Showdown im Vicente Calderón: Atlético Madrid bittet Barça zum Tanz

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Das wird eine richtig harte Nuss! Am Mittwochabend empfängt Atlético Madrid den FC Barcelona zum Rückspiel im Viertelfinale der Champions League. Das Estadio Vicente Calderón wird einem Hexenkessel gleichen, wenn die Mannschaften etwa um 20:40 Uhr den Rasen betreten, angeheizt von den Ultras ‘Frente Atlético’, die mit einem Plakat um die bedingungslose Unterstützung der Gefolgsleute bitten. Xavi und Co. steht also ein richtig ungemütlicher Abend bevor, auf fremdem Terrain muss zumindest ein Tor her, um das strategisch ein wenig unglückliche 1:1 aus dem Hinspiel vergessen zu machen. Wenn aber eine Mannschaft über sich hinauswachsen kann, dann ist es die Blaugrana. Eine Leistung wie im Hinspiel, und die Himmelstore stehen ihnen weit offen.

Nach dem Viertelfinal-Hinspiel zwischen dem FC Barcelona und Atlético Madrid meinte unser Mitglied Falcon, dass das Spiel Final-Charakter gehabt hätte. Eine durchaus gewagte Aussage unseres kühlen Analytikers, die bei eingehender Betrachtung aber durchaus ihre Berechtigung hat. Das Spiel hatte alles, was ein spannendes Finale ausmacht. Es war ein Kampf bis zur letzten Sekunde, beide Mannschaften schenkten sich nichts und spielten mit einer ungeheuren Intensität, setzten nebenbei ihre taktischen Konzepte in Perfektion um und konnten zum Teil auch die hohen ästhetischen Ansprüche bedienen. Die etwas nüchterne Berichterstattung in den Medien verkannte die Qualität dieses Duells und konzentrierte sich auf die Schwächen, ohne die komplementäre Stärke der jeweils anderen Mannschaft zu würdigen. Die Anhänger beider Lager allerdings wissen, was ihnen bevorsteht: 90 Minuten pure Leidenschaft, eine packende Begegnung auf Augenhöhe, in der die Katalanen ein Tor erzielen müssen, koste es, was es wolle. Fußballherz, was willst du mehr?

Spektakel gegen Atlético – Mit Messi, Neymar und…?

…und Cesc Fàbregas. Auch im Rückspiel wird mit ziemlicher Sicherheit der ehemalige Arsenal-Akteur in der Startelf stehen. Fragezeichen gibt es aber mit Blick auf die Frage, welche Position der Mittelfeldspieler einnehmen wird. Die Mundo Deportivo berichtete am Montag über taktische Experimente von Tata Martino die Sturmreihe betreffend. Cesc soll in der morgendlichen Trainingseinheit auf der Falschen Neun eingesetzt worden sein, damit Neymar über links und Messi über rechts kommen kann. Diese kleine Veränderung im Angriffsspiel sei vor allem der Beobachtung geschuldet, dass Neymar sich auf dem rechten Flügel nicht sehr wohl fühlt. Im Hinspiel zeigte der hochtalentierte Brasilianer erst nach Einwechslung von Alexis Sánchez sein gesamtes Potenzial; erst dann konnte er dauerhaft seine bevorzugte linke Seite in Anspruch nehmen. Andrés Iniesta könnte darüber hinaus von Anfang an auf seiner angestammten Position spielen und müsste nicht sporadisch für die Breite im Spiel sorgen. Dadurch würden auch seine Fähigkeiten als Nadelspieler besser zur Geltung kommen.
Sollte Tata Martino tatsächlich diese Änderung erwägen, würde dies aber nicht nur Konsequenzen im Angriffsspiel nach sich ziehen. Auch auf dem rechten Flügel wäre Lionel Messi mit Gewissheit von defensiven Aufgaben befreit, und Cesc Fàbregas wäre aufgrund seiner umfangreichen defensiven Pflichten kein richtiger Stürmer – das hat das La-Liga-Hinspiel gegen Real Madrid gezeigt, in dem er sehr lange Wege zurücklegen musste. Weitere Auswirkung: Dani Alves bedarf in dieser Konstellation noch mehr Unterstützung durch die Mittelfeldspieler, wenn die Rückwärtsbewegung eingeleitet wird, ähnlich wie zuletzt in Madrid, als Neymar sich defensiv wenig einbrachte.

Will Tata Martino die Offensivreihe aber ernsthaft auf diese Weise umkrempeln – in einem Spiel, in dem es um alles geht? Könnte er nicht mit Alexis Sánchez oder Pedro Rodríguez einen ähnlichen Effekt erzielen? Was Neymar anbetrifft, wäre es ihm dann möglich, auf seiner bevorzugten Position zu starten. Von dort aus agiert er gerne invers und ist im Dribbling wesentlich stärker als auf rechts. Alexis fühlt sich dagegen auf dem rechten Flügel wohl und könnte die Mannschaft defensiv stabilisieren. Und Lionel Messi ist für eine Position geboren – nämlich die Falsche Neun. Sicher, auf der Außenbahn könnte er sich dem Zugriff der Sechser und der Innenverteidiger entziehen. Letztlich zieht es ihn aber ohnehin in die Mitte, wo er im Übrigen auch seine Qualitäten im Spielaufbau am einfachsten einbringen kann. Man denke nur an die Topchance von Iniesta im Hinspiel zurück, der ein Zaubermoment von Messi vorangegangen ist. Der Argentinier ist die schärfste Waffe der Katalanen gegen die geballte Defensive von Atlético. Je größer sein Wirkbereich ist, desto mehr Probleme bekommt Atlético. Alles in allem erscheint die dargestellte Variante damit ein wenig fragwürdig.

Ob der Trainer nun tatsächlich über diese Variante nachdenkt oder nicht, der Bericht der Mundo Deportivo macht es zumindest etwas schwerer, die genaue Aufstellung vorherzusagen. Im Camp Nou lieferte die Mannschaft eine hervorragende Leistung ab, was aber nicht bedeutet, dass alles perfekt lief. Neymar spielte in der ersten Halbzeit weit unter seinen Möglichkeiten, während Iniesta seine doppelfunktionale Rolle im System wunderbar interpretierte. Er gab dem Spiel wenn notwendig Breite, bewegte sich gut und rückte frühzeitig ein, wodurch seine Fertigkeiten gut zur Geltung kamen. Er war zu keiner Zeit isoliert, sondern voll involviert. Dementsprechend kann es nur um Neymar gehen. Messi auf rechts zu beordern, damit Neymar besser aufspielen kann, klingt für uns etwas gewagt. Wir gehen bei der Aufstellung deshalb etwas konservativ vor, halten es aber nicht für gänzlich ausgeschlossen, dass Tata Martino ‘nachbessert’.

Voraussichtliche Aufstellung gegen Atlético

Pinto – Alba, Mascherano, Bartra, Alves – Fàbregas, Busquets, Xavi – Iniesta, Messi, Neymar

Der Kader im Überblick

Pinto, Oier, Montoya, Fàbregas, Puyol, Xavi, Pedro, Iniesta, Alexis, Messi, Neymar, Mascherano, Bartra, Busquets, Song, Alba, Afellay, Tello, Adriano, Alves, Sergi Roberto.

Don Andrés, führe uns ins Halbfinale!

In großen Spielen gibt es immer wieder einen Namen, der besonders für Aufsehen sorgt: Andrés Iniesta. Je größer die Herausforderung, desto stärker präsentiert sich der Mittelfeldakteur in den Reihen des FC Barcelona. Geschmeidig trägt es ihn um den Platz, seine Bewegungen erinnern mehr an Kunst denn an Fußball. Einen Gegner nach dem anderen vernaschend, treibt er das Spiel seiner Mannschaft unnachahmlich voran. Lionel Messi ist das Aushängeschild der Blaugrana, doch wahre Anhänger wissen längst: In entscheidenden Momenten trumpft vor allem Iniesta groß auf. Im Rückspiel wird sehr viel von ihm abhängen. Ein perfektes Spiel wird aber nicht nur ihm abverlangt, das weiß auch Andrés nur allzu gut. Vor der Partie sprach der 29-Jährige mit einem Journalisten der Sport. „Der Weg ins Halbfinale geht nur über ein perfektes Spiel”, stellte der Torschütze im WM-Finale 2010 klar. „Wir wissen, dass wir auf einen sehr schweren Gegner treffen – das zeigen die letzten Begegnungen deutlich. Wie dem auch sei, wir müssen ein Tor erzielen und voll konzentriert sein. Wir glauben daran, dass wir eine große Partie spielen und weiterkommen können, dass wir es wieder ins Halbfinale schaffen. Wir wissen, dass es schwierig ist, aber wir sind in der Lage, das zu schaffen.”

Für Iniesta stellt das Aufeinandertreffen im Vicente Calderón das 500. Pflichtspiel im Trikot der Blaugrana dar. Ein ganz besonderer Moment für den Ballzauberer, weil es bedeutet, „dass ich anhaltender Konkurrenz standgehalten habe und mich in einer guten Form befinde. In einem Club wie diesem fällt das wesentlich schwieriger”. Ein Grund mehr für Don Andrés, auf dem Platz alles zu geben und Atlético Madrid die Grenzen aufzuzeigen; vor allem auch zu illustrieren, aus welchem Holz Schützlinge der La Masia geschnitzt sind, und das nicht nur spielerisch.

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Atlético wird Barça alles abverlangen

AtleticoMadrid

Der Weg ins Halbfinale wird für die Blaugrana steinig und schwer, so viel steht fest. Atlético Madrid wird alles daran setzen, die Verhältnisse in La Liga auf die Champions League zu übertragen, denn in der Liga sonnen sich bekanntlich die Hauptstädter seit einigen Wochen auf dem ersten Platz der Tabelle. Der erste Versuch des FC Barcelona, dieses Bild wieder gerade zu rücken, ist im Camp Nou ein wenig missglückt. Zwar waren die Schützlinge von Tata Martino die spielbestimmende, ja sogar die dominierende Mannschaft auf dem Rasen. Gegen einen unglaublich disziplinierten Gegner fiel es ihnen trotz ersichtlicher Spielfreude schwer, Torchancen herauszuspielen. Lücken wurden im Vollsprint zugemacht, die Verschiebung der Ketten funktionierte überwiegend wunderbar, und das Konzept der Raumdeckung trug große Früchte. Im Rückspiel erwartet Barça eine ähnlich große Hürde – viele Möglichkeiten werden sie nicht bekommen, um Courtois zu bezwingen.
Es sollte nicht die einzige Sorge von Tata Martino sein. Im Hinspiel nur zeitweise ein Faktor, könnte das Offensivpressing von Atlético vor heimischer Kulisse zum noch größeren Problem werden, auch wenn Diego Simeone auf der Pressekonferenz vor allem die Konter hervorhob. Die Madrilenen pressten beim ersten Schlagabtausch aus einem 4-4-2 heraus, bei dem es klare Rollenverteilungen gab. Sie praktizierten es mannorientiert, lediglich ein einziges Mal gab es eine kleine Anomalie. Mit den Fans im Rücken wird der Tabellenführer in La Liga sicherlich noch mehr in die Waagschale legen. Nun gehört der FC Barcelona aber zu den pressing-resistentesten Mannschaften der Welt, was sie auch vor einer Woche unter Beweis stellten. Bis auf eine Unkonzentriertheit bei Pinto konnten die Katalanen den Gast immer zurückdrängen. Das Estadio Vicente Calderón ist aber nicht das Camp Nou, und die Vergangenheit zeigt deutlich, dass das Team auswärts häufig größere Schwierigkeiten hat, die Leichtigkeit im Spielaufbau umzusetzen.
Das Rückspiel wird für Barça vermutlich also noch schwieriger als das Hinspiel. Dazu werden gewiss auch die Fans von Atlético Madrid beitragen, die eine historische Chance wittern. Die Fangruppe ‘Frente Atlético’ fordert alle Anhänger dazu auf, die Mannschaft zum Sieg zu tragen. „Alle sollten in die Gesänge einstimmen, die von der Tribüne ‘Fondo Sur’ angestimmt werden, um unsere Spieler so anzutreiben, wie es Cholo erbeten hat”, heißt es in ihrer Kampagne.

Auf einen warmen Empfang brauchen die Spieler der Blaugrana also nicht zu hoffen, im Gegensatz zu den Akteuren aufseiten Atléticos. Sie sind auch schon ganz heiß auf die Begegnung und wollen mit den Fans im Rücken das Halbfinale erreichen. Vor dem Spiel meldeten sich Miranda und Gabi auf Pressekonferenzen zu Wort, nachfolgend die wichtigsten Aussagen der Spieler.

Miranda: „Die Leute fragen sich, warum wir (Anm.: die Spieler) so lange spielen. Die Antwort ist, dass wir physisch gut drauf sind – wir werden das bis zum Schluss beibehalten. […] Es ist wichtig, zusammenzuhalten. Barcelona ist ein großes Team, wir müssen vorsichtig sein und auf ihre Spieler achtgeben. […] Alle Spiele sind sehr wichtig. Wir sind nicht nervös, wir sind große Spiele gewohnt und wissen um unsere Stärke. Wir denken gar nicht daran, auszuscheiden, sondern werden hart daran arbeiten, in die nächste Runde einzuziehen.”

Gabi: „Es wird ein wichtiges Spiel in der Geschichte des Vereins sein. Wir hoffen, dass sie (Anm.: die Fans) eine gute Zeit erleben und uns so unterstützen, wie sie es immer tun. […] Ich bin aufgeregt, so wie der gesamte Stab. Wir haben uns das alles verdient. So etwas durchlebt man nicht häufig, wir wollen so leidenschaftlich wie möglich auftreten und damit jeden um uns herum anstecken. […] Wir durchleben die beste Zeit unseres Lebens. Keiner der Spieler ist müde. Wir wollen weiter gegen die Besten antreten und die Saison auf die gleiche Weise beenden. Uns ist es gelungen, die Leute mit unserer Arbeit zu begeistern, doch von nun an sehen wir die beste Version von Atlético. […] Kleine Details werden das Spiel entscheiden, wir müssen 90 Minuten lang konzentriert sein. Jeder ihrer Spieler ist für einen Assist oder eine entscheidende Aktion gut. Wir müssen wachsam sein. Es ist schwierig, sie aufzuhalten – doch wir werden versuchen, als Team gut zu spielen und ein gutes Ergebnis einzufahren.”

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