vernachlässigt, wodurch der Linksverteidiger völlig frei zum Schuss kam. Der missglückte Schuss landete dann bei Luis Suárez, der sich gut zwischen Godin und Lucas freilief und zum Ausgleich traf.
Beim 2:1 war es interessanterweise so, dass Barça nur mit recht wenig Spielern in Atléticos Strafraum stand. Dennoch kam man zum Torerfolg, was an der starken Flanke von Dani Alves lag, aber auch der guten Bewegung von Suárez und der ebenso schlechten von Godin. Juanfran kümmert sich erneut um Neymar, Godin im Prinzip um Suárez. Schon der Abstand dieser beiden Atlético-Akteure ist beängstigend, speziell deshalb, weil dieser mitentscheidend für das Tor war. Suárez antizipiert die Flanke hervorragend und läuft geschickt nach hinten in diesen freien Raum, während Godin nur auf den Ball achtet und dann nicht mehr schnell genug nach hinten zu seinem Landsmann kommt. Erneut stellt sich die Frage, ob alle Spieler von Atlético sich so nah am Ball befinden müssen, oder ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, wenn sich mindestens ein Spieler auf die ballferne Zone konzentriert hätte, einfach um alle möglichen Gefahrenpositionen abzudecken.
Fazit
Der FC Barcelona zeigte eine biedere erste Halbzeit, in der man nur ganz vereinzelt gefährlich wurde. Nach dem Rückstand war dieser Spielansatz viel zu schwach, weshalb man nach der Pause eine ganz andere Mannschaft sah. Barça spielte mit viel mehr Tempo, viel mehr Zug zum Tor, aber auch mehr Geduld. Während man im ersten Durchgang noch zu oft zu schnell den Abschluss suchte, spielte man nach der Pause cleverer und wartete öfter den passenden Moment ab. Die Blaugrana positionierte sich sehr gut im und am gegnerischen Strafraum, was offensiv und defensiv sehr hilfreich war. Atlético verteidigte zu oft mehr quantitativ als qualitativ, was gerade bei den beiden Gegentoren deutlich wurde. Beide Male gab es einige Spieler, die dort, wo sie standen, keinen Nutzen erzeugten und woanders sinnvoller aufgehoben gewesen wären. Gleichzeitig gab Atlético Barça zu viel Platz auf außen für die Außenverteidiger, den Jordi Alba und vor allem Dani Alves sehr gut zu nutzen wussten. Es war also auch kein Zufall, dass diese beiden den Ausgleich vorbereiteten.
Die Gastgeber waren in der zweiten Halbzeit extrem stark und hätten das Spiel gut und gerne mit 4:1 gewinnen können. Die Chancen dazu waren definitiv da, auch wenn man natürlich bedenken muss, dass Atlético seit der 35. Minute in Unterzahl spielte. Ohne Torres fehlte die Option auf Entlastungsangriffe, welche der Defensive Zeit zum Durchatmen hätten geben können. Das ändert aber nichts daran, dass die Blaugrana eine extreme Leistungssteigerung nach der Pause zeigte und Atlético wunderbar bespielte und letztlich hochverdient gewann.