Showdown im Camp Nou: Am Mittwochabend spielt der FC Barcelona gegen Manchester City um den Einzug in die nächste Runde der Champions League. Die Ausgangslage für die Katalanen kann besser kaum sein, im Hinspiel setzten sich die Schützlinge von Tata Martino überraschend deutlich mit 2:0 durch. Das Viertelfinale ist also nur noch Formsache – oder doch nicht? Nach den zuletzt schwachen Auftritten von Barça kann sogar dieses Spiel noch zum Stolperstein werden. Die Engländer zumindest werden alles daran setzen, den Spieß umzudrehen.
FC Barcelona gegen Manchester City – Volle Kontrolle voraus
Bildquelle: fcbarcelona.com
Das Rückspiel zwischen dem FC Barcelona und Manchester City verspricht nicht gerade ein Fußballfest zu werden. Beide Mannschaften präsentierten sich zuletzt nicht in großartiger Verfassung. Der FC Barcelona kassierte auswärts gegen Real Valladolid eine 0:1-Niederlage und fiel vier Punkte hinter Spitzenreiter Real Madrid zurück. Für die Engländer kam es sogar noch dicker: Sie mussten im Viertelfinale des FA-Cups die Segel streichen, und das ausgerechnet gegen den Zweitligisten Wigan Athletic. Es scheint, als schielten beide Kontrahenten am Wochenende bereits auf die Herausforderung in der Königsklasse.
Im Vergleich zur Partie am Wochenende gegen Valladolid kann Tata Martino wieder aus dem Vollen schöpfen. Andrés Iniesta kehrt nach seinem schweren Schicksalsschlag wieder in den Kader zurück, auch José Manuel Pinto ist wieder im Aufgebot vertreten. Insgesamt hat der Argentinier 23 Spieler in den Kader berufen, lediglich die verletzten Jonathan dos Santos und Isaac Cuenca stehen dem Trainer nicht zur Verfügung.
Trotz des üppigen Kaders für das Spiel gegen Manchester City steht die Aufstellung faktisch schon fest. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel forderte Gerardo Martino von seinen Spielern, dass sie die Partie so angehen sollten, als stünde es 0:0. Wenn der in die Kritik geratene Anführer der Mannschaft das Spiel unter dem gleichen Credo in Angriff nimmt, dann wird die Aufstellung so aussehen wie im Hinspiel. Bereits im Vorfeld der Partie sorgt die voraussichtliche Elf gegen City für Kontroversen und hitzige Debatten unter den Anhängern des katalanischen Traditionsvereins. Viele Fans scheint die folgende Ansammlung nicht mehr zu haben:
Valdés – Alba, Mascherano, Piqué, Alves – Fàbregas, Busquets, Xavi – Iniesta, Messi, Sánchez.
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Manuel Pellegrini gibt sich kämpferisch
Die 2:0-Niederlage vor heimischer Kulisse im Etihad Stadium war für die Spieler von Manchester City eine harte Pille, die sie schlucken mussten. Eine solche Hypothek vom FC Barcelona aufgebrummt zu bekommen, bedeutet im Normalfall das Aus für die Champions-League-Ambitionen. Doch wer denkt, dass die Engländer jetzt den Kopf in den Sand stecken und vor Scham im Boden vom Camp Nou versinken, sieht sich getäuscht. Trainer Manuel Pellegrini glaubt noch an eine Chance seiner Mannschaft: „Ich denke, dass Hinspiel hier war bis zum Elfmeter und dem Ausschluss von Martín Demichelis eine sehr knappe Angelegenheit. In der Folge war es natürlich nicht einfach, gegen Barcelona mit einem Spieler weniger zu spielen. Ich habe keine Zweifel daran, dass wir mit dem Willen nach Barcelona reisen, weiterzukommen. Dass wir sie im Camp Nou besiegen und uns revanchieren können.”
Bereits diese wenigen Worte von Pellegrini machen deutlich, wie schwer die Partie am Mittwoch für den FC Barcelona werden könnte. Mit Villarreal konnte der Trainer von City schon mal drei Zähler aus dem Camp Nou entführen – jetzt sollen es mindestens zwei Tore und das Viertelfinale der Champions League werden. Doch was wird nach Meinung von Pellegrini der Schlüssel zum Sieg sein? „Zunächst einmal die individuelle Leistung der Spieler, so wie in jedem großen Spiel. Sie haben sehr gute Spieler, wir aber auch. Die zweite Sache betrifft das Tor. Wenn wir ein frühes Tor erzielen, könnte das den FC Barcelona ein wenig nervös machen, denke ich. Es gibt in großen Spielen sehr viele Sachen, die den Ausgang beeinflussen können, und es ist schwierig, den Schlüssel zum Sieg zu benennen”, so der Trainer der Himmelsblauen. Zum Abschluss des Interviews mit mcfc brachte Pellegrini seine Meinung auf den Punkt: „Wir können es schaffen und haben jede Menge Selbstvertrauen, um es zu versuchen. Wenn wir einen guten Tag erwischen, können wir es packen – davon bin ich absolut überzeugt!”
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Das Hinspiel im Etihad Stadium
Die Weichen für den Einzug ins Viertelfinale der Champions League hat der FC Barcelona im Hinspiel bereits gelegt. Messi per Foulelfmeter und Dani Alves machten den Abend rein ergebnistechnisch zu einem der erfolgreichsten der jüngeren Champions-League-Geschichte. Trotzdem fiel das Echo nach dem Spiel nicht einheitlich aus: Die einen attestierten der Elf eine taktische Meisterleistung und waren voll des Glückes über einen fantastischen Auftritt, andere wiederum konnten dem Spiel bis auf das Ergebnis nur wenig abgewinnen und beklagten die sehr zurückhaltende Spielweise der Mannschaft. Was war passiert? Um dem konterstarken Gegner nicht in die Karten zu spielen, entschied sich Tata Martino für eine Aufstellung, mit der ein Maximum an Spielkontrolle möglich war. Für Pedro war kein Platz mehr in der Mannschaft, stattdessen beorderte der Trainer Andrés Iniesta auf den linken Flügel und Cesc Fàbregas ins Mittelfeld.
Vier Mittelfeldspieler waren der absoluten Spielkontrolle sehr förderlich. Die Offensivmacht aus Manchester erspielte sich in der ersten Halbzeit gerade mal eine Halbchance. Ähnlich erging es aber auch dem FC Barcelona, das in der ersten Halbzeit ebenfalls nur zu einer kleineren Möglichkeit kam. Dem katalanischen Spiel mangelte es an Bewegung, insbesondere vertikaler Bewegung und an der Breite, da es Iniesta immer wieder ins Mittelfeld zog und Alba seinen offensiven Drang stark dosierte. Der linke Flügel war also oft unbesetzt und Manchester City dadurch imstande, mit ihrer Abwehrkette und dem Mittelfeld stark nach links zu verschieben.
Bis zum elfmeterwürdigen Foul an Lionel Messi fand der FC Barcelona offensiv kaum statt, konnte aber Manchester City durch die Spielkontrolle sehr gut in Schach halten. Erst nach der Roten Karte für Martín Demichelis drehte die Blaugrana kurzzeitig auf und erspielte sich ausgezeichnete Tormöglichkeiten. Alves zog den Ball knapp am linken Pfosten vorbei, und als Piqué den Ball völlig frei vor dem Tor über die Torlinie brachte, pfiff ihn der Schiedsrichter zu Unrecht wegen Abseits zurück. Danach allerdings ließ die Mannschaft von Tata Martino die Zügel schleifen und machte Manchester City unnötig stark. David Silva prüfte Víctor Valdés per Volley, doch der Schlussmann der Katalanen parierte erstklassig.
Insgesamt also keine vollkommen überzeugende Vorstellung von Barça. Auch in der ersten Halbzeit hat es eine Phase gegeben, in der die Mannschaft nur dem Ball hinterherlief und nicht genug Druck aufbauen konnte. In dieser Phase hatten die Spieler auch Probleme mit dem Gegenpressing von Manchester City und konnten sich nicht aus ihren Fängen befreien.
Hier die Highlights zum Hinspiel:
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Was kann man von Barça erwarten?
Mental und physisch wirkt die Mannschaft um Kapitän Puyol zurzeit stark angeschlagen. Sie sind weit von der Intensität entfernt, die sie in der Hinrunde an den Tag gelegt haben. Wo sind die traumwandlerischen Kombinationen hin, die uns in der Hinrunde an die Spitze der Tabelle spülten? Wo der Einsatz, der uns auch in schwierigen Spielen vor Punktverlusten bewahrt hat? All das scheint den Spielern abhanden gekommen zu sein. Die Gründe dafür zu benennen, ist aus der Entfernung praktisch unmöglich. Fest steht nur, dass der Leistungsabfall keine Ausnahmeerscheinung ist. Auch letzte Saison konnte das Team die gute Verfassung aus der Hinrunde nicht in die Rückrunde hinüberretten.
Es ist unverkennbar, dass in den Abläufen bei Barcelona irgendwo Sand im Getriebe ist. Und eine Sache kann die Mannschaft überhaupt nicht gebrauchen: Unruhe im Umfeld. Bei Barça gibt es zum Leidwesen der Spieler jede Menge davon. Zu allem Überfluss ist nach dem aktuellen Stand sogar zweifelhaft, ob ihr Trainer, Tata Martino, seine Arbeit in der kommenden Saison fortsetzen wird. Tata selbst gibt sich bei Fragen zu diesem Thema äußerst geheimnisvoll, und auch die jüngsten Aussagen von Präsident Bartomeu sind nicht sonderlich erleuchtend, sondern eher beunruhigend: „Wir haben die Hoffnung, dass er lange als Trainer bei Barça bleibt. Wenn der Tag kommt, an dem sich das ändert, werden wir die beste Option suchen. Wir wünschen uns, dass er bleibt – er hat eine wichtige Aufgabe.” Nach uneingeschränkter Transparenz klingt das nicht gerade. Dass diese Unsicherheit, allgemein die Unruhe im Verein auf die Spieler abfärbt, ist fast nicht zu vermeiden.
Was also ist von dieser Mannschaft zu erwarten? Sie muss schnellstmöglich die Kurve bekommen, am besten schon im Spiel gegen Manchester. Ansonsten könnte es bereits im Camp Nou ein ungemütlicher Abend werden. Barça hat erstklassige Spieler, sie sind in der Lage, bezaubernden Fußball zu praktizieren. Nur müssen sie ihre mentalen Fesseln lösen und physisch wieder auf die Beine kommen. Dann ist auch in dieser Saison noch einiges möglich. Ein überzeugendes Spiel am Mittwochabend wäre ein guter Anfang.
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Was meint ihr, wie geht das Spiel aus? Wer sollte spielen? Wer schießt die Tore? Viel Spaß beim Kommentieren!
Visca el Barça!