Gegen Manchester United zeigte der FC Barcelona eine routinierte Leistung, die den verdienten Einzug ins Halbfinale zur Folge hatte. Im Mittelpunkt der Brennpunkte diesmal: Valverdes Ansatz, Coutinhos Leistung und Busquets’ Cleverness.
Valverde und der veränderte Ansatz
Im Hinspiel war der FC Barcelona vor allem auf Kontrolle aus. Speziell nach dem frühen Tor ging es nicht zwingend darum den Ball vors Tor zu bringen, sondern überwiegend darum, den Gegner laufen zu lassen, das Tempo zu kontrollieren und das gegnerische Pressing aufzusaugen. Es war ein pragmatischer, aber effektiver und insgesamt auch nicht völlig unverständlicher Ansatz von Ernesto Valverde, vor allem wenn man bedenkt, dass die Mannschaft nur wenige Tage vorher in einem entscheidenden Spiel gegen Atlético Madrid einiges an Kräften gelassen hatte.
Zu Hause ging der Coach der Katalanen die Partie vollkommen anders an, Barça spielte nun in der typischen Manier: Das Team presste höher, spielte mit mehr Intensität und Druck nach vorne und ließ bis auf die ersten fünf Minuten nie Zweifel daran aufkommen, wer ins Halbfinale einziehen würde. Man merkte dem Team an, dass jeder Feldspieler am Wochenende eine Pause bekam. Der Einsatz aller Spieler war beachtlich, es wurden überall auf dem Feld Lücken gestopft, jeder rannte für seine Mitspieler und vor allem schaffte man es in Ballbesitz ständig Überzahl zu schaffen, um so den Ball und den Gegner gleichzeitig laufen zu lassen. Der Ballbesitz war dabei, bis auf die letzte Viertelstunde, nicht nur reiner Selbstzweck, sondern diente dazu Torgefahr auszustrahlen. Barcelona spielte sich nicht einfach nur den Ball zu, man suchte gezielt Lücken, ging ins Dribbling und suchte den Abschluss.
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Philippe Coutinho und das Verstummen der Pfiffe
Philippe Coutinho durchlebt eine schwierige Phase. Diese Saison läuft es schon seit Längerem nicht gut für ihn. In den letzten Wochen zeigte seine Formkurve wieder etwas nach oben. Er machte weniger Fehler, verlor weniger Bälle und konnte auch den ein oder anderen Treffer erzielen, meistens brauchte er dabei nur einzuschieben. Das soll keine Kritik sein, auch dafür muss man erstmal richtig laufen und das Spiel richtig interpretieren, allerdings sind solche Tore nicht unbedingt das, was einem Kreativspieler wie Coutinho dabei hilft, die Form wieder zu finden.
Gegen Manchester United durfte er erneut von Beginn an ran und zeigte eine zunächst vor allem engagierte, später wirklich gute Leistung. Er half dabei den Ball laufen zu lassen und hatte einige gute Ideen, wovon er nicht alle gut umsetzen konnte. Er war es auch, der durch sein Nachsetzen das 2:0 einleitete und später mit seinem klassischen Rechtsschuss unter die Latte das 3:0 besorgte. Danach wurde er immer besser und hatte sichtlich Spaß am Kicken. Nach seinem Tor und bei seiner Auswechslung wurde er zu Recht mit Sprechchören gefeiert.
Der Brasilianer hat unbestreitbar enorme Qualitäten und scheint diese nun auch vermehrt auf dem Flügel zur Geltung bringen zu können. Dies geht natürlich nur, wenn Jordi Alba ihm auf außen genug Unterstützung bietet, sodass Coutinho sein Spiel spielen kann, welches eben oft dazu führt, dass er in die Mitte zieht. Er ist kein klassischer Flügelstürmer, der mit Tempo auf Außen in die Dribblings geht. Er ist ein spielstarker Spieler, der gerne ins Zentrum zieht, idealerweise spielt er noch tiefer, um das Spiel mehr vor sich zu haben; doch nicht nur das Spiel gegen Manchester United hat gezeigt, dass er auch weiter vorne eine große Hilfe sein kann.
Die Grundvoraussetzung, die er mittlerweile verstanden zu haben scheint, ist vor allem, dass er es nicht zu kompliziert machen darf. Die kleinen, einfachen Dinge müssen sauber und korrekt ausgeführt werden, dann läuft das ganze Getriebe und dann kann jeder Einzelne glänzen. Das wird auch dafür sorgen, dass er die Momente bekommen wird, in denen er etwas Spektakuläres versuchen kann und wenn dies in einem solch schönen Tor wie gegen die Red Devils endet, werden die Pfiffe von vor einigen Wochen dauerhaft Sprechchören weichen.
Sergio Busquets und der Tanz auf der Rasierklinge
Im Hinspiel hatte Sergio Busquets große Probleme mit Manchester United. Immer wieder wurde er zentral in Zweikämpfe verwickelt und nach mehreren Fouls mit der gelben Karte bedacht. Dies bedeutete, dass eine weitere gelbe Karte im Camp Nou ihn zum Zuschauen im Hinspiel eines möglichen Halbfinals verdammen würde. Der Mittelfeldanker hatte mit diesem Risiko über die 90 Minuten jedoch nicht das kleinste Problem. Lediglich zwei Fouls beging er während des gesamten Spiels, ansonsten wusste er stets genau, wann er sich besser zurückhalten sollte und wann er risikofrei zum Ball gehen konnte.
Logischerweise half dabei der frühe 2:0-Vorsprung, da Busquets nun leichter zocken konnte und wusste, dass nicht jeder Gegner, der an ihm vorbeikommen sollte, potentiell das Ausscheiden bedeuten könnte. Was es ihm aber am Einfachsten machte, war das Spiel seiner Mannschaft. Da Barcelona den Ball so gut laufen ließ und so gut presste, gab es extrem wenig Umschaltmomente vom englischen Rekordmeister, in denen Busquets überhaupt Gefahr laufen konnte ein Foul zu begehen.
Getreu dem Motto “Angriff ist die beste Verteidigung” half es Barças Vizekapitän vor allem, dass seine Mannschaft dominant spielte und über die gesamte Spielzeit eine hervorragende Raumaufteilung hatte, wodurch die gegnerischen Konterversuche zumeist im Keim erstickt werden konnten. Die eigene Cleverness, als auch die Mithilfe der gesamten Mannschaft sorgten also dafür, dass Sergio Busquets im Halbfinal-Hinspiel mit dabei sein kann.