Mit dem Spiel am Mittwoch findet die Champions-League-Saison für Barça zumindest in diesem Kalenderjahr sein Ende. Im alles entscheidenden sechsten Spiel der Gruppe F kämpfen die Mannen von Luis Enrique gegen das Star-Ensemble von Paris Saint-Germain um die begehrte Top-Position. Vor dem großen Showdown im Camp Nou haben wir den Gegner noch einmal ganz genau unter die Lupe genommen und wollen zeigen, wie die Katalanen am Ende die Oberhand behalten können.
Wir schreiben den zweiten Spieltag in der Gruppe F. Der FC Barcelona traf dabei in der Heimstätte von Paris Saint-Germain auf den französischen Meister zur ersten richtigen Standortbestimmung in der Debüt-Saison von Trainer Luis Enrique. Und diese fiel leider ganz und gar nicht erfreulich aus: Mit einem knappen 2:3-Endergebnis ließ Barça drei Punkte im Stade de Princes liegen und verlor zugleich noch den ersten Platz in der Gruppe. Doch wie kam dieses Ergebnis überhaupt zustande? Waren es rein individuelle Fehler, die einen möglichen Punktgewinn zunichtegemacht haben, oder steckte mehr dahinter?
Barça mit Problemen in der Raumaufteilung
Während Paris Saint-Germain in diesem Spiel auf die Leistungsträger Ibrahimović sowie Lavezzi verzichten musste, gab es aufseiten der Blaugrana immer noch die Sperre um Superstar Luis Suárez zu beklagen. Die Aufstellungen der beiden Mannschaften sahen demnach wie folgt aus:
Paris Saint-Germain: Sirigu – Van der Wiel, Marquinhos, Luiz, Maxwell – Verratti, Motta, Matuidi – Lucas, Cavani, Pastore
FC Barcelona: Ter Stegen – Alves, Mathieu, Mascherano, Alba – Rakitić, Busquets, Iniesta – Pedro, Messi, Neymar
Schon früh erkannte man die Rollenverteilung in diesem Spiel. Die Katalanen nahmen das Heft in die Hand, während sich Paris zunächst auf seine defensive Grundformation beschränkte beziehungsweise auf Pressingsituationen lauerte. Barça zeigte sich bei eigenem Ballbesitz dabei stark rechtsorientiert. Dies hatte zwei Effekte zur Folge: Zum einen wurde der hauptsächlich halbrechts auftauchende Messi damit noch stärker im Spiel eingebunden und konnte mit seinem kongenialen Pendant Dani Alves für einige gute Ballstafetten sorgen. Zum anderen sollte dadurch Iniesta wieder stärker zur Entfaltung kommen. Der Mittelfeldspieler zog sich beim Verschieben von Paris nach rechts stärker in das Zentrum und sollte dort mit seinen Dribblingsfähigkeiten sowie guter Ballbehandlung für schnelle Vorstöße sorgen, was sich beim 1:1-Ausgleich seiner Mannschaft bezahlt machen sollte.
Auffallend in dieser Szene ist die starke mannorientierte Spielweise von Van der Wiel gegen Neymar, die sich der Brasilianer zunutze gemacht hat. Der Niederländer legte dies im Laufe der Partie allerdings zunehmends ab, womit auch derartige Vorstöße immer mehr zur Rarität wurden. Auch bei Messi beziehungsweise Maxwell war dies der Fall, wobei sich der Argentinier bei Weitem nicht so dynamisch bewegte wie der Brasilianer und sich hauptsächlich eher als vordere Anspielstation anbot. Eine weitere Manndeckung war die Paarung Motta-Busquets. Die Franzosen pressten grundsätzlich in einem recht flexiblen 4-2-3-1-System, wobei sich Motta im zentralen Glied der Dreierkette befand und dort für Busquets eingeteilt war.
Auch aufseiten des FC Barcelona gab es einige Manndeckungen zu verzeichnen. Besonders auf der linken Seite waren Manndeckungen sehr dominant vertreten. Alba deckte Pastore und Neymar war für Matuidi zugeteilt. Pedro war keine spezielle Aufgabe in dieser Richtung zugeteilt, sollte er doch bei gegnerischem Ballbesitz in die defensive Grundformation einrücken beziehungsweise die erste Anlaufstelle für das eigene Pressing darstellen. Diese Einteilung mit den zwei Brasilianern hatte allerdings kontraproduktive Aspekte im Spiel gegen den Ball von Barça.
In dieser Darstellung sind die Manndeckungen von Neymar und Alba eingezeichnet. Dadurch blieb allerdings Van der Wiel auf rechts komplett frei. Rakitić muss sich nun nach außen orientieren, um gegebenenfalls Zugriff auf den Niederländer erzeugen zu können. Das hat zur Folge, dass das Zentrum der Katalanen aufgrund der flachen Positionierung der anderen ballfernen Mittelfeldspieler, d.h. Iniesta und Busquets, beinahe komplett verwaist ist. In einigen ähnlichen Situationen mit demselben Grundprinzip schaffte es Paris, diesen Raum zu nutzen und für einige gute Vorstöße zu sorgen.
Achtung vor Ibrakadabra!
Neben dieser Begegnung haben wir uns natürlich auch den französischen Meister in seiner heimischen Liga einmal angesehen, genauer gesagt das letzte Aufeinandertreffen am Wochenende gegen Nantes. Paris Saint-Germain hatte folgende Aufstellung zu bieten:
Paris Saint-Germain: Sirigu – Aurier, Marquinhos, Silva, Digne – Verratti, Rabiot, Pastore – Lavezzi, Ibrahimović , Lucas
Im heimischen Parc de Princes empfing der Tabellenzweite der Ligue 1 das formstarke Team aus Nantes. Und der Gegner hatte in der Anfangsphase eindeutig das Heft in der Hand. Mit aggressiven Manndeckungen gegen Rabiot und Pastore drängte man den Spielaufbau fast gänzlich über Verratti und verschob anschließend gut auf die Seite des jungen Mittelfeldspielers. Zusätzlich wusste man um das Einrücken von Superstar Ibrahimović und stellte diesen zugleich auch in Manndeckung, was sich beim ersten Tor nach einem Ballgewinn gegen den Schweden auszahlte. Anschließend kam Nantes von seiner anfangs recht aggressiven Spielweise ab und orientierte sich nur mehr schwach an den zugeordneten Gegenspielern. Paris fokussierte das Spiel zunehmends auf die Seiten und hatte einige gute Vorstöße durch Überladungen zu verzeichnen.
Die Mannen von Trainer Laurent Blanc gewannen die Partie schlussendlich durch zwei Treffer ihres schwedischen Superstars. Der erste Treffer fiel dabei nach einem sehenswerten Konter. Paris konnte sich vom Pressing des Gegners leicht lösen und verlagerte anschließend auf Serge Aurier. Dieser beförderte das Spielgerät danach zum ungedeckten Pastore, der leichtsinnig von seinem Gegenspieler – welcher sich am Offensivpressing beteiligen wollte – allein gelassen wurde. Mit einem Pass zu Lucas, der gleich darauf zum heransprintenden Ibrahimović spielt, war die ganze Sache dann auch gegessen. Der zweite Treffer fiel dann nach einer sensationellen Aktion des 31-jährigen Stürmerstars. Vorausgegangen war eine schlechte Staffelung von Nantes nach Abschlag des eigenen Torhüters, womit sich die Pariser Offensive relativ leicht bis an den Strafraum durchtanken konnte.
Wer Lust auf die Tore dieses Spiels hat, dem sei das folgende Video empfohlen:
Fazit
Alles in allem war der Auftritt von Barça in Paris schon relativ erfreulich. Luis Enrique präsentierte gute Ansätze, die sich teilweise schon damals bezahlt machten. Allerdings werden Änderungen im Verhalten der Mannschaft gegen den Ball vonnöten sein, will man nicht – wie bereits in der französischen Hauptstadt – ausgekontert werden. Eines ist wohl sicher: Fundamentale Änderungen im Spielverhalten des französischen Meisters im Vergleich zum Hinspiel werden wir nicht erleben.
Einige personelle Entscheidungen werden dem Barça-Trainer dagegen mit Sicherheit noch zu schaffen machen. Da Dani Alves für diese Partie gesperrt ist, muss ein Ersatz her. In Anbetracht der Tatsache, dass die Katalanen auch hier wieder die rechte Seite überladen sollten, wäre ein Einsatz Adrianos die wahrscheinlich bessere Wahl als Douglas, Montoya oder gar Bartra. Auch auf der Position des Sechsers wäre ein Einsatz von Mascherano eigentlich ein Muss, um Ibrahimović unter Kontrolle zu bekommen und den Katalanen somit hoffentlich einen sensationellen Sieg zu bescheren.