Noten zu Barcelona vs. Viktoria Pilsen | Lewandowski überragt, Dembélé treibt an, Ferran als Edeljoker

Marc-André ter Stegen bekam genau einen Ball auf sein Tor und der zappelte im Netz. Den deutschen Schlussmann traf dabei keine Schuld, seine Unsicherheit beim Herauslaufen kurz zuvor korrigierte er vor dem Zeitpunkt der Flanke wieder. Ein eher undankbarer Abend für ter Stegen, der kaum Möglichkeiten erhielt, sich auszuzeichnen. Barçawelt-Punkte: 6

Sergi Roberto war als Rechtsverteidiger von Anfang an in das Offensivspiel der Blaugrana involviert und lief immer wieder in den gegnerischen Strafraum rein, um Zuspiele zu empfangen. Wenn Ousmane Dembélé in das Zentrum zog, positionierte Roberto sich auf dessen Position, wodurch Barças Spiel an Tiefe gewann. Vor dem 2:0 zog Roberto, der als Kapitän auflief, explosivartig in den freien Raum, um anschließend den zweiten Treffer Barças vorzulegen (auch wenn das Zuspiel nicht ideal war). Den eigenen Offensivgang bestätigte Roberto nur drei Minuten später bei einem eigenen Abschluss. Zur Halbzeit verließ der 30-Jährige angeschlagen nach einer überzeugenden Partie den Platz. Barçawelt-Punkte: 7

Koundé trat gegen Viktoria Pilsen am Anfang als linker Innenverteidiger auf und suchte früh in der Partie durch risikolose Zuspiele Sicherheit in der Zusammenarbeit mit Andreas Christensen als Innenverteidiger-Duo. Gegen den Ball presste der Franzose häufig weit vorne und ging in Kopfballduelle. Nach acht Minuten entschärfte Koundé einen Kontervorstoß der Gäste; drei Minuten später verteidigte er einen Pilsen-Angriff nicht konsequent genug, doch im Abwehrzentrum präsentierte er sich insgesamt sattelfest. Nachdem Koundé bereits gegen Sevilla zweimal für Mitspieler vorlegte, gelang ihm bei Kessiés 1:0 erneut ein Assist. In Hälfte zwei gab er den Rechtsverteidiger, wo Pilsens Offensivakteure ab und zu seine offensive Auslegung der Position für Angriffe ausnutzten. Barçawelt-Punkte: 6

Andreas Christensen übernahm im Spielaufbau über die Innenverteidiger die Verantwortung und setzte sogar nach drei Minuten zum Antritt bis tief in die gegnerische Hälfte an. In Spielminute 24 herrschte kurz Hektik rund um ihn, als es zunächst danach aussah, dass er die Rote Karte bekommen würde. Nach dem VAR-Check sah aber sein Gegenspieler völlig zurecht die Gelbe Karte für einen Ellbogenschlag. Beim Gegentor machte Christensen keinen Druck auf Flankengeber Vaclav Jemelka – hier sah der Däne ebenso wenig gut aus wie in der 65. Minute, als er seinem Gegenspieler bei Pilsens wohl gefährlichster Aktion in der zweiten Halbzeit nicht mehr hinterherkam. Ansonsten hat er (wie Koundé) wenig anbrennen lassen, wurde aber auch nicht so häufig defensiv gefordert. Barçawelt-Punkte: 6

Alba rotierte für Alejandro Balde in die Startelf und lief schon in der Anfangsphase in gewohnter Art hinter die gegnerische Abwehrkette. Mit der Zeit ließ das nach und das Spiel des Linksverteidigers wurde von Fehlern geprägt: Bei eigenen Angriffen kamen seine hohen und flachen Hereingaben zu ungenau; beim Angriff der Tschechen, der zum Tor führte, war er nie richtig am Torschützen Jan Sykora dran. Doch direkt nach dem Pausentee trat Alba mit einer ganz anderen Ausstrahlung auf und ermöglichte Fati durch einen haargenauen Steilpass eine Großchance. Es sollte nicht Albas letzter Pass dieser Art gegen Pilsen gewesen sein. Der 33-Jährige leitete zudem das 4:1 durch sein Zuspiel auf Vorlagengeber Ferran Torres ein und erholte sich im zweiten Durchgang von einer eher durchwachsenen ersten Hälfte. Barçawelt-Punkte: 6

Frenkie de Jong übernahm gegen Viktoria Pilsen die Rolle von Sergio Busquets und zeichnete sein Spiel im ersten Durchgang dadurch aus, dass er mit dem Spielgerät am Fuß Ruhe ausstrahlte und gegen den Ball aktiv in die Zweikämpfe ging, um Pilsen-Angriffe durch das Zentrum früh zu vereiteln. Vor allem in Luftduellen gab der Niederländer dabei eine gute Figur ab. Nach dem Seitenwechsel holte sich de Jong häufig den Ball von hinten ab, um durch vertikale Zuspiele das Spiel anzukurbeln; in der Schlussphase zog er auch mehrmals in den gegnerischen Strafraum hinein. In einer sonst sehr aufmerksamen Vorstellung des 25-Jährigen kam er in Minute 65 nicht mehr mit Tomas Chory mit, der den Ball über das Tor jagte. Barçawelt-Punkte: 7

Direkt der Premierentreffer für Franck Kessié bei seinem Startelfdebüt im Trikot der Blaugrana. Schon bis zu diesem platzierten Kopfball, der das 1:0 besorgte, trat Kessié offensiv auf und ging ähnliche Laufwege wie zuletzt Gavi in der Liga, um als zweiter Stürmer neben Lewandowski zu agieren, wenn die Mitspieler die Tiefe suchten. Doch auch wenn der Mann aus der Elfenbeinküste aus dem Rückraum angerauscht kam, wurde es gefährlich. So etwa bei seinem Abschluss in der 22. Spielminute. In der zweiten Halbzeit profitierte Kessié vor allem von seiner Physis, um dem FC Barcelona Ballbesitz zu sichern. Ein ansprechendes erstes Spiel von Beginn an für Barça. Barçawelt-Punkte: 7

Pedri begeisterte die Fans, die ihn bei seiner Auswechslung in der 75. Minute mit Sprechchören vom Platz verabschiedeten, auch in dieser Partie. Bis dahin fiel der Youngster durch Seitenverlagerungen und zahlreiche gute Ideen auf, auch wenn die folgenden Zuspiele nicht immer beim Mitspieler angelangt sind. Vor Kessiés Chance in Minute 22 spielte Pedri einen präzisen Pass auf Lewandowski, nachdem der 19-Jährige mit Ball am Fuß vom eigenen Sechszehner bis kurz vor den gegnerischen eilte. Das 2:0 resultierte aus einem Pedri-Ballgewinn im Mittelfeld, in der 40. Spielminute hätte er nach genialem Zusammenspiel mit Lewandowski beinahe auf 3:0 gestellt, doch sein Ball wurde vor der Linie noch weggekratzt. Keinen Scorerpunkt gesammelt und doch wenig überraschend, dass er unter Standing Ovations das Feld verließ. Barçawelt-Punkte: 8

Neben Pedri begleiteten Standing Ovations auch Ousmane Dembélés Auswechslung in Minute 75. Der französische Dribbelkünstler startete etwas holprig in die Partie mit einem fatalen Querpass, der nach acht Minuten Pilsens ersten Angriff ermöglichte, drei Minuten später legte er per Querpass am gegnerischen Strafraum dann aber die erste Chance von Lewandowski vor. Mit der anschließenden missglückten Ecke leitete Dembélé die nächste Chance der Tschechen ein; zwei Minuten später folgte auf einen Eckball das 1:0. Ansonsten arbeitete Dembélé emsig gegen den Ball und trieb immer wieder das Spiel an. So auch vor dem 3:1, als Dembélé zur Grätsche ansetzte und anschließend traumhaft Lewandowski bediente. Mindestens genauso sehenswert der Assist zum 5:1 durch Dembélés Chip-Ball in den Strafraum. Trotz Abschlussmöglichkeiten blieb Barças Nummer 7 ein Treffer an diesem Abend verwehrt, ansonsten eine Leistung, die nur von einem Akteur an diesem Abend übertroffen wurde. Barçawelt-Punkte: 9

Robert Lewandowski legte gegen Viktoria Pilsen einen Weltklasse-Leistung an den Tag. Immer wieder forderte er aktiv das Spielgerät, setzte die Mitspieler hervorragend in Szene (so auch beim Doppelpass per Hacke mit Pedri und bei den Zuspielen auf Alba in Minute drei und 51) und kontrollierte ungenaue Bälle der Mitspieler, um im Anschluss noch zum Abschluss zu kommen. Der Pole versuchte bei eigenem Ballbesitz viel und zeigte erneut, wie variabel er in seinen Aktionen ist. Die Gäste aus Tschechien fanden kaum Wege, ihn zu stoppen. Beim 2:0 und 4:1 präsentierte er sich aus ähnlicher Position eiskalt aus der Distanz, beim 3:1 winkte er am langen Pfosten, um den Ball aus nächster Nähe einzunicken. Der erste Dreierpack Lewandowskis im Trikot der Blaugrana macht ihm zum Man of the Match. Barçawelt-Punkte: 10, MOTM

Ansu Fati durfte zum Auftakt in Barças Champions-League-Saison von Beginn an ran, trat aber spielerisch nicht so in Erscheinung wie Lewandowski und Dembélé. Das bedeutet nicht, dass Fati nicht Chancen auf Tore gehabt hätte: In der 18. Spielminute rauschte sein Schuss knapp am Gehäuse vorbei und nach 46 absolvierten Minuten verzog er das Spielgerät in aussichtsreicher Position. Ansonsten löste sich der Youngster mehrmals vom Gegenspieler, um dem Ball entgegenzukommen und so im Spiel eingebunden zu sein. Nach 65 Minuten wurde er ausgewechselt; der 19-Jährige wird weiter von Xavi behutsam behandelt. Barçawelt-Punkte: 6

Gerard Piqué ersetzte zur zweiten Halbzeit Sergi Roberto und übernahm auch das Amt des Kapitäns. Der Innenverteidiger strahlte Sicherheit aus und brachte all seine 43 Pässe an den Mann. Aufgefallen ist er vor allem in der Nachspielzeit, als er erst im eigenen Strafraum einen Schuss blockte und zwölf Sekunden später in der Nähe des gegnerischen Sechszehners per Kopf für Lewandowski ablegte. In einer für ihn sonst ereignisarmen Partie unterlief ihm in Minute 65 ein Stellungsfehler, den die Gäste aber nicht ausnutzen konnten. Barçawelt-Punkte: 6

Ferran Torres galt am Mittwochabend als Paradebeispiel für die Qualität in der Breite des Barça-Kaders. Zwei Minuten nach seiner Einwechslung legte er mit dem Rücken zum gegnerischen Tor das 4:1 vor, vier Minuten danach präsentierte er sich bei seiner Direktabnahme aus der Drehung zum 5:1 extrem abgezockt. Auch sonst überzeugte er (obwohl er im Anschluss unauffälliger wurde) durch ein cleveres Positionsspiel, das wieder einmal zeigte, dass Xavi ihn auch in Zukunft auf verschiedenen Positionen einsetzen kann. Barçawelt-Punkte: 7

Gavi wurde für Pedri eingewechselt und unterstützte Barça in Situationen auf engem Raum, um in der Schlussphase weiterhin in Ballbesitz zu bleiben. Von seinen zwölf gespielten Pässen kamen alle an. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Memphis Depay kam für Ousmane Dembélé und erschien in der 78. Minute im Strafraum der Gäste, doch für große Gefahr sorgen konnte er nicht. Stattdessen machte Memphis in den Mittelfeldzonen einige Bälle fest und begeisterte das Camp Nou in Spielminute 81 durch einen Trick für die Kunstgalerie. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Pablo Torre wurde von Xavi für Franck Kessié gebracht und gab dadurch sein Debüt für den FC Barcelona. Der 19-jährige Neuzugang wirkte teilweise etwas nervös, doch schob auch mit nach vorne an, um beim Königsklassen-Auftakt zum Offensivspiel der Katalanen noch etwas beizutragen. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Xavi rotierte mit Erfolg. Die (mal wieder) neu formierte Abwehrreihe im 4-3-3 ließ kaum etwas zu, während Jules Koundé und Andreas Christensen auch bei eigenem Ballbesitz sich in dieser Konstellation einspielen konnten. Die Spielideen des Trainers wurden erkennbar durch Offensivläufe Kessiés, die denen von Gavi ähnelten und innovative Standardvarianten, die in der Durchführung mal besser und mal schlechter funktionierten. Ansu Fati erhielt von Xavi wichtige Spielzeit, während andere Akteure der Blaugrana eine wichtige Pause vor anstrengenden Wochen bekamen. Pablo Torre wurde zum Debüt verholfen und die Einwechslung von Ferran Torres trug sofort Früchte. Ein rundum gelunger Abend mit dem einen kleinen Schönheitsfehler – dem Gegentor. Barçawelt-Punkte: 9

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

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